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Sieg für den "falschen" Renault-Piloten

Renault wollte in der Rallye-EM den Titel holen, dass dies schlussendlich statt Werks-Fahrer Jean-Joseph Privatier Travaglia tat, war nicht geplant...

Manfred Wolf

Rallye Mille Miglia

Die Rallye-EM lief Gefahr, gleich den ersten Lauf absagen zu müssen. Grund: Das Begräbnis von Papst Johannes Paul II. Doch die Rallye Mille Miglia konnte stattfinden, die Lösung war recht einfach: Nach dem Prolog am Donnerstag wurden die Autos in den Parc Ferme gebracht, Freitag ruhten die Motoren und Samstag wurde wieder Gas gegeben.

Jene vier Prüfungen, die eigentlich am Freitag am Programm standen, wurden kurzerhand am Sonntag bestritten. Das „Subaru Poland Rally Team“ fehlte trotzdem: Aufgrund der Staatstrauer in Polen verzichteten Leszek Kuzaj und Andrezej Oleksowicz auf einen Start.

Den erwähnten Prolog am Donnerstagabend gewann Citroen-C2-Pilot Andrea Dallavilla vor Denis Colombini und Cristiano Manzini (beide Fiat Punto S1600) – dabei profitierten sie allerdings von der umgekehrten Startreihenfolge und dem nach ihnen einsetzenden Regen.

Die Sieganwärter machten den verlorenen Boden am Samstag und Sonntag aber locker gut. Am Ende der 1. Etappe lag Allrad-Pilot Gianfranco Cunico im Mitsubishi Evo VIII vor Renato Travaglia (Renault Clio S1600) und Piero Longhi (Subaru Impreza WRX STi).

Bereits draußen waren da zwei andere, prominente Piloten: Der Pole Michail Solowow (Renault Clio S1600) hatte einen Unfall, noch schlimmer erging es Titelverteidiger Simon Jean-Joseph: Der Franzose musste mit quälenden Magenschmerzen aufgeben.

Die 2. Etappe wurde zur Demonstrationsfahrt von Renato Travaglia. Der Italiener ging gleich zu Beginn in Führung und gab diese bis ins Ziel nicht mehr ab. Während Piero Longhi Schritt halten konnte und am Ende nur 5,2 Sekunden hinter Travaglia als Zweiter gewertet wurde, verlor der Führende nach dem ersten Tag, Cunico, einen Rang nach dem anderen und wurde nur Elfter. Platz drei ging an Paolo Andreucci im neuen Fiat Punto S1600.

Rallye Polen

Die 62. Ausgabe der Rallye Polen war der zweite EM-Lauf der Saison. Wurde in den vergangenen Jahren noch auf Asphaltpisten gefahren, warteten heuer 14 Schotter-Prüfungen auf die rund 70 Teams, unter ihnen 16 ausländische Starter.

Prominenteste Vertreter: Simon Jean-Joseph, Renato Travaglia, Jan Kopecky und Giandomenico Basso. Starke Gegenwehr durfte von den Lokalmatadoren Krzysztof Holowczyc und Leszek Kuzaj erwartet werden.

Am Ende wurde es ein Triumph der Einheimischen: Subaru-Pilot Holowczyc gewann vor Grzegorz Bebenek und Zbigniew Staniszewski (beide Mitsubishi Lancer) – die beiden profitierten aber vom Ausfall des Schweden Oscar Svedlund, der toll unterwegs war und erst auf der vorletzten SP von einem Turboschaden gestoppt wurde.

Bester Nicht-Pole wurde Renato Travaglia. Der Italiener setzte einen Mitsubishi Lancer Evo VII ein, fuhr auf Rang vier und baute seine Führung in der EM-Wertung auch dank des schlechten Abschneidens von Simon Jean-Joseph aus.

Der Renault-Werksfahrer wurde nur Neunter – die nächste Nullnummer für ihn. Übrigens: Sieger Holowczyc musste zwei Wochen um seinen Sieg zittern: Bei der Schlussabnahme zweifelten die Kommissäre an der Homologation der Antriebswellen, die betreffenden Teile wurden zur Begutachtung an die FIA geschickt. Am Ende war aber alles in bester Ordnung, der Pole durfte seinen Sieg behalten.

Rallye Ypern

Bei der nächsten Rallye waren dann wieder die Super1600er im Vorteil. Auf den schnellen Asphalt-Prüfungen der Rallye Ypern zeigten einige Evo-Piloten dennoch eine beeindruckende Performance. Am ersten Tag beharkten sich der Niederländer Peter Bijvelds im Gruppe-N-Mitsu und der Belgier Kris Princen im Renault Clio S1600.

