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Grasser: "Es wird uns alle treffen"
Fotos: Jamie Price/ Grasser Racing Team

Grasser: „Es wird uns alle treffen, aber es wird weitergehen“

Teamchef Gottfried Grasser wagt in seinem Kommentar einen Blick in die Zeit nach dem Corona-Virus. Für das Motorsport-Jahr 2020 sieht es für ihn allerdings düster aus.

Gottfried Grasser ist Chef seines gleichnamigen Teams, mit dem er im internationalen GT3-Sport durch zahlreiche Erfolge für Furore sorgte. Die Mannschaft aus Sankt Margarethen bei Knittelfeld konnte mit dem Lamborghini Huracan in der letzten Saison vor allem in Übersee aufzeigen und die Langstrecken-Klassiker in Daytona und Sebring gewinnen. Dieses Jahr hatte man eine komplette Saison in den Vereinigten Staaten von Amerika im Kalender, doch dann kam Corona... Folgenden Gast-Kommentar zur aktuellen Situation hat uns Gottfried Grasser übermittelt:

"Es freut mich sehr, bei eurem tollen Portal eine paar Zeilen meiner Gedanken als Teamchef loszuwerden, wie es einem in solchen Tagen geht. Wahnsinn wie das alles fehlt, unser Sport – der Motorsport. Ehrlich gesagt, die ersten zwei Wochen waren easy. Wir haben mal alles aufgearbeitet, was liegen geblieben ist, und mussten klarerweise alles tun, um das Überleben der Firma zu sichern. Zu dem Letzten muss ich sagen, dass es ein Wahnsinn ist, wie gut es uns in Österreich geht.

Unsere Regierung ist der Hammer, diese Jungs und Mädels helfen wirklich! Ich hatte die Tage gut Zeit mit vielen Teamchefs überall auf der Welt zu telefonieren und da kann ich sagen, es geht uns sehr gut in Österreich. Dafür ein großes Danke an unsere Regierung. Die machen das definitiv richtig. Wir haben es durch Überbrückungskredite und so weiter geschafft unsere Firma zu sichern und das für die nächsten Monate, aber wie geht es weiter mit unserem Sport weiter?

Ich denke, dass es den GT3-Sport richtig hart treffen wird. Wir wissen, GT3 ist eine solide Mischung aus Profisportlern, Werken und Nachwuchs, sowie den Gentlemen-Drivern. Und da muss ich sagen, leider wird es uns alle treffen. Jeden Einzelnen: die Teams, die Werke, die Fahrer und alle Mitwirkende. Leider passiert das immer in solch vergleichbaren Krisen: Kultur und Sport müssen sich hinten anstellen. Es gibt so viele Beispiele in der Vergangenheit und ich denke dieses Mal wird es bei uns logischerweise nicht anders sein.

Für mich gibt es eigentlich nur zwei Szenarien, wie wir das harte Jahr 2020 beenden, beziehungsweise bewältigen können. Keine davon ist für mich eine echte Lösung und ich möchte keiner Lösung eine Priorität geben. Beide Szenarien werden gleich schwer umzusetzen sein und werden gleich effektiv und hart für uns Motorsportler werden.

Variante 1: Wir legen im Juli los. Das wäre super, aber wie werden alle Serien miteinander sich einigen, ohne dass wir alle am gleichen Wochenende fahren werden? Können wir in 20 Wochenenden, anstatt knapp 40 nun das volle Programm für alle glücklich platzieren, dass es für uns Teams machbar wird? Ich bezweifle dies. Eventuell gelingt dies bei den großen Serien, aber wir steuern damit dennoch auf ein Problem zu.

Wir werden alle unsere Mitarbeiter in diesen fünf Monaten „verbrennen“. Ich weiß sehr gut, wie es ist fünf bis sechs Rennwochenenden in Folge durchzuziehen. Es ging, aber immer zum Leid des Personals. Aber das waren nur fünf bis sechs Wochen. Was passiert mit uns, wenn wir das nun 15 bis 18 Wochenenden durchziehen?

Ich bezweifle, dass da jemand glücklich werden wird. Weiteres haben wir einen beachtlichen Anteil an Pay-Drivern, Jungs, die guten Sponsoren haben bis vor allem zu den Herrenfahrern. Wie können solche Geschäftsmänner, die erfolgreiche Geschäfte führen, auf einmal in der Zeit nach Corona an so vielen Wochenende an Rennen teilnehmen? Ich denke jeder wird die meiste Zeit in seiner Firma verbringen müssen.

Variante 2: Es wird derzeit immer wieder eine neue Variante lauter: Tun wir so als gäbe es 2020 einfach nicht. Es ist ein guter Ansatz, aber können wir das umsetzen? Geht es wirklich? Wir müssen all unsere Verträge ansehen. Aus 2020 kann man nicht gleich 2021 machen. Wir alle sind von Budgets abhängig und diese sind genau geplant. Ich glaube nicht, dass man da ein Jahr auf Stop drücken und so tun kann, als gäbe es dieses Corona-Jahr 2020 nicht.

Logischerweise werden viele Unternehmen auch diese Vertragsänderung nutzen, um Verträge zu beenden. Das muss man akzeptieren und genauso verstehen, auch solche Firmen haben Budgets und müssen nach dieser Krise sparen. Es ist schwer zu sagen, wie wir als Team durch die Krise kommen. Ich denke den einen wird es mehr treffen, den anderen weniger, aber definitiv bleibt eines: Es wird uns alle treffen, jeden einzelnen von uns!

Aber es gibt dennoch, etwas Positives in diesem ganzen Szenario. Egal welche Krise in der Geschichte passierte, Motorsport ging immer weiter! Diese Periode wird sicher ein bis zwei Jahre für uns Motorsportler dauern, aber dann kommt etwas, was wir sehr positiv sehen werden: Wir werden wieder gebraucht! Racing wird wieder präsent sein und wird von allen wieder gewollt werden! Und das ist das einzige was mir persönlich nun Kraft gibt und ich bin mir sicher, gemeinsam werden wir es schaffen!"

Euer Gottfried Grasser

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