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ARBÖ-Mobil-Rallye 1993

Wir werfen einen Blick ins Jahr 1993, bekannte Namen wie Baumschlager, Stengg, Mörtl, Wittmann & Co gaben in verschiedenen Klassen ihr Bestes.

Werner Schneider

63 Teams aus fünf Nationen waren für die frühen 90er-Jahre ein sensationelles Starterfeld, das sich aber bereits auf der Eröffnungs-SP, einem steil bergab führenden und ziemlich unnötigen 800 m-Sprint über einen Wiesen- und einen schmalen Waldweg bei Olbersdorf, reduzierte.

Davor Jurjevic, 2. der INA-delta-Rallye riss sich an einer Baumwurzel bei der Waldeinfahrt rechts vorne Rad, Federbein, Stoßdämpfer und Querlenker seines Lancia aus. Der Tscheche Tomas Volf fiel an derselben Stelle mit seinem Skoda Favorit auf die Tür und verbog sich die Aufhängugn, während der Kärntner Felix Sereinig mit einem Blechschaden an seinem Mazda davonkam.

Vorne übernahm Franz Wittmann das Kommando, konnte sich jedoch nicht richtig von Mundl Baumschlager lösen, dessen Escort nach dem heftigen Crash bei der Budapest-Rallye erst im letzten Moment fertig geworden war. Nach acht SP betrug der Vorsprung des Toyota Celica-Piloten nur 12 sec., ehe es auf der Speedway-Bahn von Wr. Neustadt drei Runden zu drehen galt. In der dritten Runde stand der Toyota-Motor in Flammen, an eine Fortsetzung der Fahrt war nicht zu denken.

So fand sich Baumschlager mit 1 ½ min. Vorsprung in Führung vor dem nach zwei Bestzeiten hoch zufriedenen Markenkollegen Kurt Göttlicher und Raphael Sperrers Audi S2.

In der Gruppe N hatte Kris Rosenberger bereits fünf Minuten durch einen Turboschaden eingebüßt. Es führte Christian Weißengruber (Escort) deutlich vor Hans Schachinger (Mazda) und Lokalmatador Fritz Waldherr (Audi S2).

Frühe Ausfälle betrafen Manfred Stohl (Audi S2), der in SP 2 zwei Bäume fällte, Gerhard Bufler (Golf), dem ein Flansch am Ölkühler abhanden kam, woraufhin sich das Öl auf die Straße ergoß, der bayerische Mitropa-Cup-Führende Karl Bussjäger (Sierra/Halbachse, Rad blockiert), Walter Kovar (Kadett) und Josef Dörr (Golf) mit Getriebeschäden, der fränkische Mitropa-Cuppler Markus Kipple (Nissan Sunny), der mit Turboschaden die hinter ihm startenden Teams einnebelte und aus der Wertung genommen wurde, während sich Erwin Franz an einem Baum die Hinterachse seines Golf ausriß.

Kaum war die Nacht hereingebrochen, begann es heftig zu regnen. Trotz eines Fehlstarts und etlicher Strafsekunden, weil auf einer Verbindungsetappe der Turboschlauch abgefallen war, verteidigte Mundl seinen Vorsprung in der Schlammorgie locker gegen den immer stärker werdenden Sperrer, der scheinbar mühelos an Göttlicher vorbei auf Platz 2 stürmte.

Fritz Waldherr übernahm die Führung in der Gruppe N, nur um in der viertletzten SP nach einem Ausritt im Schlamm stecken zu bleiben. Sereinig wurde von Baumschlager auf einer SP eingeholt und fiel vor Schreck in einen Graben, wobei der Wagen so beschädigt wurde, daß ein Re-Start am Samstag (beide Etappen wurden separat für die Meisterschaft gewertet) nicht möglich war.

