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Mut tut gut

Der VW Arteon - Nachfolger des CC und deutlich mehr als ein "Nobelpassat" - stellt sich mit 240 Diesel-PS, DSG und Allradantrieb unserem Test.

Bernhard Reichel

Vorsichtig tastet sich VW wieder näher ans Luxussegment heran. Die Nobelkarosse des vorigen Passat hörte nach der Modellpflege nur noch auf CC. Auch dessen Nachfolger Arteon teilt sich die Plattform mit dem Passat, darf sich aber deutlich im Blechkleid unterscheiden und einen richtigen Namen tragen.

Zudem ist der VW Arteon mit 4,86 Metern gute neun Zentimeter länger und der Radstand wude um fünf Zentimeter verlängert. Auch in der Breite misst der Arteon mit 1,87 Metern um vier Zentimeter mehr als der Passat.

Da der luxuriöse Phaeton eingestellt wurde und der große Phideon nur in China zu haben ist, fällt dem Arteon hierzulande die Rolle des Flaggschiffes zu. Da verwundert es nicht, dass der Kühlergrill besonders mächtig und ganz im Stile des nächsten Touareg ausfällt. VW hatte vor gut einem Jahrzehnt schon mit dem dominanten und voll verchromten Kühlergrill in V-Form eine selbstbewusste Linie gefunden, damals empfand man das im Konzern noch als zu Audi-nah.

Selten geht eine mutige Designstudie fast unverändert in Serie, vor allem aus dem Hause VW. Dennoch: Vom "Sport Coupé Concept GTE" aus 2015 unterscheiden den Arteon nur Rückspiegel, Türgriffe und ein paar wenige produktionstechnische Änderungen.

Die Motorhaube besticht durch mehrere scharfkantige Linien. Bei der offenen Scheinwerferform gehört VW hier zu den Vorreitern. Das Dach fällt schön lang gezogen aus. Die prägnante Seitenlinie mündet in einen betonten Hüftschwung. Besonders in weißem Lack und mit sportlichem R-Line-Paket steht hier eine verführerische GT-Form auf den Rädern.

Unter der Haube des Testwagens arbeitet der bekannte, zwei Liter große Turbo-Selbstzünder mit vier Töpfen in der 240-PS-Ausführung. Selbst wer zahlentechnisch bereits abgestumpft ist, sollte vor dessen 500 Nm Drehmoment Respekt haben. Damit schnalzt es den Arteon in 6,5 Sekunden auf Tempo 100 km/h.

Im Innenraum fühlt man sich wie im Passat zu Hause, was kein Nachteil sein soll. Zumal der Testwagen mit edlem Nappa-Leder gemischt mit Carbon-Look-Leder bezogen ist. An Platz mangelt es naturgemäß nicht, auch Reihe zwei bietet viel Beinfreiheit.

Große Personen sitzen aufgrund der im Fond nach unten gezogenen Dachlinie dennoch lieber vorne. Das Gepäck muss über eine hohe Ladekante gehoben werden, aber die versteckte Heckklappe macht die Beladung sehr leicht.

An Grundvolumen stehen 563 Liter Volumen zur Verfügung, bei umgelegten Fondlehnen gar 1557 Liter. Dennoch wollte VW Gerüchte über eine elegante Kombi-Version (Shooting Brake) noch nicht dementieren.

Prägnant sind das digitalisierte (aufpreispflichtige) Active-Info-Display als Kombiinstrument und das große Bediendisplay in der Mittelkonsole. Leider fehlt ein klassischer Lautstärkendrehregler.

Wenig erfreulich ist auch die Spielerei mit der Annäherungsensorik der Menüführung. Schlimm genug, dass immer mehr blind bedienbare Tasten wegfallen, so muss man nun hinsehen und kurz warten bis die Buttons groß genug sind, sobald die Hand nahe am Bildschirm ist. Der Glas-Look und die vielen Klavierlackflächen sehen super aus, sammeln aber auch fleißig Fingertapser. Sogar Gestensteuerung findet sich an Bord wieder und ermöglicht etwa das Weiterwischen von Menüs oder der Musiktitel.

Der Motor erwacht sanft und leise zum Leben und hält sich auch im Kaltlauf artig zurück. Mit seinen 1,7 Tonnen liegt der Wagen satt auf der Straße, die Progressivlenkung lässt den Arteon beim Fahren spürbar kompakter wirken. Auf der Autobahn spürt man auch den ruhigen Geradeauslauf. Generell ist das neue Topmodell für hohe Geschwindigkeiten ausgelegt, bzw. für lange Reisen.

Der Innenraum ist perfekt gedämmt. Abroll- und Windgeräusche sind fast verschwunden. Das hemmt auch ein wenig das Geschwindigkeitsempfinden und man ist mit dem gut motorisierten Testwagen oft unbemerkt zu schnell unterwegs.

Die 500 Nm Drehmoment packen schon sehr früh ordentlich zu, dank Allrad ist dennoch stets Traktion vorhanden. Leicht knurrig, aber scheinbar unermüdlich beschleunigt der Arteon davon.

Das Fahrwerk lässt sich individuell auslegen und reicht von komfortabel bis sportlich gestrafft. Nur die ruckigen DSG-Bewegungen passen nicht immer zum erwarteten Komfort. Die Haptik der Schaltpaddel ist nicht preisadäquat, sonst ist die Verarbeitung sehr ansehnlich.

Im Test begnügte sich das viertürige Coupé mit durchschnittlichen 6,8 Litern, somit einer geringen Abweichung von 0,9 Liter zum Normwert von 5,9 Litern.

Den günstigsten VW Arteon gibt es für 40.790 Euro als 150-PS-TDI mit Schaltgetriebe. Unser Arteon mit 240-Diesel-PS, Allrad und DSG in der Highline-Ausstattung startet bei 53.130 Euro. Interessant: In gleicher Konfiguration startetet der Passat Variant (Limousine nur bis 190 PS) bei 54.700 Euro.

Im Arteon Highline ist bereits vieles an Bord, wie Fahrerknie-Airbag, diverse Assistenten (Müdigkeit, Notbremsungen, Spurführung, Abstand, Geschwindigkeit, Licht und Einparken), Voll-LED, Alcantara-Leder-Sitze, Sitzheizung, 18-Zöller und Klimaautomatik.

Um 3.213 Euro bekommt man das Premium-Paket, welches das digitale Kombiinstrument, Navi, schlüssellosen Zugang und Verkehrszeichenerkennung enthält. Das adaptive Fahrwerk kostet 1.121 Euro, 20-Zoll-Räder 1.160 Euro und Lenkradheizung 163 Euro. Die Rückfahrkamera für 423 Euro ist empfehlenswert, sollte aufgrund der schlechten Übersicht des Hecks aber eigentlich zur Serienausstattung gehören.

Plus
+ Maße und Design oberklassenwürdig
+ kraftvoll-sparsamer Dieselmotor
+ angenehmes Fahrverhalten
+ sehr hoher Geräuschkomfort
+ hohes Aufmerksamkeitspotential

Minus
- schlechte Übersicht nach hinten
- mühsame Touchscreen-Annäherungssensorik

Resümee
VW ist es beim neuen Flaggschiff Arteon gelungen, auf der vergrößerten Bodengruppe des Passat ein optisch eigenständiges Auto mit kraftvollem Design zu kreieren. Nur im Innenraum könnte er sich ein wenig mehr vom Mittelklassler unterscheiden. Mit dem kräftigen 240 PS-Dieselmotor bleiben keinerlei Leistungswünsche offen.

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