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ORM Rebenland Rallye 2022: Vorschau RRA
Fotos Harald Illmer, Rainer Binder (Schart)

„Schmollifeuer“ unter’m Allerwertesten

Mit einem Preisgeld für Klassenpodien möchte Race Rent Austria-Teamchef Wolfgang Schmollngruber heuer seine Piloten dazu animieren, sich vor den Rallyes konkrete sportliche Ziele zu stecken. Was die RRA-Piloten bei der bevorstehenden Rebenland-Rallye zur „Schmolli-Anstachelung“ sagen...

Eines vorweg: Niemals würde Wolfgang Schmollngruber einem Fahrer oder einer Fahrerin sportlichen Druck auferlegen - schon gar nicht jenen „Neuinfizierten“, die in aller Regelmäßigkeit das breitfächrige und vergleichsweise kostengünstige Angebot von Race Rent Austria nützen, um das „Rallyevirus“ in ihrem Blut endlich einmal relativ gefahrlos ausbrechen zu lassen, um also ihre Rallye-Leidenschaft erstmals auch aktiv im Cockpit auszuleben. „In einer solchen Situation wäre ein sportliches Ziel in den allermeisten Fällen sogar kontraproduktiv - denn es wird dir jeder Teamchef bestätigen, dass man am Beginn nur mit dem Sammeln von Kilometern weiterkommt, weshalb ich auch stets einen erfahrenen Copiloten/eine erfahrene Copilotin empfehle. Am Anfang geht es darum, Vertrauen aufzubauen - zu dir selbst, zum Auto, zum Co. Und um eine Vertrautheit mit dem Format Rallye an sich. All das sind Voraussetzungen dafür, dass man sicher ans Ziel kommt“, sagt Schmollngruber.

Zunächst wird man automatisch immer schneller, in großen Sprüngen, die dann wieder kleiner werden - und während verantwortungsvolle Teamchefs ihren Neulingen nahelegen, am Beginn am Besten gar nicht auf die Zeitentabelle zu schauen, kommt irgendwann der Moment, wo man am Ende einer Rallye entdeckt, dass man beispielsweise am Klassenpodium nur um wenige Sekunden vorbeigeschrammt ist. Wo es also der Motivation zuträglich ist, die Nennliste zu studieren und sich klare sportliche Ziele zu stecken. Schmollngruber: „Es ist ja das Wesen unseres Sports, dass man schneller sein möchte als die anderen - als Fahrer kann ich mir gar kein anderes Ziel vorstellen. Wenn die Motivation vorhanden ist, bleibst du auch konzentriert.“ Insoferne wird mit einem konkreten sportlichen Ziel auch die Sicherheit erhöht: „Es kommt immer wieder vor, dass bei Events, wo es um nichts geht, haarsträubende Unfälle passieren. Wenn du aber um jede Zehntelsekunde kämpfst, bleibst du scharf und konzentriert.“

Als sportlichen Anreiz stellt Wolfgang Schmollngruber seinen Teams in dieser Saison erstmals ein kleines Preisgeld in Aussicht, wenn sie die Top 3 der Klassen 8 (die sogenannte „Proto-Klasse“ bzw. Open N) oder 7.1 (die Serien-M1-Fahrzeuge) erreichen sollten: „Es sind keine hohen Summen, aber auch keine Peanuts. Gemeinsam mit einem Sponsor wurde das möglich.“ Bei der Blaufränkischland-Rallye konnte sich bereits Michael Kogler als Dritter der Klasse 8 das erste Preisgeld in der Geschichte von Race Rent Austria sichern. Bei der Rebenland-Rallye am 18. und 19. März 2022, dem Auftakt zur Österreichischen Rallye Staatsmeisterschaft (ORM, ORM2WD, ORC, HRM) werden vier RRA-Teams in der Klasse 8 antreten. Michael Kogler wechselt in den historischen Ford Escort RS2000 des MIG Austria Teams, bringt dessen Mechaniker mit und bleibt natürlich als freundschaftlicher Kooperationspartner im Servicebereich von Race Rent Austria beheimatet.

Schart/Gutschi: Klassenpodium beim Comeback mit Proto-„Waffe“

Für Andreas Schart war die Rebenland-Rallye 2019 die erste von bislang sieben absolvierten Rallyes. Vollkommen „unbefleckt“ war der damals 37-jährige Kärntner jedoch nicht: „Ich fuhr da schon neun Jahre lang privat einen Mitsubishi Lancer Evo 8 und nahm damit auch an verschiedenen Events teil wie zum Beispiel mit Reini Sampl auf Schnee und Eis.“ Obwohl er die Rebenland-Rallye bereits mehrmals als interessierter Zuschauer beobachtet hatte und daher wusste, dass dort wegen des feinen herausgecutteten Schotters besonders rutschige Verhältnisse herrschten, habe er sich „gewundert“, wie er sagt. Nämlich darüber, wie „gut wir mit den Verhältnissen zurechtkamen“.

Der Hintergrund: Er und sein Copilot Christoph Gutschi, der auch bei der Rebenland-Rallye 2022 wieder auf dem „heißen Sitz“ auf der rechten Seite Platz nehmen wird, konnten bei ihrer Rallye-Premiere im damals noch nach M1-Reglement aufgebauten Mitsubishi Lancer Evo IX den großartigen 18. Gesamtrang und den Sieg der M1 Rallye Masters erringen. „Und das, obwohl wir auf dem Rundkurs eine Runde ausgelassen haben“, erinnert sich Andreas.

