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ORM: Lavanttal-Rallye

Umsturz auf der letzten Prüfung

Unfassbares Pech für Neubauer, er rutscht auf der letzten SP auf Platz vier ab – so feiert Grössing den Sieg vor Saibel und Kößler. Humar siegt in der 2wd.

Michael Noir Trawniczek
Foto: Harald Illmer

Es gibt Gesichtsausdrücke, die sich für immer einbrennen – jener von Hermann Neubauer war ein solcher: Die Mimik versteinert, eine Mischung aus unendlich großem Ärger und abgrundtiefer Traurigkeit. Kein Wunder, Hermann Neubauer hat an diesem zweiten Tag der Lavanttal-Rallye alles richtig gemacht, führte souverän das Feld an. Vor den letzten beiden Sonderprüfungen, den ersten Sieg vor Augen, konnte er bereits ein bisschen daran glauben, dass es diesmal klappen wird: „Wenn ich daran denke, bekomme ich eine Gänsehaut.“

Dann die beiden letzten Prüfungen: Auf dem Rundkurs läuft alles problemlos – doch dann, auf der rund 20 Kilometer langen SP „Remsnegger“ passiert es: „Ich habe einen Stein, der mitten auf der Straße lag, getroffen, dabei ist der Dämpfer aus der Halterung gestoßen worden, das Auto war im Grunde nicht mehr lenkbar. Ich habe noch alles probiert, habe gekämpft wie ein Löwe.“

Der ganze Frust spricht aus Hermann Neubauer, als er auf der Zielrampe sagt: „Dass das am Ende der Dank dafür ist, dass wir nicht einmal mehr auf dem Podium landen, das ist ganz einfach nur beschissen.“ Würde es im Rallyesport eine „Man of the Rally“-Trophy geben, Hermann Neubauer hätte sie verdient. So aber muss er sich mit Platz vier begnügen…

Grössing feiert ersten ORM-Sieg

Dass sie am Ende ihren ersten ORM-Sieg feiern werden, konnten Gerwald Grössing und Sigi Schwarz nicht ahnen. Die gesamte Rallye über wirkten die beiden wie, man möge den harten Ausdruck verzeihen, aber sie wirkten tatsächlich wie „geprügelte Hunde“. Aus zehn Metern Entfernung konnte man ihre Schmerzen nachempfinden, die Folgewirkungen ihres harten Crashs aus dem Rebenland. Das Zähnezusammenbeißen hat sich am Ende ausgezahlt: Ohne dass sie noch einen Angriff auf Neubauer starten wollten, stiegen sie am Ende doch als Sieger aus ihrem Ford Fiesta R5.

Ein ziemlich ernster Gerwald Grössing erklärte kurz vor der Zielrampe gegenüber motorline.cc: „Diese Rallye war für uns durchwachsen, es tut mir sehr leid für den Hermann Neubauer. Vielleicht war es eine ausgleichende Gerechtigkeit für die rebenland-Rallye, doch Hermann wird es ganz sicher anders sehen. Angesichts meines körperlichen Zustands betrachte ich diesen Sieg als Belohnung dafür, dass wir die Zähne zusammengebissen haben. Aber der Hermann fuhr hier wirklich grandios.“

Auf Platz zwei, exakt eine Minute hinter Grössing/Schwarz, landeten Mario Saibel und Ursula Mayerhofer im BRR Skoda Fabia S2000, der Wiener zeigte sich naturgemäß zufrieden: „Natürlich freue ich mich über den zweiten Platz, auch wenn es mir leid tut für den Hermann. Ich bin aber auch zufrieden mit unseren Zeiten, die am Ende immer besser wurden. Das ist für mich ermutigend.“ So konnte Saibel auf der Powerstage 13,6 Sekunden hinter Baumschlager die zweitschnellste Zeit markieren und somit zwei zusätzliche ORM-Punkte einfahren.

Und wieder schaut am Ende für den bayrischen Subaru-Piloten Manuel Kößler Platz drei heraus, er kann es gar nicht fassen: „Schon wieder ein Podium, das ist natürlich ein Riesenglück, denn wir sind einfach unsere Rallye durchgefahren. Für Hermann ist das natürlich scheiße, aber wir freuen uns total.“

Unfassbar: Hermann Neubauer und Bernhard Ettel rutschten nicht nur auf Platz vier ab, ihnen fehlen am Ende zudem nur 1,8 Sekunden auf einen versöhnlichen Podiumsplatz. Rund 50 Sekunden dahinter belegt Chris Brugger Platz fünf, der BRR Skoda Fabia S2000-Pilot fuhr erneut umsichtig, ging kein Risiko ein und darf sich über eine weitere Zielankunft und ORM-Punkte freuen: „Wir haben jetzt am Schluss andere Reifen genommen, da lief es noch besser. In einer Kehre haben wir noch einen Dreher fabriziert, aber egal – wir sind froh, dass wir es bei dieser schwierigen Rallye ins Ziel geschafft haben.“ Auf Platz sechs landete Hermann Gaßner senior on seinem Mitsubishi Lancer Evo X R4, der wie immer eine solide Rallye fuhr.

