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ORM: Wechselland-Rallye

Dramen und Überraschungssieger im Wechselland

Raimund Baumschlager gewinnt die Wechselland-Rallye vor Mario Saibel und Hannes Danzinger. Daniel Wollinger siegt in der 2wd vor Michi Böhm.

Michael Hintermayer
Foto: Harald Illmer

Die Wechselland-Rallye war wie jedes Jahr eine der anspruchsvollsten im ORM-Kalender. Nach den gestrigen Regen- und Reifenchaos am Start folgte heute ein Favoritensterben. Der Tag begann bewölkt, aber ohne den befürchteten Regen.

Die erste Sonderprüfung des finalen Tages brachte gleich einen Führungswechsel mit sich. Hermann Neubauer konnte mit einer Bestzeit die Führung von Hannes Danzinger zurückerobern, doch die ersten drei lagen innerhalb von nur fünf Sekunden. Raimund Baumschlager konnte in der siebten Sonderprüfung (Sinnersdorf-Elsenau) an Mario Saibel vorbeiziehen.

Auf der achten Sonderprüfung erwischte es den Führenden des OPC-Cups. Andreas Kainer und Elke Aigner kamen mit ihrem OPC-Corsa mit niedriger Geschwindigkeit in einer Rechtskurve auf den Split. Kainer verlor die Kontrolle über den Wagen und schlug mit dem Heck in einen Baum ein. Das Auto drehte sich auf das Dach und rutschte einen Hang hinab. Pilot und Copilotin blieben unverletzt, doch die hart erkämpfte Führung (28 Sekunden Vorsprung) im OPC-Cup war dahin, an eine Weiterfahrt war nicht zu denken.

Hermann Neubauer verteidigte unterdessen tapfer seine Führung und baute diese durch vier Sonderprüfungs-Bestzeiten bis zur zehnten SP bis auf elf Sekunden aus. Lediglich Gerwald Grössing konnte mit dem Fiesta R5 auf der sechsten SP eine Bestzeit verbuchen. Doch auf dem berühmt-berüchtigten Rundkurs in Pinggau mischten sich die Karten neu. Zudem verschärfte einsetzender Nieselregen die Situation.

Hermann Neubauer kam mit seinem Ford Fiesta S2000 auf ein extrem glattes Straßenstück, konnte nicht mehr bremsen und rutschte von der Strecke. Der Wagen wurde leider von einem Baum zu Stehen gebracht. Neubauer versuchte noch weiterzufahren, doch ein Loch im Ölkühler bedeutete das Ende für den Salzburger und seinen Copiloten Bernhard Ettel. „Wir sind nur noch gerutscht, die Bremsen haben nicht gegriffen. Wir rutschten ganz langsam geradeaus in einen Baum und zerstörten uns so den Kühler.“ Wie schon bei der Lavanttal-Rallye fiel Neubauer in Führung liegend aus.

Doch die Stelle forderte noch weitere Opfer. Auch Raimund Baumschlager hatte einen „Big Moment“, doch der Serien-Staatsmeister hatte Glück im Unglück und konnte seinen Fabia S2000 gerade noch so positionieren, dass er den Baum, der Neubauers Fahrt stoppte nicht traf.

Der Stohl-Racing-Pilot Hannes Danzinger war das nächste Opfer. Er konnte ebenfalls nicht mehr bremsen, kam von der Straße ab und traf den besagten Baum mit der Seite seines Peugeot 207 S2000. Der Wagen hatte nur leichte Blessuren zu verzeichnen, doch Danzinger und seine Copilotin Barbara Watzl blieben beim Verlassen der Wiese zwei Mal hängen und verloren viel Zeit und die Chance auf den Sieg. „Es war auf einmal so, als würdest du auf Öl fahren – ich konnte nichts mehr tun, wir sind in Richtung des Waldes abgeflogen. Glücklicherweise gab es dort aber eine Schneise, immerhin konnte ich dafür sorgen, dass wir genau dort den Hang hinab rutschten. Beim Zurückschieben sind wir ein paar Mal steckengeblieben, wir haben so mehr als eine Minute verloren“, so Danzinger.

Gerwald Grössing wurde durch die Bremsspuren gewarnt und konnte noch rechtzeitig Gas rausnehmen. Er hatte mit anderen Problemen zu kämpfen. Der Motor seines Ford Fiesta R5 zickte herum. „ Im fünften Gang dreht das Auto nicht mehr raus, wir verlieren Zeit, da ist auch fahrerisch nicht mehr viel zu machen.“

Somit erbte Raimund Baumschlager die Führung, Gerwald Grössing fand sich auf der zweiten Stelle wieder, gefolgt von Mario Saibel und Hannes Danzinger.
Baumschlager legte nach und konnte auf der folgenden SP wieder eine Bestzeit erzielen und baute seine Führung auf 44,1 Sekunden auf Grössing aus, doch dann folgte die zweite Runde am Rundkurs in Pinggau.