Rosenberger blieb mit Elektrik-Kollaps endgültig liegen, Weißengruber verbrachte 3 min. in einem Graben, so gewann Schachinger auf dem 4. Gesamtplatz die Gruppe N. Platz 3 für Willi Stengg jr. im Allrad-Opel Calibra trotz eines Ausritts mit Auspuff-Verlust vor Harry Unger (Kadett) und dem Kärntner Sensations-Mann Achim Mörtl, der einen Toyota Celica in seiner ersten Rallye auf Platz 8 wuchtete.

Heizungstechniker Eugen Friedl gewann als 9. seine Klasse vor seinem Golf-Markenkollegen Georg Reitsperger, der aufgrund einer schlechten Startnummer viel Zeit durch Überholmanöver verloren hatte.

Die Samstag-Etappe, die wie erwähnt getrennt für die Meisterschaft gewertet wurde (es gab keine Gesamtwertung der beiden Tage), sah nach extrem kurzer Nachtruhe (durch die zahlreichen Unfälle hatten sich stundenlange Verspätungen ergeben – statt gegen 23:30 Uhr kam das letzte Team erst um 1:30 Uhr ins Ziel) Baumschlager von Beginn an knapp vor Wittmann in Führung liegen.

Ein Sieg hätte bereits die Vorentscheidung in der ÖM bedeutet, aber ein Patschen in der 11. von 17 SP des Tages machte alles zunichte. Wittmann gewann trotz gefährlich hoher Wassertemperatur, die die letzten beiden SP zu einer Zitterpartie werden ließen.

Bei wieder trockenem Wetter hatte der charismatische Göttlicher diesmal Sperrer gut im Griff und belegte abermals Platz 3. Dahinter lagen bereits die Gruppe N-Stars in derselben Reihenfolge wie am Freitag, also Schachinger vor Weißengruber, der damit die ÖM-Führung übernahm, während Rosenberger seinen Escort bereits in der Eröffnungs-SP des Tages um einen Baum gewickelt hatte.

Vor diesen beiden wäre eigentlich noch Manfred Stohl gelegen, dem jedoch auf einer Verbindungsetappe der Motor abstarb und sich erst Sekunden vor Ablaufen der Ausschluß-Toleranz wieder starten ließ. 30 Strafsekunden bedeuteten Platz 7 vor Waldherr, Stengg und dem neuen kroatischen Meister Goran Popovic (Lancia).

Die Klassen:

N/1300:
Überlegener Sieg an beiden Tagen durch Mag. Johann Schachinger/Harald Kremser (Suzuki), die stärkste Vorstellung in der Karriere des Oberösterreichers. Platz 2 ging an beiden Tagen an einen slowenischen Suzuki. Den Suzuki-Triumph komplett machten am Freitag zwei tschechische Mitropa-Cuppler, am Samstag der kroatische Gruppe N-Meister Nenad Loncaric (der später in Evos mehrere kroatische Gruppe A-Titel einfuhr). Rudi Pfeiffer/Klaus Trinkl belegten im VW Polo am Freitag Platz 4, am Samstag Platz 6.

N/1600: Nur zwei Österreicher waren am Start, wobei Markus Angerer/Bernhard Nepelius am Freitag Nachmittag ihren Peugeot 205 um denselben Baum wickelten wie im Jahr davor Raphael Sperrer seinen Golf. Es war angesichts des Wracks ein Wunder, daß der Co mit leichten Verletzungen davon kam.

Die Steirer Andy Schögler/Gerlinde Strahlhofer (Honda Civic) waren am Freitag sehr stark auf Platz 15 gesamt, am Samstag wurden sie schon auf der 1. SP aufgrund des Kovar-Unfalls abgewunken und rollten langsam ins Ziel der SP. Dabei büßten sie drei Minuten ein und es dauerte eine ganze Woche, ehe das Ergebnis entsprechend korrigiert und den beiden eine andere Zeit zugesprochen wurde.

