BMW 730d xDrive - im Test | 24.02.2013
Fahrverhalten & Preis
Der Reihensechszylinder mit drei Litern Hubraum ist, wie unsere deutschen Kollegen gern schreiben, „ein echtes Sahnestück“. Er ist so leise und vibrationsarm wie es nur geht, powert dabei aber vom Standgas weg vehement los. 6,0 Sekunden für den Sprint auf 100 km/h für ein fast zwei Tonnen schweres Auto mit „nur“ 258 PS – diese Zahl spricht für sich.
Noch beeindruckender wird diese Leistung, wenn man sie in Relation zum Verbrauch stellt: Wir benötigten im Test ohne echte Spritspar-Bemühungen, dafür aber bei winterlich tiefen Temperaturen im Schnitt 8,6 Liter Diesel. Will heißen: Diese ausgewachsene Limousine ist locker mit Siebener-Verbrauchswerten zu bewegen.
Diese Werte erreicht man vor allem dann, wenn man den „Fahrerlebnisschalter“ an der Mittelkonsole auf „Eco Pro“ stellt. Dann schaltet die Automatik früher, und Stromverbraucher wie Klimaanlage oder Sitzheizung arbeiten moderater.
Umgekehrt gibt es neben der Standardposition „Comfort“ auch „Comfort+“, „Sport“ und „Sport+“ Bei "Sport" ist die Automatik grundsätzlich einen Gang niedriger unterwegs, die Motorcharakteristik ist aggressiver, und das Fahrwerk verhärtet sich, wenn man es adaptiv bestellt hat. Bei „Sport+“ reagiert zudem das ESP später und lässt gewisse Driftwinkel zu.
Dem Motor alle Ehre macht dabei die Achtgang-Automatik von ZF. Sie scheint die Gangwechsel nicht nur zu erahnen, sie tut es auch. Dank GPS ist das Computerhirn im Auto über Steigungen und Gefälle bestens informiert. Was die Schaltvorgänge genauso beeinflusst wie das automatische Segelverhalten (sprich: Gang raus bei nicht zu steiler Bergabfahrt).
Der Allradantrieb xDrive gehört mit zum Feinsten, was es auf dem Markt gibt. Die grundsätzlich heckbetonte Antriebscharakteristik wechselt je nach Notwendigkeit blitzschnell. Drehmoment geht immer zum Rad, das es gerade am Dringendsten benötigt. Das funktioniert nicht nur bei Eis und Schnee hoch effektiv, sondern beispielsweise auch beim Beschleunigen aus Kurven.
Die Lenkung funktioniert dabei genauso easy und präzise wie die Bremsen. Die Fahrwerksabstimmung ist mehr bayerisch straff als luxuriös. Dazu trugen die mächtigen 19-Zöller des Testwagens (Serie: 17 Zoll) genauso ihr Scherflein bei wie die standardmäßige Run-Flat-Bereifung.
Die Serienausstattung ist mit ESP, sechs Airbags, Zweizonen-Klimaautomatik, Navigationssystem, Soundsystem, elektrisch verstellbaren Vordersitzen samt Sitzheizung, Hinterachs-Luftfederung etc. zufriedenstellend, aber nicht überbordend. Der Listenpreis von 89.600 Euro wird potenzielle Käufer kaum abschrecken, wenn auch der Allrad-Aufpreis mit 5.000 Euro mehr als happig ausfällt.
Die Extraliste ist wie immer bei BMW seitenlang und umfasst neben dem witzigen Kofferraumöffnen per Fußschwenk sämtliche modernen Assistenzsysteme wie Spurverlassenswarner, Totwinkel-Assistent, Rückfahrkamera, Verkehrszeichenerkennung, adaptiver Tempomat, Fußgängererkennung bei Nacht oder Head-up-Display.
Letzteres ist sehr empfehlenswert, ganz im Gegensatz zur Verkehrszeichenerkennung. Die erkennt nämlich allzu oft irgendwas, nur nicht die aktuell erlaubte Geschwindigkeit. Das betrifft allerdings sämtliche Hersteller, die dieses System anbieten.
Wirklich Freude hat man, wenn man LED-Scheinwerfer mit adaptivem Kurvenlicht samt Fernlichtautomatik bestellt. Die vier Hauptlichter beleuchten dann die Straße nicht, sie erleuchten sie förmlich – ohne dabei den Gegenverkehr auch nur im Geringsten zu blenden.
Plus
+ wunderbar kraftvoller und dabei sparsamer Motor
+ schnell und sanft schaltende Achtgang-Automatik
+ hervorragendes Fahrverhalten
+ toller Allradantrieb
+ gutes Raumangebot
+ Top-Verarbeitung
Minus
- mittelprächtige Serienausstattung
- sehr straffe Federung
Resümee
Spät, aber doch kam man bei BMW drauf, auch sein 7er-Volumensmodell 730d mit Allradantrieb zu bestücken. Der ist mit einem Aufpreis von 5.000 Euro zwar sehr teuer, bringt aber genau jenes Quäntchen an zusätzlicher Souveränität, das gerade Leute, die sehr viel Geld für ihr Auto ausgeben, zu schätzen wissen.
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