
BMW, Daimler, Ford, VW: Schnell-Ladenetz für Europa | 01.12.2016
Große Koalition
Mit dem "richtigen" Ladestecker (Gleichstrom CCS) sollen E-Auto-Fahrer in Europa bald an 400 neuen Standorten schnell Strom tanken können.
mid/ts
In seltener Einigkeit verkünden jetzt fünf Autohersteller die Gründung eines Joint Ventures zur Errichtung des leistungsstärksten Schnell-Ladenetzes für Elektrofahrzeuge in Europa.
BMW, Daimler, Ford sowie der VW-Konzern (mit Audi und Porsche) wollen in diesem Rahmen "eine beachtliche Zahl an Ladestationen errichten und so die Langstreckentauglichkeit der Elektromobilität deutlich erhöhen". Eine große Koalition also. Das Laden soll so weiterentwickelt werden, dass es in Zukunft ähnlich bequem funktioniert wie herkömmliches Tanken.
Die geplante Infrastruktur mit der gigantischen Ladeleistung von bis zu 350 Kilowatt können nur Fahrzeuge europäischer Hersteller nutzen, die in Sachen Gleichstrom (mit Wechselstrom erreicht man solche Ladekapazitäten erst gar nicht) den sogenannten Combined Charging System (CCS) Standard verwenden. Die Japaner - Nissan baut immerhin mit dem Leaf den weltweit meistverkauften Stromer - sind mit ihrem aktuellen CHAdeMO-Stecker außen vor.
Zwar sei zum Beispiel für den Kia Soul EV unter Umständen das Laden mit einem Adapter möglich, teilt der Hersteller mit, allerdings nur bis zu einer Ladeleistung bis 6,6 kW. Eine Schnell-Ladung ist das definitiv nicht. Dennoch irgendwie verständlich, dass die Europäer hierbei unter sich beiben wollen - Ford sei aufgrund seiner viele Jahrzehnte langen Autoentwicklungs- und Autobau-Tradition in Europa dazugezählt.
Der Aufbau wird in einem ersten Schritt etwa 400 Standorte mit Schnellladesäulen ab 2017 und "Zugang zu Tausenden von Hochleistungs-Ladepunkten bis 2020" umfassen. Die Ladestationen sollen an Autobahnen und hoch frequentierten Durchgangsstraßen entstehen und öffentlich zugänglich sein. Dies soll die Akzeptanz von Elektrofahrzeugen in Europa deutlich erhöhen.
Lobende Worte haben alle beteiligten Autobosse parat, beispielhaft sei hierfür das Statement von Mark Fields, Präsident und CEO der Ford Motor Company, zitiert: "Eine zuverlässige, ultra-schnelle Ladeinfrastruktur ist für die Kundenakzeptanz wichtig und hat das Potenzial, elektrisches Fahren auf die Stufe der Massentauglichkeit zu heben."