
BMW X6 - schon gefahren | 20.04.2008
Physikalischer Schnippchenschläger
Optisch polarisiert der X6 stark, fahrdynamisch ist er über alle Zweifel erhaben, nie war ein Offroader dermaßen sportlich und agil.
Der jüngste Spross im Hause BMW polarisiert. Die einen sehen im X6 traumhaft bullige Linien, die anderen ein übergewichtiges SUV dass keiner braucht. BMW spricht jedenfalls von einer Kombination aus X5 und dem 6er Coupé. Dass der X6 durchaus seine Berechtigung hat, das wird erst auf den ersten Kilometern klar, die Motorline.cc bereits sammeln konnte.
Schon nach den ersten Pylonen im Slalom-Kurs wird deutlich, dass das Auto unglaublich agil ist. Wagt man sich dann auf die bewässerte Kreisbahn, kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Der rund 2,2 Tonnen schwere X6 zieht mit stoischer Ruhe seine Kreise, selbst wer das Tempo mehr und mehr erhöht und so an die Grenzen der Physik geht, wird beeindruckt.
Zauberwort Dynamic Performance Control
Maßgeblichen Anteil an dieser „Kurvengierigkeit“ hat die so genannte „Dynamic Performance Control“. Während der X-Drive Allradantrieb die Kraft zwischen Vorder- und Hinterachse verteilt, sorgt die Dynamic Performance Control dafür, dass das Antriebsmoment auch zwischen den Hinterrädern ausgeglichen wird.
Der X6 zieht sich förmlich in die Kurve hinein, während anderswo entweder starkes Über- oder Untersteuern auftritt, bleibt das Offroad-Coupé auch in Extremsituationen die Ruhe selbst. Das SAV – Sports Activity Vehicle – ist somit von einem behäbigen Offroader so weit weg wie ein Lada von einem Ferrari. Schnell gefahrene Kurven meistert der X6 ebenso bravourös wie den „Elch-Test“, bei dem ein schnelles Ausweichmanöver simuliert wird.
Das Interieur entspricht bis auf Kleinigkeiten – z.B. Kniepolster an der Mittelkonsole um den hohen Fliehkräften entgegen zu wirken – jenem des X5, in der zweiten Reihe geht es aber deutlich enger zu. Sowohl die Knie- als auch vor allem die Kopffreiheit ist eingeschränkt, hier muss man der Coupé-Form Tribut zollen.
Die Coupéform kostet etwas Platz
Das muss man natürlich auch beim Laderaum, während der X5 zwischen 620 und 1.750 Liter offeriert, sind es beim X6 570 – 1.450 Liter, für die meisten Situationen aber immer noch ausreichend, vor allem wenn man davon ausgeht, dass ohnedies selten mehr als zwei Personen unterwegs sind.
Ebenfalls nicht ganz optimal: Die hinteren Nackenstützen sind fix in der Lehne integriert, ein Verstellen ist damit ebenso unmöglich wie ein komplettes Entfernen, gerade bei der Verwendung von Kindersitzen ist dies oftmals notwendig.
Motorisch hat man die Qual der Wahl aus vier Aggregaten, die beiden Turbodiesel xDrive30d (235 PS) und xDrive35d (286 PS) kennt man ebenso wie den xDrive35i (306 PS) bereits aus anderen BMW-Modellen, der xDrive50i ist indes eine Neuentwicklung. Es handelt sich dabei um einen V8-Benzinmotor mit doppelter Turboaufladung und satten 407 PS sowie einem Drehmoment von 600 Nm.
Dabei zeigt sich das großvolumige Triebwerk durchaus umweltfreundlich, so ist der Motor nicht nur das effizienteste Aggregat seiner Klasse, sondern unterbietet darüber hinaus die Grenzwerte der EU5-Abgasnorm.
Erste Testfahrt mit Diesel und Benziner
Motorline.cc war mit dem stärkeren Diesel und dem schwächeren Benziner auf erster Testfahrt, beide Motoren überzeugen auf ihre Art. Während sie sich bei der Beschleunigung nichts schuldig bleiben (6,9 zu 6,7 Sekunden auf Tempo 100 km/h), so unterscheiden sich die zwei Sechszylinder durch ihre Charakteristik.
Der Diesel ist akustisch nicht mehr als solcher zu erkennen und wartet mit hohem Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen auf. Der Turbo-Benziner erfreut den Fahrer mit einer sonoren Soundkulisse und lässt sich auch höher drehen, allerdings genehmigt er sich auch mehr Sprit. 8,3 Liter sind es laut Werk auf 100 Kilometer beim Diesel, 10,9 Liter beim Benziner.
Bei 64.990,- Euro geht's los
64.990,- (66.460,-) Euro sind für den günstigsten X6 fällig, dafür gibt es den xDrive30d. Der xDrive35d steht mit 68.940,- (70.500,-) Euro in der Preisliste, der Sechszylinder Benziner xDrive35i ist ab 69.400,- (71.620,-) Euro zu haben, das Topmodell xDrive 50i bekommt, wer mindestens 86.300,- (89.630,-) Euro auf den Tisch des Händlers legt. Die Preise in Klammer gelten ab 1. Juli 2008, die Differenz ergibt sich aus dem CO2-Strafzuschlag.
Gemessen am X5 liegt das Ausstattungsniveau des X6 etwas höher, Dinge wie 19-Zoll Aluräder oder ein Sport-Lederlenkrad sind serienmäßig. Empfohlen ist – wie bei allen anderen BMW-Modellen auch – der Kauf des Österreich-Pakets, das beim X6 u.a. eine Alarmanlage, automatisch abblendende Spiegel oder eine Park-Distance-Control vorne und hinten beinhaltet. Da die Übersichtlichkeit nach hinten extrem schlecht ist, ist PDC jedenfalls ein absolutes Muss.
Ab 2009 auch mit Hybrid-Antrieb
Was die Verkaufserwartung betrifft, so rechnet man damit, dass der X6 in Österreich rund 20 Prozent des X5 ausmacht, wobei man nicht davon ausgeht, dass die Verkäufe des X5 zurück gehen werden. Abschließend noch ein Blick in die nahe Zukunft, bereits 2009 wird es den X6 auch als Hybrid-Version in Serie geben, man darf gespannt sein.
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