AUTOWELT

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter

Schuss ins Schwarze

Mit dem CLS Shooting Brake hat Mercedes ins Schwarze getroffen, auch wenn unser Testwagen - ein 333 PS starker CLS 400 4Matic - weiß ist.

Georg Koman

Als der Mercedes CLS 2004 vorgestellt wurde, ging ein Raunen durch die an sich hartgesottenen Reihen der Motorjournalisten. Ein viertüriges Coupé, eine Silhouette wie ein gespannter Bogen. So etwas gab es noch nie.

In der zweiten Generation (ab 2012) wurde dem CLS ein Kombi namens Shooting Brake zur Seite gestellt. Laderaum gewissermaßen als Abfallprodukt der stattlichen Länge. Einziges Manko der neuen Serie: Der Vorderwagen wurde aufgrund neuer Fußgängerschutzbestimmungen drastisch erhöht und wirkte etwas klobig.

Niedriger ist er seit dem aktuellen Facelift auch nicht, aber dank geschickter Designkniffe - neu gestaltete Stoßfänger, weiter nach unten gezogener 3D-Kühlergrill ("Diamantgrill") - sieht er um Welten eleganter aus.

So seltsam es klingen mag, aber der 333 PS starke 3,5-Liter-V6 ist doch tatsächlich der Einstiegsbenziner des CLS. Im Konkurrenzvergleich unüblich ist hier nämlich die gesamte Dieselpalette (170-258 PS) unter den Benzinern (333-585 PS) angesiedelt.

Unüblich, aber nicht unsinnig. Denn der CLS Shooting Brake ist nun einmal ein Luxusgeschöpf - siehe weniger Raumangebot bei gleichzeitig höherem Preis als der E-Klasse Kombi. Und wer gern auf die Pauke haut, tut das vor allem außerhalb Europas am liebsten mit voluminösen Benzinern.

Dass der "kleinste" Motor nicht auf die neue Neungang-Automatik zugreifen darf, tut der Freude keinen Abbruch. Die ebenso im Haus entwickelte 7-Gang-Variante ist bewährt bis in die letzte Schraube, schaltet schnell und soverän.

Souverän ist auch das Aggregat selbst: leise, laufruhig, enorm durchzugsstark. 5,4 Sekunden reichen für den Sprint auf 100, das Drehmoment beträgt 480 Nm, die bereits ab unglaublichen 1.200 Touren zur Verfügung stehen.

Den Verbrauch gibt Mercedes in Verbindung mit dem sehr empfehlenswerten 4Matic-Allradantrieb mit 8,0 Litern auf 100 Kilometer an. Im Testschnitt war es ein fast vernachlässigbarer Liter mehr.

Ohne Allrad beschäftigt das üppige Drehmoment vor allem die Traktionskontrolle, mit 4Matic geht alles in den Vortrieb, vor allem auf nasser Straße.

Der Laderaum ist flach, die Öffnung eng geschnitten, die Ladekante eher hoch, aber wen interessiert's? Immerhin stehen beim 4,95 Meter langen Shooting Brake 590-1.550 Liter Ladevolumen zur Verfügung.

Ein ganz tolles Extra ist das "Fahrassistenz-Paket Plus", obwohl es mit gut 3.300 Euro zu bezahlen ist. Es umfasst den aktiven Lenkassistent samt Stop&Go-Funktion, Pre-Safe Bremse mit Fußgänger-Erkennung, Kreuzungs-Assistent, Totwinkel-Assistent und aktiven Spurhalte-Assistent.

Verständlich erklärt: Der Benz lenkt selbst. Er kann vorausfahrenden Autos folgen, hält deren Tempo und Spur, erkennt Querverkehr und Fahrbahnmarkierungen. Möglich macht es die Stereokamera (Bild rechts), dank der die Technik räumlich "sieht".

Noch nie war man autonomem Fahren so nah. Zur Sicherheit muss man allerdings die Hände am Lenkrad lassen und leichte Inputs geben. Das ist auch (noch) besser so.

Denn während das System auf der Autobahn auch ohne Vorausfahrer brav den Spuren folgt, hat es bei Alleinfahrt auf kurvigen Landstraßen noch so seine Probleme. Das Auto bewegt sich dann, als hätte es einen Hauch mehr als 0,5 Promille intus.

Ohne Vordermann, wohlgemerkt. Rollt man im Windschatten eines anderen, funktioniert die Sache immer und überall.

Ebenfalls neu und gelungen: die "Mulitbeam"-Scheinwerfer (Bild rechts) samt "Fernlichtassistent Plus" um knapp 2.400 Euro, dabei wird jede einzelne der 24 LEDs kamerabasiert angesteuert - entgegenkommende oder vorausfahrende Fahrzeuge bzw. Fußgänger werden gezielt "ausgeblendet".

Das Kurvenlicht vertraut auf die Navigations-Software und leuchtet - bei aktiver Navigation - schon ums Eck, bevor man das Lenkrad einschlägt. Wie das alles in der Praxis funktioniert, ist sensationell.

Der Mercedes CLS 400 4Matic Shooting Brake kostet 77.750 Euro und damit um 7.740 Euro mehr als ein technisch gleicher Mercedes E 400 4Matic T-Modell. CLS-Liebhaber werden den Aufpreis mit Vergnügen bezahlen - und angesichts der fast 30 Seiten starken Aufpreisliste wohl noch um einiges mehr.

Plus
+ drehmomentstarker, flüsterleiser V6-Benziner
+ souveräner Allradantrieb
+ hochwertige Materialien und Verarbeitung
+ epochale Technik-Features
+ beeindruckendes Design

Minus
- hoher Aufpreis gegenüber dem E-Klasse Kombi
- Raumangebotsverzicht ist dem Design geschuldet

Resümee
Der CLS Shooting Brake ist ein Luxusgeschöpf, das praktische Werte nicht völlig über Bord wirft. Eine Schönheit mit Lade-Plus. Der "Einstiegs"-Benziner reicht angesichts seiner 333 PS völlig aus, und vom autonomen Fahren ist man mit dem "Fahrassistenz-Paket Plus" nur noch einen kleinen Schritt entfernt.

News aus anderen Motorline-Channels:

Weitere Artikel:

Gut organisiert ist halb geschraubt

Ordnung in der Werkstatt

Ein Handwerksbetrieb kann nur dann funktionieren, wenn alle Geräte nebst Zubehör geordnet und sicher verstaut sind, damit sie bei Bedarf erreichbar sind.

Afra Porsche von der Letzten Generation und Gerhard Lustig vom Volksbegehren "Kosten Runter!" diskutieren bei Wolfgang Schiefer darüber, ob Autofahren günstiger werden muss, wie man alle Menschen mobil machen kann und wer das Ganze zahlen soll.

Der Prozess bringt erstaunlich viel

Warum eine DPF-Reinigung sinnvoll ist

In der heutigen Zeit, in der Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle spielen, gewinnt die Reinigung des Dieselpartikelfilters (DPF) an Bedeutung.

Vor allem der Benziner könnte preislich interessant werden

Omoda: Crossover-SUV Omoda 5 kommt nach Österreich

Für den Start auf dem österreichischen Markt bringtg Omoda ihr SUV-Modell 5. Den Anfang macht im ersten Halbjahr 2024 die Benziner-Variante, Hybrid und BEV folgen kurz darauf. Besonders erstaunlich: die Preise, die bei 26.000 Euro starten sollen.