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Erfinder des Orange

Vom Relaunch der Marke über das Schaffen einer neuen Identität zum Vierrad-Abenteuer: Gerald Kiska und seine Rolle für die Marke KTM.

Johannes.Gauglica@motorline.cc; Bilder: KTM, KISKA (Illustration), Frankl (Portrait)

Die Automotive Academy Styria ist die Bildungsplattform des AC Styria Autocluster; im Rahmen ihrer Veranstaltungsreihe "Open University" werden immer wieder Vordenker im automotiven Bereich eingeladen. Der Titel der jüngsten Veranstaltung war "Designing Desire – Symbiose Kiska & KTM".

Der KTM X-Bow ist das einzige von einem österreichischen Hersteller entwickelte und in Österreich – im neuen Werk in Graz - gebaute Auto. Mehr dazu und zum Fahrerlebnis im X-Bow lesen Sie hier! Die Entwicklung lag über weite Strecken in den Händen von Gerald Kiska und seiner Firma.

Erfinder des Orange

"Der X-Bow ist in der Summe seiner Eigenschaften ein sehr scharf positioniertes Gerät, das auch durchaus mit stärkeren Konkurrenten mithalten kann, wenn sie nur schwer genug sind." - Das sagt Gerald Kiska. Seit 1990 leitet er sein eigenes Designstudio in Anif bei Salzburg, mit über 100 Mitarbeitern aus 16 Nationen.

Er war auch 1995 der Mitbegründer des Grazer Studienlehrganges für Industrial Design am Joanneum. Dort hat er bis 2002 selbst gelehrt.

Mittlerweile ist der Name Kiska selbst zu einer Marke geworden. Gewerkt wird in seinem Unternehmen an diversesten Projekten für die Industrie; die bekannteste Erfindung des Gerald Kiska war aber eine Farbe, nämlich das KTM-Orange.

Im Jahr 1991 ging die Firma KTM bankrott. 1992 baute man, unter neuer Firmenleitung, ungefähr 7.000 Motorräder. 18 Jahre später sind die Oberösterreicher mit einer Produktion von jährlich über 90.000 Maschinen der zweitgrößte europäische Motorradhersteller (der größte sitzt in München), und beispielsweise dreimal so groß wie Ducati.

Zum Vergleich: Honda als weltgrößter Produzent erzeugt jährlich zehn Millionen Motorräder. Das sind die internationalen Konkurrenten, mit denen KTM mithalten muss und kann.

KTM, was ist das?

"In jedem produktionslastigen Unternehmen glaubt man, dass man die Schlacht ausschließlich über die Technologie gewinnt", erläutert Gerald Kiska, "aber die Technologie hat leider immer ein Ablaufdatum, und es gibt immer einen Zeitpunkt, an dem die Mitbewerber die gleiche Technologie beherrschen.

Dann gibt es einen ständigen Innovations-Wettlauf, für den man aber gerüstet sein muss, und KTM war rein aufgrund seiner Größe nicht in der Lage, technisch immer hundertprozentig die Nase vorn zu haben."

Ein Teil des Erfolges, und mit ein Grund dafür, war die neue, starke Markenidentität. Ihr deutlichstes Element ist die Farbe Orange, mit der heute fast jeder Biker die Marke KTM verbindet - gemeinsam mit dem immer mehr geschärften, unverwechselbaren Design.

"Dazu haben wir es quasi als Kür geschafft, KTM über die Jahre eine sehr eigenständige Formensprache mit auf den Weg zu geben. Wir sind sehr früh auf den Trend ausgesprungen, der in den '90ern erstmals ganz versteckt hier und da in der Autoindustrie aufgetaucht ist." – Der Überbegriff war damals Edge Design.

"Wir haben es uns als Erste für das Thema Motorrad reserviert. In den letzten zwei Jahren haben wir zwei internationale Preise dafür erhalten, die meistkopierte Motorrad-Marke zu sein. Das ist für einen Designer schon ein Lob."

Design ist als Begriff für alle Bereiche anwendbar, die eine Marke oder ein Unternehmen nach außen hin definieren: "Wir haben schon Mitte der '90er angefangen, zusätzlich zum Produktdesign den Bereich der Kommunikationsdesigns abzudecken. Alles was die Marke sichtbar nach außen trägt, vom Logo bis zum Banner, vom Produktfolder bis zum Plakat, ist bei uns im Haus gestaltet worden – immer mit der Maßgabe, die Markenwerte, für die KTM steht, möglichst eindeutig zu kommunizieren."

Dazu gehören auch Messestände und Shop-Design, also praktisch der gesamte Auftritt: "Ziel war immer, KTM möglichst eindeutig und leicht lesbar darzustellen, um dem Verwender die Identifikation mit der Marke so einfach wie möglich zu machen."

Warum vier Räder?

"Das Durchschnittsalter des heutigen Motorradfahrers liegt bei 47 Jahren. Dazu kommt noch, dass heute nur mehr 25 Prozent der 18jährigen den Zweirad-Führerschein machen. Vor 20 Jahren waren es noch 75 Prozent. Das heißt: innerhalb der nächsten Jahre muss sich die Motorradfirma KTM darauf einstellen, dass große Teile ihrer Zielgruppe entweder in Pension gehen oder nie zu ihrem Produkt finden werden."

Die Firmenleitung unter Stefan Pierer sah sich deshalb den Auto-Sektor als potentiellen Zukunftsmarkt genauer an. Das war der Beginn des Projektes X-Bow. Partner fand man bei Audi und der Rennwagenfirma Dallara.

Kiska Design koordinierte in der Anfangsphase das Projekt; später kam der Standort Graz ins Spiel: "Wir hatten zu dem Zeitpunkt die Aufgabe des Koordinators, waren betraut mit der ursprünglichen Produktdefinition und dem Design des Produktes. Mangels Manpower bei KTM haben wir zumindest in den ersten Monaten die Zügel in der Hand gehalten."

"Wir haben uns vorgenommen, ein sehr minimalistisches Auto zu bauen. Am Anfang hatten wir die Idee eines Straßen-ATV." – Aber Quads sind vom Fahrverhalten her auf Asphalt nicht unbedingt zuhause.

Geistige Vorbilder für den Minimalismus fand man im Lotus Seven und seinen zahlreichen Klonen wie Caterham, Donkervoort und vielen anderen, Die Kernwerte der Marke sollten allerdings jedenfalls bewahrt werden, auch im Design: "Es sollte bewusst kein Retro-Konzept werden, sondern etwas sehr modernes."

Und natürlich getreu der Markenphilosophie auch "Ready to Race".

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