CLASSIC

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter

Für eine Handvoll Lire

Mit einem Startkapital von 100.000 Lire gründeten Vincenzo Lancia und Claudio Fogolin in Turin die Lancia & C. Fabbrica Automobili.

Von Beginn an innovativ

Vincenzo Lancia, bis dato noch in den Diensten der jungen Firma FIAT, kann nun seine ambitionierten Ziele als visionärer Automobilfabrikant in die Tat umsetzen: Seinen Kunden das beste Auto mit der modernsten Technik zu offerieren. Schon sein erstes Auto, der Lancia 12 HP, entspricht diesem Anspruch. Leistung und Drehzahl des 2,5 Liter-Vierzylindermotors liegen mit 24 PS bei 1450/min deutlich über dem Niveau der Wettbewerber.

Als erstes europäisches Automobil mit serienmäßiger elektrischer Anlage setzt 1913 der Lancia Theta Akzente. Heute alltägliche Details wie elektrischer Starter, Lichtmaschine oder Beleuchtung bieten einen bis dahin noch nicht bekannten Komfort. Lancia ist von der Zuverlässigkeit der elektrischen Anlage so überzeugt, dass er auf die gewohnte Anlasserkurbel verzichtet. Die übrigen Automobile sind noch mit leistungsschwachen Karbidlampen bestückt, die die nächtlichen Straßen nur unzureichend erhellen.

Selbsttragende Revolution

Eine Revolution auf Rädern erscheint auf dem Pariser Automobilsalon 1922 in Form des Lancia Lambda. Das erste Automobil mit einer selbsttragenden Karosseriestruktur, vorderer Einzelradaufhängung und einem innovativen Leichtmetall-V4-Motor mit nur 14 Grad Zylinderwinkel und oben liegender Nockenwelle begeistert das Publikum. Zwei Millimeter starke Stahlbleche bilden einen Skelettrahmen und in Verbindung mit den hochgezogenen Seitenteilen bietet diese Bauweise eine extrem hohe Verwindungssteifigkeit.

Ein klarer Vorteil gegenüber den konventionellen Konstruktionen mit ihren durch filigrane Holzrahmen versteiften, auf einem separaten Rahmen aufgesetzten Karosserien. Weitere Vorzüge dieser Konzeption: niedrigerer Schwerpunkt, geringeres Gewicht und ein besserer Federungskomfort durch die vordere Einzelradaufhängung. Mit diesem technologischen Quantensprung etabliert sich Lancia damals endgültig als Produzent fortschrittlicher Automobile.

Dieser Philosophie verpflichtet präsentiert sich auch das Mittelklassemodell Aprilia, das bei seinem Debüt 1937 mit vier einzeln aufgehängten Rädern sowie dem epochalen CW-Wert von 0,47 brilliert – das zu einem Zeitpunkt, als im restlichen Europa in diesem Segment Starrachsen das Maß der Dinge sind und aerodynamisch effiziente Karosserien allenfalls im Rennsport und verwegenen Versuchsträgern zum Einsatz kommen.

Nachkriegs-Neuerungen

1950 knüpft die Firma mit ihrer ersten Neukonstruktion nach dem zweiten Weltkrieg an diese Tradition technisch anspruchsvoller Automobile wieder an. Der weltweit erste Leichtmetall-V6-Motor, Einzelradaufhängung rundum mit Schräglenker-Hinterachse, Transaxle-Bauweise mit Getriebe an der Hinterachse und serienmäßig montierte Stahlgürtelreifen machen aus der Aurelia-Limousine bei ihrer Vorstellung einen technologischen Trendsetter, während fast alle Hersteller im alten Europa noch ihre Vorkriegskonstruktionen aktualisieren.

Motorsportlich schafft die Marke Lancia es nach Erfolgen bei der Mille Miglia, Carrera Panamericana und anderen großen Sportwagenrennen sogar bis in die Formel 1, das Experiment D50 erweist sich aber als zu teuer: Der Rennstall wird an Ferrari verkauft, die Familie Lancia zieht sich aus der Firma zurück.

Ein weiterer technischer Meilenstein ist 1957 die Oberklasse-Limousine Flaminia. Sie gilt bis heute als die bedeutendste Design-Innovation der fünfziger Jahre. Die flache, gerade Trapezlinie und der besondere Flankenknick dieser Pininfarina-Kreation sind bis in die achtziger Jahre eines der Vorbilder des internationalen Autodesigns. Während viele hochkarätige Sportwagen noch mit vier Trommelbremsen verzögern, rollt hier bereits die erste Limousine mit Scheibenbremsen rundum vom Band.