Bijvelds behielt zwar die Oberhand – mit denkbar knappen 0,9 Sekunden Vorsprung, auf der 2. Etappe sollte es jedoch anders kommen. Erst einmal kegelte sich Simon Jean-Joseph ins Aus, verlor über sieben Minuten und fiel weit zurück, holte am Ende als Sechster aber noch einige Pünktchen für die EM.

Dann erwischte es auch noch Peter Bijvelds, der zwei Strafminuten kassierte und seine Hoffnungen auf einen Sieg begraben musste. Hinter dem ungefährdeten Princen und Bijvelds wurde Freddy Loix bei seinem ersten Antreten mit einem Super1600er guter Dritter.

Für viele andere EM-Mitstreiter lief es nicht so gut: Fiat-Hoffnung Giandomenico Basso schied nach einem Unfall aus, der EM-Führende Travaglia hatte einen Motorschaden zu beklagen.

Bulgarien-Rallye

Der vierte Lauf zur EM war die Bulgarien-Rallye. Titelverteidiger Simon Jean-Joseph wollte unbedingt gewinnen – musste er auch, wenn er im Kampf um die EM-Krone noch Chancen haben wollte.

Die Konkurrenz war groß: Der Gesamtführende Renato Travaglia war ebenso am Start wie Polen-Sieger Holowczyc und Ypern-Sieger Princen. Ebenfalls auf 1600ern dabei waren Michail Solowow und Gikas Nikolas aus Griechenland, die bulgarischen Lokalmatadore Krum Dontchev, Dimitar Iliev und Jasen Popov vertrauten auf die Gruppe N.

Auch beim 35jährigen Jubiläum waren die engen und sehr schnellen Asphaltstraßen von unglaublich schlechter Qualität, auf die Piloten wartete eine echte „Rutschpartie“. Doch die Gruppe-N-Piloten konnten die bescheidenen Grip-Verhältnisse nicht ausnutzen.

Giandomenico Basso und Mitfavorit Jean-Joseph lieferten sich von Beginn an einen packenden Zweikampf, in den kein anderer Pilot eingreifen konnte. Die Vorentscheidung fiel leider schon sehr früh, als Jean-Joseph auf SP 4 einen Reifenschaden zu beklagen hatte. Er verzichtete auf einen Reifenwechsel, fuhr die Prüfung zu Ende und verlor über eine Minute.

Auf der zweiten Etappe ließ der Franzose seinen Renault dann richtig fliegen, fuhr fünf von sechs möglichen Bestzeiten, am Ende reichte es aber mit 19,9 Sekunden Rückstand „nur“ zu Rang zwei hinter Basso. Dritter wurde Dimitar Iliev, der mit seinem Mitsubishi Lancer Evo VII gleichzeitig bester N-Fahrer war.

Madeira-Rallye

Zu einem Super1600-Festival geriet die Madeira-Rallye in Portugal. Auf den gewundenen, griffigen Asphalt-Straßen der Insel waren die leichten, wendigen Kurvenfresser nicht zu schlagen. Die SuperSpecial am Donnerstagabend gewann Renato Travaglia hauchdünn vor Lokalmatador Miguel Campos (Peugeot 206 S1600).

Auf der 1. Etappe übernahm jedoch Giandomenico Basso im Fiat Punto S1600 rasch die Führung vor Travaglia und gab diese bis ins Etappenziel nicht mehr ab. Platz drei hatte Simon Jean-Joseph inne, der erneut auf wichtige EM-Punkte hoffen durfte. Doch nach einem Abflug auf Etappe 2 ging der Mann aus Martinique wieder einmal leer aus.

Somit reduzierte sich das Duell an der Spitze auf den äußerst spannenden Kampf Basso gegen Travaglia, der zwischendurch sogar von einsetzendem Regen beeinflusst wurde – zugunsten des Fiat-Piloten. Der sah vor der letzten Prüfung schon wie der sichere Sieger aus, als ihn auf den letzten Kilometern ein Elektronik-Problem ereilte.

20 Minuten Zeitverlust und Platz 25 waren das Resultat, die Plätze zwei und drei gingen an Cedric Robert (Renault Clio S1600) und Miguel Campos. Basso verlor so jede Chance auf EM-Punkte, Travaglia durfte hingegen jubeln, er baute durch diesen „geerbten“ Erfolg seinen Vorsprung in der Gesamtwertung deutlich aus.

Barum-Rallye

Gar nicht unweit der österreichisch-tschechischen Grenze ging der 6. Lauf zur Rallye-EM über die Bühne: Die Barum-Rallye rund um Zlin feierte ihren 35. Geburtstag und sah von Beginn an einen attackierenden Simon Jean-Joseph, der damit nicht besonders weit kam.