N/2000: Hinter dem überlegenen Unger wurde am Freitag natürlich nicht – wie in der Ergebnisliste ausgewiesen – Mazda-Pilot Günter Gradwohl 2., sondern natürlich das Golf-Team Christian Gunzinam/Michael Rybar, die allerdings darunter littne, daß ihr rühriger Teamchef Uli Dirnberger schon vor dem Start seinen Rücktritt aus persönlichen Gründen bekanntgegeben hatte.

Wolfgang Brazda/Dietmar Eibl (Golf) aus Admont setzten mit Platz 3 ihren Aufwärtstrend fort, gefolgt von Wilfried Lind/Gerd Sindlhofer (Kadett). Der spätere Fahrtechnik-Instruktor und Bergrallye-Star mußte viel auf Sicht fahren, weil sein unerfahrener Co oft aus dem Schrieb kam.
Die Steirer Wolfgang Honis/René Teubl (Golf) auf Platz 5 waren froh, endlich wieder einmal das Ziel zu sehen, knapp vor dem Kadett von Roland Frisch/Josef Resnitschek, die einmal Zeit durch einen Patschen verloren hatten.

Ebenfalls noch im Ziel Dr. Josef Egerer/Conrad Suesserott (Golf). Der Doktor hatte einen Schulfreund auf dem heißen Sitz, der nicht den blassesten Schimmer von einer Rallye hatte, aber sich dann erstaunlich gut anpaßte. Der heutige „Rally & more“-Macher Gerald Hruza mit Co Ludwig Krawarik rutschte mit seinem Daihatsu auf SP 1 eine Wiese hinunter, um der berüchtigten Baumwurzel zu entgehen und verlor eine Minute.

Noch viel mehr Glück hatten Sumsi Sommerbauer/Pezl Stark, die nicht nur mit einem lecken Clio-Tank zu kämpfen hatten, sondern spät in der Nacht auch noch im Schlamm steckten, wobei sie die Maximalzeit auf der SP (auch so was gab’s damals) nur gerade um 16 sec. unterboten und damit in der Wertung blieben.

Neben Franz und Dörr schieden auch Carl Auer-Welsbach/Roland Rieben-Riebenfeld (Kadett), Günther Landa/Thomas Fleer (Daihatsu) und Hans-Peter Galaus/Gernot Wagner (Astra) aus, die allesamt in der schrecklichen Nacht in Gräben verendeten.

In der 2. Etappe waren mit Ausnahme von Franz alle wieder dabei, Landa mußte jedoch nach kurzer Zeit aufgeben, weil sich sein Co beim Abflug eine schmerzhafte Rückenverletzung zugezogen hatte. Galaus wiederum verlor ein Rad und überschlug sich. Hruza kam am späten Nachmittag von der Straße ab und verbog sich die Spurstange. Lind kämpfte den ganzen Tag mit einer kaputten Lenkung und mußte in der vorletzten SP endgültig aufhören, als ein Bremssattel abriß und das Rad blockierte.

Harry Unger hielt sich lange deutlich zurück und beschränkte sich darauf, seine schärfsten Gegner Josef Dörr/Enrico Tretzmüller sicher zu kontrollieren. Auf den letzten beiden SP packte ihn jedoch noch der Ehrgeiz, den vor ihm liegenden Gradwohl-Mazda zu überholen. Das wäre ihm aufgrund eines Turboschadens des Gegners wohl auch gelungen, hätte er sich nicht knapp vor dem Ziel überschlagen.

Zuschauer halfen ihm jedoch wieder auf die Räder, die Schäden waren minimal, der Klassensieg gerettet. Gradwohl wurde übrigens bei der Siegerehrung als Klassensieger aufgerufen, verweigerte jedoch mit dem Hinweis auf die falsche Klasseneinteilung seines Turbos die Übernahme des Pokals.