Weil die Coronavirus-Pandemie und ihre „Begleitumstände“ die Rebenland-Rallye sowohl 2020 als auch 2021 verhindert haben, feiern Schart/Gutschi am kommenden Wochenende ein lang ersehntes Wiedersehen mit den Prüfungen rund um die Weingemeinde Leutschach. Schart gesteht ganz offen: „Ich liebe diese Strecken!“

Und so zeigt er sich vor der Rückkehr zu seiner Lieblingsrallye extrem motiviert und steckt sich - ganz im Sinne von Wolfgang Schmollngruber - ganz konkrete sportliche Ziele: „Das Proto-Upgrade machte aus dem M1 eine ‚Waffe’, speziell auf den Prüfungen der Rebenland-Rallye wird sich das heftig auswirken. Wir werden mit neuen Reifen antreten und wollen mindestens wie bei unserem Debüt vor drei Jahren in die Top 20 fahren und dabei einen Podiumsplatz in der Klasse 8 erringen.“

Leitner/Matusch: Orientierung an den Erfahrenen

Obschon auch der 49-jährige Rudolf Leitner ein „Spätberufener“ ist („Ich war schon immer ein Freund der Rallye, konnte aber erst vor vier Jahren verschiedene Geschäftspartner als Sponsoren an Bord holen.“) hat er seit seinem Rallye-‚Quereinstieg“ 2018 bereits 18 Rallyes absolviert. Die Rebenland-Rallye jedoch war bislang nicht auf seinem Kalender. Bei der durchaus unberechenbaren Rallye möchte er „wie immer nicht Letzter in meiner Klasse werden“, sagt Leitner, der wieder mit Roland Matusch antreten wird.

Orientieren würde er sich an Piloten wie Robert Zitta, der freilich nicht in der Klasse 8, sondern in der Klasse 7.1 startet: „Robert fährt schon sehr lange und ist für mich als Quereinsteiger eine gute Benchmark.“ In der Klasse 8 gehört Markus Stockinger in seinem Mazda-Proto zu jenen Fahrern, mit welchen Rudolf Leitner den Vergleich sucht: „Markus ist 2015 eingestiegen und fuhr seitdem 37 Rallyes - zu ihm konnte ich mit der Zeit ein wenig aufschließen. Stefan Müller hatte ich zuletzt im Griff.“

Was Rudolf Leitner zuversichtlich stimmt: Die im Blaufränkischland lästigen Startprobleme in seinem Ford Fiesta Mk7 Proto sollten der Vergangenheit angehören. Leitner: „Da hat ‚Schmolli‘ sicher schon seine beiden Hände draufgelegt...“

Stockinger/Bachmayer: Protokampfansage

Auch für Markus Stockinger war die Rebenland-Rallye bislang ein weißer Fleck auf seiner persönlichen „Rallye-Landkarte“. Dass man sich sportliche Ziele stecken sollte, kann auch Stockinger nur unterschreiben - obwohl der erstmals bei der Herbstrallye 2021 eingesetzte Mazda 2 Proto noch an weiterer Abstimmungsarbeit bedürfe, definiert Stockinger das Klassenpodium als klares Ziel.

Stockinger fügt hinzu: „Im Blaufränkischland habe ich bereits mit den Schnellsten der Open N mithalten können.“ Im Rebenland hat er vor allem einen Fahrer im Visier: „In der Klasse 8 sehe ich Christoph Zellhofer im Suzuki Swift Proto ganz vorne und möchte mich jedoch gleich hinterbei einreihen. Christoph fährt schon relativ lange mit dem Zellhofer-Proto und verfügt hier auch über entsprechende Erfahrungswerte.“

Der 34-Jährige fügt hinzu: „Im ZM Racing Proto sind Teile des Mitsubishi Lancer Evo X verbaut - während die Mehrzahl der Teams ihre Proto auf Basis des Evo IX aufgebaut haben. Es sind aber durchaus vergleichbare Teile und es wird eine große Rolle spielen, wer im Rebenland die bestmögliche Abstimmung herausfindet.“

Auf dem Sitz rechts neben Stockinger wird diesmal Harald Bachmayer zusteigen - der 46-jährige passionierte Pfeifenraucher wird mit Stockinger seine 81. Rallye absolvieren.

Müller/Turecek: Es bleibt beim Ziel als Ziel

Mit Harald Bachmayer hat Stefan Müller 2019 im Rebenland seine allererste Rallye erleben dürfen - seither konnte Müller mit Race Rent Austria insgesamt 14 Rallyes absolvieren, weshalb man ihn angesichts der doch zahlreichen pandemiebedingten Rallye-Absagen durchaus zu den fleißigen Rallyepiloten zählen kann.

Stefan kann sich noch gut an seine Rallye-Premiere in den steirischen Weingärten erinnern: „Die ersten Eindrücke als aktiver Piolot waren natürlich ein Wahnsinn! Daher freue ich mich schon sehr auf das Wiedersehen mit der Rebenland-Rallye.“ Für seinen besten Freund und Copiloten Alexander Turecek wird es die allererste Rebenland-Rallye sein.

Stefan Müller will sich für das kommende Wochenende lieber kein sportliches Ziel stecken: „Ich bewundere alle, die mit konkreten Platzierungsvorstellungen in diese Rallye gehen - doch ich selbst werde bereits zufrieden sein, wenn wir das Ziel sehen. Denn bei einer solchen Rallye gibt es zahlreiche unvorhersehbare Ereignisse wie etwa Reifenschäden oder extrem viel Split in den Kurven...“

Wer nun glaubt, der Wiener Zahntechniker sei völlig frei von sportlichen Ambitionen, wird sogleich eines Besseren belehrt. Dass der Ford Fiesta Mk7 WRC Proto mit der im Vergleich zu den anderen RRA-Teams relativ hohen Startnummer 58 losfahren soll, gefällt Müller nicht: „Ich hoffe, dass hier noch eine Umreihung vorgenommen wird...“

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