RALLYE

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter
Manfred Stohl im Interview, Teil 2
Fotocollage: FIA, STARD

„WRC lässt mich emotional werden“

Manfred Stohl im großen Interview. Im zweiten Teil werfen wir einen Blick auf die Rallye-Weltmeisterschaft, auf das ab 2027 geltende Reglement. Dieser Blick wirkt eher sorgenvoll…

Noir Trawniczek

Teil 1 des Interviews handelt vom Erwerb des Fahrtechnikzentrums Pachfurth und stellt die Frage, warum die großen Talente Lichtenegger und Neulinger von Partner WMS zu BRR abgewandert sind.

Blicken wir auf die Weltmeisterschaft: Ist zu befürchten, dass es mit diesem WRC27 wieder nur ein bis zwei Hersteller geben wird, die das Geschehen beherrschen, während der Rest des Feldes mit aufgepeppten Rally2-Autos aufgefüllt wird? Also dass es letztendlich bleibt, wie es ist?

Das ist eine sehr schwierige Frage und eine, die mich emotional werden lässt. In so fern, als dass man jetzt schon sagen muss, dass wir in Wirklichkeit nur einen Hersteller in der WM haben. Denn Hyundai scheint nur noch deshalb dabei zu sein, weil Akio Toyoda darum gebeten hat, zu bleiben, weil Toyota sonst ganz alleine in der WRC wäre. Das heißt: Schlechter als jetzt kann es nicht mehr werden.

Wäre es nicht besser, wenn man gleich nur noch Rally2-Autos mit Kit einsetzen würde? Von diesen Rally2-Autos gibt es ja genügend…

Von welchen Rally2-Autos sprichst du? Denn die, die jetzt existieren - die kannst du vergessen. Die wird es in Zukunft vermutlich nicht mehr geben. B-Segment Fahrzeuge wie z.B. der Fiesta werden in dieser Form nicht mehr produziert - die aktuellen Rally2-Autos sind leider eine aussterbende Rasse. Weil von diesen Serienmodellen nichts mehr nachkommt. Das heißt: Du kannst Rally2-Autos in der Form wahrscheinlich nicht mehr bedienen und es schließt auch viele potentielle Hersteller aus. Du musst also etwas Neues machen. Es gibt also 2027 den Einstieg in die ersten Rohrrahmenautos bei dem Rally1 sowie Rally2 den gleichen Rahmen haben und dann können wir schauen, ob wir via Balance of Performance zu den alten Rally2-Autos eine Brücke schlagen können. Was schwierig genug wird. Um da einen Übergang zu schaffen. Nur: Was ist die Alternative? Das was du sagst, mit den bestehenden Rally2-Autos - das wird es auf Top Level nicht geben, die haben ein Ablaufdatum, spätestens 2028, 2029.

Das habe ich nicht gewusst. Kann man keine anderen Rally2-Autos bauen?

Welche willst du nehmen? Ein Fabia, ein Fiesta oder andere B-Segment Fahrzeuge werden in naher Zukunft nicht mehr produziert als Serienauto.

Dann halt die, die an deren Stelle treten…

Okay, an deren Stelle. Bei Ford ist das kleinste Auto der Puma. Glaubst du, dass der Puma basierend auf einer Serienkarosserie gegen einen Yaris oder einen i20 eine Chance hätte? Der Puma kann da niemals konkurrenzfähig sein. Du kannst also nur sagen: Jeder hat den gleichen Rohrrahmen - auf Basis dieses vorgegebenen Einheitsrahmens - und dann scalest du deine Karosserie darüber.

Das heißt: Diese Theorie, dass es da ja viele Rally2-Autos gibt, die man nur mit einem „Rally1“-Kit aufpeppen müsste und alle sind happy - das kann man über den Haufen werfen?

Damit sind sicher alle Privaten happy - aber damit bringst du keine Hersteller in die Meisterschaft. Und was du dringend brauchst, sind neue Hersteller. Die nationalen Meisterschaften und die ganzen Rally2-Thematiken funktionieren - die schwierige Frage ist: Wie baue ich neue Autos, ohne dass ich den Markt der bereits bestehenden Rally2-Autos nicht kaputt mache? Das ist in meinen Augen die deutlich schwierigere Aufgabe.

Es gibt also gar keine richtige Aufbruchstimmung in der WM?

Die gibt es in so fern, als dass man sagt: Komm, wir haben ein neues Reglement, ab 2027 ist es gültig und auch wenn nicht alle damit glücklich sind öffnet es uns neue Chancen. Du musst ja irgendwie positive Stimmung verbreiten.

Was schätzt du: Wie viele Hersteller werden ein solches neues WRC27 bauen?

Sagen wir so: Ich bin guter Hoffnung, dass der eine oder andere Hersteller kommt und dass wir in Zukunft wieder mehr und neue Hersteller in der Weltmeisterschaft haben werden.

Ist es vielleicht auch deshalb schwierig, weil die verschiedenen Automarken in Konzernen gesammelt sind und es eigentlich gar nicht mehr so viele verschiedenen Hersteller gibt, wie das früher der Fall war?

Klar, die Globalisierung ist natürlich auch im Rallyesport ein Thema. Es ist halt auch so, dass wir uns im Rallyesport zuletzt nicht so gut verkaufen konnten. In der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) gibt es einen regen Zulauf von Herstellern. Warum ist das im Rallyesport nicht der Fall? Was macht der Rallyesport falsch?