Baumschlager holt 15 Punkte

Raimund Baumschlager konnte schließlich noch Platz acht gesamt belegen und auf der Powertage wie geplant die Bestzeit in den Asphalt brennen. „Das war auch unsere Motivation, dass wir die Rallye überhaupt fertig gefahren sind“, sagte Bauschlager im Ziel. Für den Hermann tut es mir wirklich leid.“ Baumschlager konnte mit Platz acht und dem Powerstage-Sieg immerhin noch 15 Punkte einfahren. Als Dietmar Hinteregger, der Vorsitzende des OSK Rallyekollegiums gratulierte, sagte Baumschlager nur: „Danke für die Powerstage!“

Ob er das Gefühl hat, dass er die Zusatzpunkte aus der Powerstage am Saisonende vielleicht brauchen wird? Wie aus der Pistole geschossen sagt Baumschlager: „Ja. Heuer haben wir starke Konkurrenz bekommen. Schau dir Grössing und Neubauer an, und auch Hannes Danzinger fuhr schnelle Zeiten.“

Tolles S2000-Debüt von Danziger

Danzinger konnte sich jedoch nicht weiter steigern, belegte auf den letzten beiden Prüfungen die Plätze fünf und sieben: „Wir waren im letzten Durchgang mit dem Setup nicht zufrieden.“ So bleibt die ermutigende zweitschnellste Zeit vom Vormittag, wo nur noch zwei Sekunden auf eine Bestzeit fehlten. Danzinger nickt: „Ja, da hat das Setup gepasst, da habe ich mich wohl gefühlt.“

Noch ist unklar, ob der Niederösterreicher auch im Wechselland in den Stohl Racing Peugeot 207 S2000 steigen kann, sollte er dort starten, würde er sich dort ein Podium oder gar einen Sieg zutrauen? Danzinger antwortet: „Ein Podium sollte auf jeden Fall drinnen sein.“ Nachdem er ersten Tag gleich auf der ersten SP aufgeben musste, nachdem sich bei der Fahrt über einen Stein das Federbein durch die Motorhaube bohrte, war diesmal nur Platz 21 möglich…

Drama in der 2wd

Aleks Humar glaubte eigentlich, dass er den Sieg im ersten Nachmittagsdurchgang verloren hatte, als er sich bei einem Ausritt die Bremsleitung ruinierte. Zur gleichen Zeit flog auch Michael Böhm von der Strecke, sodass vor den letzten beiden Prüfungen Rok Turk im Peugeot 208 R2 in Führung lag.

Im Ziel war Humar überzeugt, dass Turk den 2wd-Sieg einfuhr: „Wir haben hier nicht mehr attackieren können, haben sicher noch mehr Zeit verloren.“ Doch Turk verlor wegen eines Reifenschadens noch mehr Zeit, sodass motorline.cc dem verdutzten Humar zum 2wd-Sueg und zu Platz sieben gesamt gratulieren konnte. Rob Turk belegte als Gesamt-neunter Platz zwei der 2wd.

Hinter Turk belegten Asja Zupanc, Jani Trcek, Sandro Wallenwein, Kristof Klausz (Platz drei der 2wd), Alois Handler und Andreas Mörtl die restlichen Plätze der Top 15.

Historische: Rosenberger verliert sicheren Sieg

Dramatisch auch das Finish bei den Historischen: Nachdem Kris Rosenberger das gesamte Wochenende ohne jede Konkurrenz das Geschehen dominieren konnte, wurde auch ihm die letzte Prüfung zum Verhängnis.

Rosenberger erklärte: „Ich habe in einer Kurve innen einen Baumstumpf getroffen.“ Der Porsche stand hernach mit ausgerissenem Rad neben der Strecke. Den sicheren Sieg erbte der Italiener Paolo Pasutti auf seinem Porsche 911 Coupe, Platz zwei belegte Willi Rabl, ebenfalls auf Porsche 911.

Aigner gewinnt den Opel Cup

Dramen weit und breit, auch im Opel Corsa OPC Cup gab es im letzten Durchgang noch das eine oder andere weinende Auge zu vermelden. So kündigte sich ein spannendes Finish an, als nach SP 10 Rene Rieder nur noch 0,5 Sekunden auf den führenden Gerhard Aigner fehlten…

Doch auf SP 11 wurde auch Rieder Opfer eines Baumstumpfes, ob es sich um den gleichen wie bei Rosenberger handelt, ist unklar. Am Ende feierte Aigner den Sieg vor Koni Friesenegger und Daniel Zieser.

Die Rallyepokale der OSK gingen an Tomas Hrvatin (P1), Robert Surtmann (P2) und Martin Jakubowics.

Ergebnis und ORM-Stände finden Sie gesondert im Menü rechts oben.

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