RALLYE

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Die Reifeprüfung

Zu den allergrößten Ereignissen im Leben eines Rallyefahrers gehört mit Sicherheit die erste Rallye, bei der man selber als Teilnehmer mit dabei ist.

Hier steckt sehr viel Anspannung drin, immer wieder auch eine bestimmte Unsicherheit, aber auch sehr viel freudige Erwartung. Viele Fragen ergeben sich: Wie wird man mit dem Auto und der Strecke klarkommen, wie wird das Gefühl während des Fahrens sein, wo liegt das persönliche Limit, wird die Verständigung mit dem Beifahrer klappen, wie gut wird das Auto halten, und dergleichen mehr.

Und natürlich möchte man auch im Ergebnis ein wenig guten Eindruck hinterlassen, vor allem aus Gründen der Selbstbestätigung, und es sollte einigermaßen leicht von der Hand gehen, sonst leidet der Spaß darunter. Antworten darauf findet man lediglich beim Versuch in der Praxis. Geht es erst einmal hinaus auf die Prüfungen, kommt die Stunde der Wahrheit: Die erste gefahrene Zeit wird betrachtet, das Ergebnis wird freudenstrahlend oder haareraufend zur Kenntnis genommen, und schon wird der Plan für die nächste Prüfung zurechtgelegt.

War die erste Zeit frustrierend, wird überlegt, ob und wie es ein wenig schneller gehen könnte, war die erste Zeit ein Hammer, wird meist im Interesse der Sicherheit ein wenig nachgelassen. Auch wenn das Ergebnis der ersten selbst gefahrenen Rallye-Kilometer niemals einen endgültigen Aufschluß über die weitere Laufbahn geben kann, so sind doch die ersten persönlichen Erfahrungen und Eindrücke in hohem Maß prägend. Gelingt ein guter Start, sind meist auch die weiteren Rallyes erfolgreich, ist die erste Rallye durchwachsen, so verlaufen oft auch die weiteren Rallyes mühevoll. Ein Erfolgserlebnis schon zu Beginn steigert die Lust auf mehr beträchtlich.

Ernst Sattler aus Obdach bei Judenburg weiß, daß er sich auf ein großes Abenteuer einläßt, wenn er am 16. Juni mit seinem Volvo 740 zur ersten Prüfung hinausrollen wird, aber er hat sich seine Entscheidung sehr sorgfältig überlegt. Der Absolvent der HTL Zeltweg scheut keine Herausforderung, damit erfüllt er bereits eine der wichtigsten Voraussetzungen, die man in diesem Sport mitbringen muß. Und er steht mit beiden Füßen am Boden, auch das ist nicht unwichtig. Das Bauen von Luftschlössern ist nicht Seines, und das ist gut so. Andererseits verfügt er über jene Art von Leidenschaft, die ihn auch Hindernisse überwinden lassen, um seinen geliebten Sport ausüben zu können. Wer im Rallyesport weiterkommen will, muß Begeisterung und nüchterne Methodik miteinander verbinden können.

Und natürlich können ein paar sportliche Bezugspunkte niemals schaden. Auch hier kann Ernst Sattler einiges vorweisen: Als Schifahrer ist er einige Amateurrennen mitgefahren, in den Jahren 2001 und 2002 gab es die ersten Erfahrungen mit schnellen Fahrzeugen in der Karthalle Spielberg. Im gleichen Jahr gab es als vorläufigen Höhepunkt eine 45minütige Testfahrt mit einem Formel-Ford-Wagen der Walter Lechner Racing School.

Und im Jahr 2002 fand schließlich auch die erste Begegnung mit dem Rallyesport statt, und auch Ernst Sattler erkannte – damals als Gast der Lavanttal-Rallye – die Besonderheiten dieser Art des schnellen Autofahrens. Da er auch schon ein wenig Praxis im Umgang mit schnellen Fahrzeugen hatte, lag es nahe, die erste günstige Gelegenheit zu nützen, um selber als Aktiver einzusteigen. Und was kann es da für eine günstigere Gelegenheit geben, als wenn unmittelbar vor dem Wohnsitz eine Rallye stattfindet?

Natürlich genügt das alleine noch nicht, man benötigt auch ein Auto, das zugelassen ist, und es sollte nicht zu viel kosten. Hier geht Ernst Sattler auf Nummer Sicher: Ein Volvo 740 soll es sein, gemietet von Karl Rumpler. Die von ihm aufgebauten Wagen hatten bei der Triestingtal-Rallye bereits ihren Qualitätsnachweis erbracht: Mit Ausnahme von Peter Brandstätter, der an der Elektrik gescheitert war, sind trotz der teilweise sehr brutalen Schotterstrecken alle Volvos anstandslos durchgekommen. Derzeit bieten Volvos die kostengünstigste Möglichkeit, in den Rallyesport einzusteigen, trotzdem muß man nicht darauf verzichten, sicher und schnell Rallye zu fahren. Damit sind sie für einen Neueinsteiger geradezu ideal.

Seine Stärke spielt das wuchtige Auto, das keinen übermäßig starken Motor, dafür aber ein hervorragendes Fahrwerk hat, vor allem auf Schotterstrecken aus, damit könnte Ernst Sattler zumindest abschnittsweise gute Chancen haben, ein wenig auf sich aufmerksam zu machen. Aber es ist eben die erste Rallye, es gibt noch keine Ergebnisse, an denen man sich orientieren kann, daher gilt es, den Verlauf der Rallye abzuwarten, ehe man sich an eine Bewertung des persönlichen Leistungsvermögens heranwagt. Man darf trotzdem sehr gespannt sein, ein paar konkrete Erfolgsfaktoren bestehen ja bereits.

Es wird ohne jede Frage ein besonderes Ereignis für Ernst Sattler und seinen Beifahrer Johann Raffler sein, wenn sie sich der Prüfung einer ÖRM-Rallye stellen. Danach hat Ernst Sattler aber noch eine Prüfung der anderen Art zu bewältigen: Die mündliche Matura an der HTL Zeltweg. Wenn man so will, hat er die Reifeprüfung der technischen Mittelschule um einen bedeutenden praktischen Teil erweitert. Das wahre Leben, gewissermaßen.

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