Was müsste man tun, damit wieder mehr Hersteller in die WRC kommen?

Das ist keine leichte Frage und da ich auch selber weder Promotor noch Veranstalter bin, maße ich mir nicht an, die Allheilllösung zu haben. Wenn ich Vorschläge machen darf, würde ich wahrscheinlich noch kompakter werden beim Format. Und ich glaube, dass man die Investitionen erhöhen und man langfristiger planen muss. Was zurzeit sicher nicht hilfreich ist, ist der Verkauf des Promotors. Wenn verkauft wird, investiert keiner mehr, werden keine Verträge mehr unterschrieben und, und, und. Ich hoffe und ich gehe davon aus, dass wenn der neue Promotor da ist und er einen halbwegs eigenständigen Vertrag bekommt, er also fast alles oder vieles selbst entscheiden kann, ohne dass viele andere mit entscheiden können, dass es dann wieder bergauf geht. Es kann aus meiner Sicht auch nur noch bergauf gehen.

Eine Frage habe ich noch: Was wurde aus dem elektrischen Rallyeauto? Es gibt zwar den Opel e Cup - aber warum sucht man nicht mehr den direkten Vergleich mit den Bezinern, wie das früher BRR oder auch Stohl Racing getan haben?

Das ist eher eine Frage der Budgets. Wenn die Budgets dafür da sind, wie es bei BRR und Kreisel der Fall war, hat man so etwas gemacht. Doch die Budgets sind einfach nicht mehr vorhanden und deshalb wird es nicht gemacht. Warum die Budgets nicht da sind, kann mehrere Gründe haben. Einer ist sicher, dass der Automarkt grundsätzlich ein Bisschen strauchelt. Wobei er meiner Meinung nach auf hohem Niveau strauchelt.

Was sagst du dazu, dass man in der EU wieder zurückrudert beim Verbrenner-Aus? Ist dieses Hin und Her der richtige Weg?

Hin und Her ist nie der richtige Weg. Und wenn du dir dieses Zurückrudern der EU genauer ansiehst - das kann bestenfalls Porsche betreffen, damit sie später noch einen 911er oder Ferrari noch einen SF90 verkaufen kann. Meines Erachtens wäre es wichtiger gewesen, die Message zu verbreiten, dass jeder Verbrenner, der vor 2035 gebaut worden ist, auch nach 2035 gefahren werden darf. Denn es glauben immer noch viel zu viele Leute, dass nach 2035 die Rollos runter gehen und keiner mehr einen Verbrenner fahren darf. So ist es ja nicht. Aber um wieder zu unserem Thema Rallyesport zurückzukehren - es ist ganz einfach: Wenn die Serienautos elektrisch werden, wird auch der Rallyesport elektrisch. Was in der Serie verkauft wird, werden wir auch im Rallyesport sehen.

Da du ja schon einmal in einem motorline-Interview gesagt hast, dass der Elektroantrieb das Effizienteste ist, wird man wohl das Effizienteste nehmen beziehungsweise nehmen müssen, oder?

Wie damals schon gesagt: Ich kann dir nicht sagen,. wo in Zukunft die Energie herkommt für den Antrieb - aber der Antrieb wird bei einem PKW mit Sicherheit ein Elektromotor sein. Ob die Energie dafür aus einer Batterie, einem Range-Extender, also einem Verbrennungsmotor, der an Bord ist, oder einer Brennstoffzelle oder einem ‚Atom-Stangerl‘ kommen wird, kann ich heute nicht sagen. Am Ende wird sich der Elektroantrieb durchsetzen.

Ähnliche Themen:

News aus anderen Motorline-Channels:

Weitere Artikel:

Christkind bringt besonderes Geschenk

Vater und Sohn Mayer bei Arctic-Rally

Vater und Sohn bei der gleichen Rallye in getrennten Autos! Zu sehen am letzten Jänner-Wochenende bei der Arctic-Rally in Finnland, wo Junior Daniel Mayer (25) seine Premiere – und Vater Walter (77) nach sechs Jahren ein bemerkenswertes Kurz-Comeback gibt. .

Verpflichtung bei Dacia

Loeb vorerst nicht in der WRC

Sebastien Loeb lässt die WRC-Zukunft offen, sieht aber aktuell keine Chance auf ein Comeback: Vor allem seine Verpflichtung bei Dacia steht im Weg

Jännerrallye: Vorschau K4

Comeback bei der Heimrallye

Nach einem ganzen Jahr Pause kehrt Johannes Keferböck bei seiner geliebten Jännerrallye zurück ins Cockpit. Mit Ilka Minor im stylischen K4 Toyota GR Yaris Rally2.

Jännerrallye: Vorschau M. Neulinger

ORM3-Champ Neulinger zündet rosa Lancia

Der Doppelstaatsmeister 2025 hat in der kommenden Saison viel vor: Marcel Neulinger nimmt neben der ORM auch die Junioren Europameisterschaft mit BWT & Windhager als starke Partner in Angriff!

Jännerrallye: Vorschau Kreisel

Rallye-Premiere in der Garage55

In der Garage55 lud man zur Präsentation des BRR-Toyota Yaris Rally2, mit dem Philipp Kreisel und Daniel Foissner bei der Jännerrallye starten werden.