Platz 3 am Samstag ging an Gunzinam trotz eines Patschens vor Auer-Welsbach und Brazda, der 2 min. bei einem Ausritt eingebüßt hatte. Ein kroatischer Kadett hatte im Ortsgebiet ein Gendarmerie-Auto überholt und wurde prompt disqualifiziert.

N/+2000: Am Freitag ging Platz 5 hinter den überlebenden Stars Schachinger, Weißengruber und Stengg sowie Sensationsmann Mörtl an den Wr. Neustädter Gradwohl vor einem bayrischen Toyota. Platz 7 an Peter Ölsinger/Elisabeth Feichtner (Lancia) vor Roland Dorfner/Keld Stix (Renault 5 GT Turbo) und Leo Gatterer/Norbert Dotter (Fiat Uno Turbo), die u.a. zwischendurch zwei neue Achsschenkel benötigten.

Kurt Dorfner/Karl Koller kamen nur 4 sec. hinter den beiden ins Ziel. Beide Dorfners enzogen sich übrigens dem nächtlichen Chaos auf den Verbindungs-Etappen, indem sie die Servicezone stundenlang überhaupt nicht erst anfuhren. Ein- und Ausfahrts-Zeitkontrollen gab’s zu dieser Zeit noch nicht.

Am Samstag ging Platz 5 erneut an Gradwohl. Die Plätze 8 und 9 an Sohn und Vater Dorfner vor Gatterer. Ölsinger gab knapp vor Schluss mit dramatisch nachlassendem Benzindruck auf, um nicht irgendwo an einer engen Stelle hängen zu bleiben und nachfolgende Fahrer zu behindern.

A/2000: In den beiden kleinsten Gruppe A-Klassen wurde an beiden Tagen niemand klassiert, es war auch nur ein einziges 1300er-Team aus Kroatien am Start. Bei den Zwei-Litern duellierten einander nach Buflers Ausfall Reitsperger und Friedl, wobei ersterer ständig auf den Ölsinger-Teamkollegen Günter Rausch (Golf) auflief, der schon in SP 2 mit einem Defekt an der Benzinzufuhr viel Zeit eingebüßt hatte und nur noch ins Ziel kommen wollte.

Eine starke Leistung in der Nacht sicherte Friedl den Sieg am Freitag. Hinter einem deutschen Golf kamen die Lavanttaler Markus Unegg/Hans-Peter Koinig (Clio) als 4. vor Rausch ins Ziel. Walter Kovar lief ständig auf einen kraotischen Kadett auf, wurde aber wie erwähnt von einem Getriebeschaden befreit.

Die Lavanttaler Helmut Klösch/Bernhard Monsberger kamen nicht über den letzten Gesamtplatz hinaus, nachdem sie u.a. die Hinterachse ihres Kadett wechseln hatten müssen.

Der Samstag begann mit einem Riesen-Crash von Kovar, der wieder auf Pigl aufgelaufen war, sich in einem wilden Manöver vorbei quetschte, nur um in der folgenden Kurve in einem Baum zu verglühen. Eugen Friedl verschlief den Re-Start und wurde disqualifiziert, Gerhard Bufler/Thomas Loidl fielen am Nachmittag abermals aus, diesmal mit durchgebrannter Kopfdichtung, siegten Reitsperger/Trunkenpolz ganz locker vor dem bayerischen Golf und Klösch.

Unegg kämpfte mit starken Zündaussetzern und kam überhaupt nur ins Ziel, weil sie ein illegales Service einrichteten, was aber niemanden zu stören schien. Rausch kam erneut technisch auf keinen grünen Zweig, außerdem sprang einmal die Motorhaube auf und ruinierte die Windschutzscheibe.

A/+2000: Hinter Baumschlager, Sperrer, Göttlicher und einem kroatischen R5 GT Turbo erreichten nur die St. Pöltner Horst Deinbacher/Werner Hintermeier mit ihrem Lancia das Ziel. Am Samstag gab’s für die beiden hinter etlichen kroatischen Teams Platz 10.

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