Nach der Bestzeit beim freitäglichen Prolog rutschte der Renault-Pilot gleich auf der ersten Samstags-SP von der Strecke und vergab alle Siegchancen. Von da an bekam die Rallye von zwei Altbekannten einen Stempel aufgedrückt: Renato Travaglia fuhr souverän, klug und ohne Druck, während Giandomenico Basso attackierte und eine SP-Bestzeit nach der anderen fuhr, gleichzeitig aber von einem Ausrutscher und anschließenden Problemen mit der Radaufhängung zurückgeworfen wurde.

Da nützte die ganze Aufholjagd und der Ausfall des stark fahrenden Lokalmatadoren Martin Prokop (Suzuki Ignis S1600) am zweiten Tag nichts mehr, für Fiat-Werksfahrer Basso schaute wieder einmal nur der zweite Platz, 29,2 Sekunden hinter dem dominierenden Mann der Saison, Renato Travaglia, heraus.

Schnellster N-Pilot und Gesamt-Zweiter wurde Jan „Honza“ Kopecky, der den tschechischen N-Champion des Vorjahres, Vaclav Arazim und WRC-Umsteiger Vaclav Pech in einem harten „Fight der Mitsubishis“ hinter sich halten konnte.

Fiat-Rallye

Die Europameisterschaft an der Grenze zu Asien: Bei der Fiat-Rallye in der Türkei bot der Hauptsponsor als Schützenhilfe für Basso den Junior-WM-Piloten Mirco Baldacci auf. Und der konnte sich gleich von Beginn an kräftig in Szene setzen, indem er die 1. Etappe gewann.

Dabei profitierte er allerdings auch vom Pech seines Teamkollegen: Basso verlor nach zwei Bestzeiten aufgrund eines Reifenschadens zwei Minuten und die Führung, fiel au den zehnten Rang zurück, von wo aus er sich noch auf Rang drei vorkämpfen konnte.

Simon Jean-Joseph war als Zweiter nicht in der Lage, Baldacci zu gefährden. Rang vier belegte nach dem ersten Tag überraschend Lokalmatador Burak Cukurova im privaten Renault Clio S1600, noch vor EM-Leader Travaglia.

Auf der 2. Etappe war das Glück dann endlich einmal auf der Seite von Simon Jean-Joseph. Der ließ sich den Sieg nach einem Problem bei Mirco Baldacci nicht mehr nehmen, Basso wurde mit einer beeindruckenden Leistung noch Zweiter und machte in der EM-Wertung wichtige Punkte auf Travaglia gut, der Vierter wurde.

Elpa-Rallye

Der vorletzte EM-Lauf führte die Teams zur traditionsreichen Elpa-Rallye (seit neuestem EKO-Rallye) nach Griechenland. Dort war Giandomenico Basso der dominierende Mann. Schon am ersten Tag gewann er vier Sonderprüfungen und setzte sich mit 19 Sekunden vor Jean-Joseph, auf Rang drei folgte ein vorsichtiger Renato Travaglia, der vor allem in Hinblick auf seine komfortable Führung in der Gesamtwertung nichts riskierte.

Der zweite Fiat-Pilot war erneut Mirco Baldacci, doch der hatte wieder Pech: Bei seiner Fahrt begann es – und das in Griechenland – zu regnen, das kostete ihn 30 Sekunden, somit wurde er nur Vierter. Basso dominierte die zweite Etappe aber auch ohne „Schützenhilfe“.

Er gewann wieder vier Prüfungen und siegte mit mehr als 20 Sekunden Vorsprung vor Jean-Joseph und Travaglia – der damit acht Punkte Vorsprung und die beste Ausgangsposition für das Finale hatte.

Rallye Antibes-Cote d’Azur

Diesen Vorteil nützte Travaglia bei der 40. Auflage der Rallye Antibes-Cote d’Azur souverän. Mit einer kontrollierten Fahrt sicherte er sich Rang fünf und damit den Titelgewinn in der Rallye-Europameisterschaft, seinen zweiten Sieg im europäischen Championat nach 2002.

Travaglia besiegte nicht nur starke Fahrer sondern auch die Werksteams von Fiat und Renault. Dabei war der letzte Lauf für den einzig verbliebenen Konkurrenten von Renault-Privatier Travaglia, Giandomenico Basso, besonders hart.

Die Fiat-Hoffnung versuchte alles, hatte jedoch auf den Asphaltpisten in den Seealpen gegen den französischen Lokalmatadoren Cedric Robert am Ende mit nur 7,9 Sekunden Rückstand ganz knapp das Nachsehen.

Renault-Werkspilot Simon Jean-Joseph wurde übrigens noch Dritter – sowohl bei der Rallye als auch in der EM-Endwertung.

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