Drama auf der letzten SP für Grössing du Böhm

Auf der letzten Sonderprüfung, dem 32,79 Kilometer lange Rundkurs „Pinggau lang“ kam es zum finalen Showdown. Gerwald Grössing startete mit Intermeds, doch diese überhitzten auf der trockenen Fahrbahn. Ein Reifenschaden am Fiesta R5 war die Folge. Somit verloren Gerwald Grössing und Copilot Sigi Schwarz den zweiten Platz und rutschten bis auf den fünften Rang des Gesamtklassements zurück. „Ich bin nicht unzufrieden, wir konnten uns noch gut positionieren. Wir hatten einen Reifenschaden, der Intermed wurde überhitzt und die Flanke ist aufgerissen“, so Grössing im Ziel.

Das nächste Drama ließ nicht lange auf sich warten. Der Führende der 2wd, Michi Böhm zerstörte an einem Randstein die Felge seines Suzuki Swift 1600. Er versuchte weiterzufahren, doch die Felge löste sich bis auf den Felgenstern auf. Michael Böhm und seine Copilotin Katrin Becker verloren mehr als drei Minuten und somit auch den sicher geglaubten Sieg der Division II.

Raimund Baumschlager konnte erneut eine Bestzeit fahren, baute seinen Vorsprung auf eineinhalb Minuten aus und kassierte drei zusätzliche ÖM-Punkte, da die letzte SP auch als Powerstage gewertet wurde. „Es war ein Erfolg der gesamten Mannschaft, Fahrer, Beifahrer, Mechaniker und aller die mitgearbeitet haben. Mit den Plätzen 1, 2 und 4 kann man glücklich und stolz sein.“

Strahlender Zweiter wurde der BRR-Pilot Mario Saibel mit Copilot Pirmin Winklhofer. „Wir sind ein gutes Tempo gegangen und konnten Hannes Danzinger noch knapp abfangen, es war eine super Rallye.“ Hannes Danzinger (Peugeot 207 S2000) konnte die Rallye trotz seines Ausrutschers auf der zehnten Sonderprüfung auf dem dritten Gesamtrang beenden, sein Rückstand auf Mario Saibel betrug im Ziel lediglich 1,4 Sekunden.

Chris Brugger mit Copilot Klaus Wicha verpasste das Stockerl um 1:40 Minuten, zeigte sich im Ziel jedoch überglücklich. „Wir waren auf der letzten SP mit Regenreifen unterwegs. Die überhitzten Reifen haben zu schmieren begonnen, das hat Zeit gekostet, wir sind aber noch auf den vierten Platz gerutscht. Ich habe viele SP-Kilometer gesammelt und auch viel dabei gelernt.“

Martin Kalteis sorgte ebenfalls für eine Überraschung. Er und sein Copilot Günther Lang belegten am Ende den bravourösen sechsten Rang, und dies mit ihrem betagten Mitsubishi Evo VII. „Ein traumhaftes Wochenende. Wir haben gut begonnen, die Intermeds am ersten Tag waren die richtige Wahl. Das Glück war auf unserer Seite, was will man mehr“, so der strahlende Martin Kalteis im Ziel der Wechselland-Rallye.

Nach dem Debakel des Michi Böhm auf der letzten SP erbte Daniel Wollinger den Sieg in der Division II. Er konnte beim erst zweiten Einsatz des Adam R2 den siebten Gesamtrang erreichen und zeigte sich dementsprechend erfreut. „Turbulent, wir hatten heuer schon sehr viel Pech, aber heute war das Glück auf unserer Seite. Der erste Sieg in der 2wd, unglaublich, so kann es weitergehen. Danke an meinen Co- Piloten Bernhard Holzer und an das ganze Team.“

Kris Rosenberger und Christina Kaiser feierten einen ungefährdeten Sieg bei den Historischen. Mit mehr als 25 Minuten Vorsprung im Ziel auf Willi Rabl war der Sieg des Porsche-Teams nie in Gefahr. „Es ist überraschend problemlos gelaufen, kein Steher, kein Dreher und ein positives Ergebnis. Auch die Reifenwahl hat funktioniert, ich bin mehr als zufrieden.“ Zudem erreichte Kris Rosenberger ein weiteres Ziel, dass er sich vor der Rallye gesteckt hatte. Mit den neunten Gesamtrang schaffte er es, in die Top-Ten zu kommen.

Sieger des OPC-Cups und Gesamt-Zehnter wurde Gerhard Aigner. „Wir hatten keine großen Schnitzer, die Zeitabstände werden immer geringer. Wir sind positiv gestimmt“, so Aigner im Ziel. Cristoph Leitgeb belegt den zweiten Rang im OPC-Cup, gefolgt von Konrad Friesenegger und Vera Hinteramskogler.
Insgesamt erreichten 40 der 61 genannten Teams das Ziel der Wechselland-Rallye.

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