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Stromer mit Stil

Der Kia Soul EV ist das erste weltweit vertriebene Elektrofahrzeug des südkoreanischen Herstellers – wir testen den 110 PS starken Stromer.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Sabine Sommer

„Quadratisch, praktisch, stylish“, haben wir unseren Test der aktuellen zweiten Generation des Kia Soul mit 128-PS-Diesel betitelt – dass es sich beim nunmehrigen Testmodell um ein Elektroauto handelt, ist erst auf den zweiten Blick auszumachen: Geschlossener Kühlergrill und fehlender Auspuff weisen dezent darauf hin, dass es sich um den ersten Stromer handelt, den Kia weltweit anbietet.

Der EV ist rein äußerlich ein echter Kia Soul: Poppige Proportionen und seine klassische, kantige Form unterstreichen den Anspruch des unangestrengten „Andersseins“. Ein echter Hit ist auch das Innenleben: Hier grüßen einander Stil und Qualität, ein gelungener Mix aus Sci-Fi, guter Verarbeitung und optimaler Funktionalität.

Die Mittelkonsole, die Instrumente auf dem Lenkrad, der zentrale Touchscreen – eine Komposition aus Klavierlack und Chromzierelementen, die mit Details wie den becherförmigen Lautsprecherboxen oder der lederbezogenen Tachoblende ihre Eigenständigkeit auf eine freundliche und unaufdringliche Art unterstreicht.

Das Platzangebot für die Passagiere ist wie beim Verbrenner gut, zahlreiche Ablagen erleichtern das Leben. Das Gleiche tut die serienmäßige Rückfahrkamera, die gerade beim Einparken in der Stadt eine große Hilfe darstellt.

Wer sich mit den zahlreichen Knöpfen auf dem Lenkrad vertraut gemacht hat, kann sehr viel Justierungen vornehmen, ohne die Hände vom Lenkrad nehmen zu müssen. Sämtliche Vorteile des herkömmlichen Soul finden sich hier wieder.

Lediglich beim Kofferraumvolumen muss man Abstriche machen, während der Benzin/Diesel-Soul 354 bis 1.367 Liter anbietet, sind es beim EV nur noch 281 bis 891.

Die gegen Aufpreis erhältliche Sitz-Heizung respektive Klimatisierung/Belüftung sowie die Lenkradheizung wirken nur auf den ersten Blick wie Energieverschwendung – denn so wird der Fahrer direkt gewärmt und gibt sich womöglich mit einer geringeren Gesamttemperatur zufrieden.

Extrem nützlich ist hier die „Nur Fahrer“-Funktion, die Heizung und (serienmäßige) Klimatisierung auf der Beifahrerseite deaktiviert. Allesamt Maßnahmen, die den Energieverbrauch senken und damit die tatsächliche Reichweite erhöhen.

„Reichweite“ – das ist überhaupt der Punkt, um den sich alles dreht bei den Elektrischen. Eine Li-Ionen-Polymer-Batterie soll den Soul in der von uns getesteten "AC/DC"-Variante (mit zusätzlicher Gleichstrom-Schnelladefunktion und Wärmepumpe für die Klimaanlage) auf theoretische 212 Kilometer Reichweite bringen.

In der Praxis bleibt die Reichweite ein extrem variabler Wert: Jene Kilometeranzahl, die nach einer Ladeaktion angezeigt wird, ist von vielen Faktoren abhängig – angefangen von der Außentemperatur bis hin zur Fahrweise auf den letzten Kilometern vor der Aufladung.

Es handelt sich um eine Wahrscheinlichkeitsrechnung, bei jeder Änderung der Variablen ändert sich auch der angezeigte Wert. Mehr als 163 Kilometer wurden bei unseren Fahrten jedoch nie angezeigt.

Freilich lässt sich mit geschickter Rekuperierungsarbeit ein Mehr an Reichweite herausschinden – beispielsweise, indem man bergab vom Drive- in den Break-Modus der Automatik wechselt.

Der 110 PS starke Kia Soul EV glänzt wie alle Elektrischen mit starkem Drehmoment. 285 Newtonmeter vom Stillstand weg sorgen beim kleinen Ampelduell für verdutzte Gesichter im Rückspiegel. 11,2 Sekunden auf 100 km/h sind ebenfalls ein guter Wert, die Höchstgeschwindikeit wir auf 145 km/h begrenzt.

Doch Spaß hat im Elektroauto stets seinen Preis in Sachen Energiekonsum, selbst Dahingleiten bei 130 km/h frisst viel Strom, weshalb es mitunter besser ist, unter dem erlaubten Autobahn-Topspeed zu cruisen.

Für weite Reisen wurde der grundsolide Strom-Soul ohnehin nicht gebaut. Was zum einen an dem im ländlichen Gebiet vorhandenen Mangel an Schnellladestationen und deren unterschiedlichen Steckerformen liegt, zum anderen aber auch an der Mindest-Ladezeit von 33 Minuten bei der schnellsten Ladevariante, die zudem die Batterie nur zu 83 Prozent lädt.

Danach kann auf maximal 94 Prozent aufgeladen werden, was jedoch weitere 15 Minuten beansprucht. Auf unserer Reise von Neulengbach (NÖ) zum Grand Prix von Österreich in Spielberg mussten wir eine Schnelladestation aufsuchen, dazu die Fahrt im sparsameren und weniger kraftvollen Eco-Modus absolvieren.

Ganz anderes verhält es sich in der Großstadt – dort ist der Kia Soul EV wirklich daheim, dort wird auch mit genügend Schnellladern verwöhnt. Deshalb eignet sich der Kia-Stromer bestens als Zweitauto, oder wenn im Alltag nicht mehr als 150 Kilometer pro Tag bewältigt werden müssen.

Dann nämlich reicht die normale AC-(Wechselstrom)-Aufladung, die im besten Fall fünf Stunden beansprucht. Muss auf den Verbrauch nicht geachtet werden, bereitet der Kia Soul EV sogar sportlichen Fahrspaß, denn das Fahrwerk ist gut abgestimmt, der Wagen liegt trotz Batterie-Mehrgewichts souverän auf der Straße.

Während der Kia Soul EV in der "AC"-Variante, also lediglich mittels Wechselstrom aufladbar, ab 31.990 Euro zu haben ist, gibt es den "AC/DC" mit zusätzlichem Gleichstrom-Ladeanschluss für Schnellladestationen sowie einer Wärmepumpe für effizienteres Heizungs- und Lüftungsmanagement ab 34.390 Euro.

Plus
+ eigenständiges, praktisch-auffälliges Design
+ stilvolles, gut verarbeitetes Interieur
+ hohes Anfahrdrehmoment bietet viel Fahrspaß
+ Heizung/Klimatisierung auf Fahrer konzentrierbar

Minus
- Reichweite liegt trotz hochmoderner Batterie weit unter Verbrennungsmotoren

Resümee
Der Kia Soul EV bietet - abgesehen vom etwas kleineren Laderaum - sämtliche Vorteile der zweiten Soul-Generation und kann durchaus als Elektrofahrzeug mit Stil und Qualität bezeichnet werden. Wer sich definitiv für einen Stromer entschieden hat, sollte sich den Kia Soul EV in jedem Fall ansehen.

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