Frontantrieb, 4WD und Rallye-Triumphe

Die Ära des progressiven Frontantriebs beginnt bei Lancia 1960 in Form der von einem kompakten, wassergekühlten Leichtmetall-Boxertriebwerk motorisierten Mittelklasse-Limousine Flavia. Das Frontantriebslayout, jetzt gepaart mit einem für Lancia typischen, engwinkligen V4-Motor, übernimmt die 1963 folgende Fulvia-Familie mit dem formal gelungenen Coupé, das in diesem Jahrzehnt im Rallyesport Siege in Serie einfährt und Lancia den ersten Markenweltmeistertitel im Olympiajahr 1972 sichert. Ab Mitte der siebziger Jahre revolutioniert der futuristische Stratos mit Dino-V6 von Ferrari die Rallye-Szene, gewinnt drei Welt- und Europameisterschaften und festigt die Lancia-Dominanz.

Es folgt der von einem Kompressormotor angetriebene Lancia Rally 037, bevor mit dem Delta S4 ein hoch dosiertes Technikkonzentrat erscheint (1985). Lancia realisiert hier erstmals ein duales Aufladesystem (Kompressor und Turbolader), genug für rund 480 PS aus zwei Liter Hubraum in der Gruppe B-Konfiguration, und kombiniert dieses Ensemble mit einem innovativen Allradantrieb.

Elegant ins zweite Jahrhundert

Eine einzigartige Erfolgsbilanz weisen auch die diversen Delta HF 4WD- und Delta Integrale-Versionen auf. In den achtziger und neunziger Jahren driften sie (mit Allrad von Steyr) von Sieg zu Sieg – am Ende sind es sechs Rallye-WM-Titel für die potenten Allradler.

Aus Asphalt fahren ab 1976 die Gruppe-5-Versionen des Stratos und des Beta Montecarlo um Erfolge; in den 1980ern werden der Spider LC1 und schließlich der bei Dallara gebaute Gruppe-C-Sportwagen LC2 nachgereicht. Der ganz große Durchbruch bleibt diesem PS-starken Mittelmotor-Prototypen mit turbo-aufgeladenem V8 aus dem Hause Ferrari jedoch versagt.

Nobel statt brachial: Die feine Limousine Thema gefällt mit dezenter Eleganz und raffinierter Turbotechnik, während im sportlich-elitären Thema 8.32 ein Achtzylinder-Triebwerk aus der Edelmanufaktur Ferrari die automobilen Connaisseurs beglückt. Am anderen Ende der Skala kreiert Lancia schon 1985 mit dem unkonventionellen, anfangs als Autobianchi vermarkteten Y 10 einen luxuriösen Kompaktwagen.

Mit dem Nachfolger Y, dem aktuellen Ypsilon und dem edlen Kompakt-Van Musa hat das Turiner Traditionsunternehmen diesen Trend zum individuellen, hochwertig ausgestatteten, lifstyle-orientierten Auto weiterverfolgt. Die klassischen Lancia-Attribute werden im neuen Crossover-Lancia Delta HPE, der im zweiten Quartal 2008 erscheinen soll, ihre Fortsetzung finden.

News aus anderen Motorline-Channels:

100 Jahre Lancia: Gründung am 29. November 1906

Weitere Artikel:

Die große Fehlersuche

Video: Project Tawny, Teil 7

Angesprungen ist unser Lotus Elan schon einmal, aber nicht so wie geplant. Erst nach langer Fehlersuche gab es einen ersten Muckser, doch wie kam es dazu? Wir begeben uns auf Spurensuche und fanden Dinge, die gefehlt haben. Und solche, die zu viel waren.

Beschützt sei, was man liebt

Oldtimer - Was kostet eine gute Versicherung?

Oldtimer sind mehr als nur Fahrzeuge, sie sind oft liebevoll gepflegte Sammlerstücke mit hohem emotionalem und materiellem Wert. Eine passende Versicherung ist daher unerlässlich, um diesen besonderen Besitz zu schützen.

Wir komplettieren den Innenraum

Video: Project Tawny, Teil 8

Neue Dichtungen, neue Module, neue Schrauben, es gab viel zu tun in den letzten Wochen, weswegen sich dieses Video auch ein wenig verzögert hat. Aber dafür sind wir jetzt auch fast fertig mit dem Lotus. Fast. Oder eigentlich: nicht einmal annähernd fast.

Ein Fisch namens Schwalzeneggel

Helden auf Rädern: Toyota Mega Cruiser

Auch wenn er so aussieht, hat dieser Kofferfisch nichts mit einem Hummer zu tun. Toyotas Mega Cruiser steht dem H1 trotzdem nur in einem Detail nach – dem Erfolg.

Wenn amerikanischer Turbokapitalismus auf italienische Handwerkskunst trifft, kann Sensationelles entstehen, oder der schlimmste Verhau. Auch wenn die Vorzeichen gut waren, zählte der Chrysler TC by Maserati letztendlich zu letzterem.

Eine Restauration in zehn Minuten

Video: Project Tawny im Zeitraffer

Als Zusammenfassung und Rückblick der bisherigen Arbeiten gibts nun einen klassischen Zeitraffer aller Arbeiten, die bislang an unserem Lotus Elan passiert sind.