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Rallye-ÖM: Ostarrichi-Rallye

Wieder Nummer Eins

Die versammelte Konkurrenz biss sich an Hans-Georg Lindner die Zähne aus, der Ford Escort Pilot dominierte das Geschehen nach Belieben.

Und wieder einmal zeigte sich, wie schwierig es ist, den Verlauf und Ausgang einer Rallye vorauszusagen. Von ungefähr einem fünften Platz bei den Historischen war die Prognose bei Hans-Georg Lindner ausgegangen.

Wenn die Rallye gut für ihn laufen würde, denn die Konkurrenz würde zahlreich sein, und wohl auch qualitativ keinesfalls zu verachten. Denn wir haben es schließlich mit einem Lauf zur Historischen Rallye-Europameisterschaft zu tun, das dürfe auf keinen Fall übersehen werden.

Als die erste Prüfung im unter düstere Regenwolken eingehüllten Kremstal gelaufen war, fand man Hans-Georg Lindner an erster Stelle vor Sepp Pointinger liegend, während Paolo Pasutti mit dem Porsche so gut es ging versuchte, das Tempo der führenden Escorts mitzugehen, und die dritte Position hielt. So ging es dann fast während der gesamten Rallye, sodaß sich hier an den Plazierungen nichts änderte.

So sah es also tatsächlich aus bei dieser ersten Ostarrichi-Rallye, was angesichts der Namen und Fahrzeuge in der Startliste nicht unbedingt zu erwarten war. Man stelle sich nur vor, man würde aus der Waldviertel-Rallye einen Weltmeisterschaftslauf machen, und dann gewinnt Raimund Baumschlager...aber offenbar sehen die Kräfteverhältnisse bei den Historischen in der Praxis doch ein wenig anders aus, als die Theorie es suggerieren will.

Die Realität zeigte nämlich Hans-Georg Lindner und Franz Blechinger auf einer triumphalen Siegesfahrt, dem ersten Sieg seit über einem Jahr: Die Rangordnung ist wieder hergestellt, die Gewinner der Castrol-Trophy sind wieder ganz oben auf dem Podest. Es ist auch zum ersten Mal seit der Umlackierung des Ford Escort RS 2000 auf das Red-Bull-Design (silbergrau mit blauen Längsstreifen à la Cobra 426 und Mustang GT 350).

Und auch wenn Hans-Georg Lindner diesmal nicht wie letztes Jahr bei der Dunlop-Rallye die Nummer Eins trug, was den Organisatoren doch ein wenig zu vermessen erschienen ist, so war er doch auf den Samstages-Prüfungen das erste Fahrzeug in der Wertung, das die Rallye-Besucher zu sehen bekamen. Man konnte eigentlich sagen, er war wieder die Nummer Eins.

Passend zu den hervorragenden Zeiten, die zum logischen Sieg führten, erkannte man den großen Meister auch am Fahrstil: Dort, wo viele andere schon früh heruntergebremst hatten, um einen möglichen Ausritt zu verhindern, war Hans-Georg Lindner noch immer voll am rechten Pedal.

Mit dem richtigen Driftschwung zum richtigen Moment ließen sich dann auch Kurven und Ecken jeglicher Art ohne Zeitverlust passieren. Er übertrieb es aber auch nicht, blieb während der gesamten Rallye fehlerlos, obwohl es diesmal reichlich Gelegenheiten dafür gegeben hätte, die Strecke zu verlassen, oft ohne die Möglichkeit, die Rallye danach wieder fortzusetzen.

Aufgrund des Dauerregens am Samstag glich die Rallye an manchen Streckenteilen einer Motorbootfahrt, entsprechend viel Fahrzeugbeherrschung war gefragt. Aber offenbar sind gerade das die Verhältnisse, unter denen Hans-Georg Lindner seine große Klasse zeigen kann und die PS seiner Gegner bezwingt.

Was den Fahrstil betrifft, so gehörte Hans-Georg Lindner bei den Historischen – eigentlich auch unter den gesamten Teilnehmern – zu den großen Ausnahmeerscheinungen. In seiner Klasse konnten nur ganz wenige mit einer vergleichbaren Performance überzeugen, vor allem Sepp Pointinger, der zeitenmäßíg noch recht gut mithalten konnte, und eventuell noch Bernd Rothensteiner, der leider am ersten Tag sehr viel Zeit verloren hatte, aber mit großem Herz dabei war.

Trotzdem war es Hans-Georg Lindner gelungen, für einen Moment während der Rallye bis zu zwei Minuten vor Pointinger zu liegen. Im Ziel waren es immerhin noch komfortable 81 Sekunden, die er auf seinen Escort-Kollegen gut hatte, Paolo Pasutti mit dem kraftstrotzenden Porsche war fast vier Minuten zurück. Probleme?

Ein Wasserschlauch, den es zerrissen hatte, zum Glück war ein Ersatzstück im Auto, eine Differentialsperre, die ihre Tätigkeit eingestellt hatte, Aquaplaning bei 170...viel zu wenig, um einen Sieg zu verhindern, der so ehrlich und redlich erkämpft war wie dieser.

Große Freude damit auch bei seinen Sponsoren, die dank solcher Leistungen sicher einen angemessenen Gegenwert für ihre Unterstützung bekommen. Und auch wenn nun ein paar Monate vergehen werden, bis man Hans-Georg Lindner wieder bei einer Rallye sehen wird: Nach dem, was er hier gezeigt hat, wird man ihn sicher nicht so schnell wieder vergessen.

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