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Adrenalin und Atmosphäre

Mit einigen Höhepunkten konnte die vierte Rallye Triest-Wien aufwarten. Vor allem wer sich an der Klasse „Race“ begeisterte, wird an dem gelungenen Mix aus Rundstrecke und typischen Rallye-Asphaltprüfungen seine Freude gehabt haben.

Die atmosphärische Qualität der Veranstaltung wurde auch in einem nicht geringen Maß von der Zusammensetzung der Teilnehmer bestimmt. Zu den publikumswirksamsten Startern zählte mit Sicherheit das Team Andreas Bayer/Christiana Gerstbauer mit seinem Skoda 200 RS Gruppe 5. Nicht nur, daß das in dieser Ausführung nur einmal existierende Fahrzeug vom Aussehen ein absolutes Highlight war: Andreas Bayer, der alle seine Rallyes in den letzten fünf Jahren ausschließlich mit diesem Wagen bestritten hat, ließ erkennen, daß er die Klassifizierung „Race“ absolut ernst nahm.

In einem gewöhnlichen Gleichmäßigkeitsbewerb wäre er deplaziert gewesen, so viel lässt sich in jedem Fall sagen. Auch bei der Rallye Triest-Wien hätte diese Möglichkeit bestanden, innerhalb der Kategorie „Competition“. Andreas Bayer entschied sich für „Race-Competition“: Dort, wo Sound und Speed alles ist. Und wo es ging, bekamen auch schon einmal wesentlich stärkere Fahrzeuge vom Format Porsche 911 und dergleichen Ähnlichem die Angriffslust des kleinen Skoda kräftig zu spüren.

Der Rundkurs Automotodrom Rijeka, die erste gezeitete Prüfung, gehörte eindeutig zu den Stationen, wo dies nicht ging. Andreas Bayer gab zwar auch hier sein Bestes, nützte jedes PS seines Skoda 200 RS, so gut es ging, aber gegen die drei Porsches im Bewerb und letztlich auch gegen den drehmomentstarken Shelby-Cobra von DI Heinz Schmersal sowie gegen den Datsun 240 Z GT Gruppe 4 des deutschen Rallye-Altmeisters Klaus Fritzinger bestand auf der schnellen Rennstrecke keinerlei Chance. Hier waren die Motorleistungs-Unterschiede einfach zu groß, sodaß gleich ein Rückstand von einigen Minuten auf die großvolumige Sechszylinder- und Achtzylinder-Konkurrenz entstand. Ein Rückstand, der auf den folgenden Prüfungen auch nur schwer oder gar nicht aufzuholen sein sollte.

Andreas Bayer bestand jedoch seinen ersten Bewährungstest unter Rundstreckenbedingungen, der auch einen für ihn ungewohnten Massenstart aller im Bewerb befindlichen Fahrzeuge beinhaltete, ohne Schwierigkeiten und hielt sich auch aus möglichen „Feindberührungen“ schadlos. So richtig los ging es für ihn auf der Bergrennstrecke Planina in Slowenien, und auf der Grotte von Postojna kam dann der erste richtige Angriff: Zweitschnellstes Team hinter Klaus Fritzinger/Martin Sztachovics! Ein gewaltiges Erfolgserlebnis – alle Porsches und der V8-Cobra hinter Andreas Bayer und Christiana Gerstbauer, die sich bei ihrem ersten Einsatz als Beifahrerin sichtlich wohl fühlte.

Beim Bergrennen Gurk wirkte sich der Leistungsnachteil gegenüber den Porsche-Konkurrenten wieder ein wenig stärker aus, dennoch war das Ergebnis mit einer viertschnellsten Gesamtzeit sehr zufriedenstellend. Ähnliches gilt für den von der Bosch Super plus-Rallye bekannten Rundkurs Pinggau, wo der Datsun von Klaus Fritzinger dominierte. Immerhin der Porsche von Erich Haberl konnte von Andreas Bayer geschlagen werden.

Richtig zur Sache ging es dann wieder auf der Rallye-Prüfung Pitten bei Seebenstein, wo Andreas Bayer seine ganze Rallye-Erfahrung ausspielte und auf der anspruchsvollen Strecke lediglich dem Porsche von Erich Haberl unterlag. Hier wäre beinahe der Grundstein für einen möglichen Podestplatz des Teams Andreas Bayer/Christiana Gerstbauer gelegt worden, denn Toni Planken, mit seinem Porsche 911 einer der härtesten Konkurrenten von Andreas Bayer und unter normalen Umständen kaum zu schlagen, kam kurz vor dem Ziel der Prüfung von der Strecke ab und geriet in ein Maisfeld, aus dem er sich nur nach mehreren Minuten befreien konnte.

Die etwas unübliche Methode, anstatt der effektiven Zeit, die bis zu seiner Zieldurchfahrt verging, die Zeit des nach ihm langsamsten Teilnehmers plus einer Minute als Wertungsgrundlage heranzuziehen, rettete dessen dritten Platz, der sonst an Andreas Bayer gegangen wäre. Dies hat ein wenig etwas von einem Fußballspiel, bei dem der Schiedsrichter zugunsten einer Mannschaft, die ein Tor durch ein Abseits verspielt hat, einen Elfer pfeift, aber der ansonsten durchgehend zufriedenstellende Verlauf der Rallye aus sportlicher und organisatorischer Sicht lässt das schnell wieder vergessen.

Die Abschlussprüfung am Wiener Messegelände war wieder eine Power-Prüfung – und verhalf dem zwischenzeitlich an einer Leitschiene gestrandeten AC Cobra von DI Heinz Schmersal zu einer überlegenen Bestzeit. Rennentscheidend war hier nichts mehr, Andreas Bayer gab mit einer viertbesten Gesamtzeit noch eine gelungene Abschiedsvorstellung.

Als Klassensieger und Gesamt-Vierter in der Endwertung hatte Andreas Bayer, der vielleicht der spektakulärste Teilnehmer der Classic Triest-Wien war, einen gebührenden Erfolg gelandet, der nun auch für den nächsten Rallye-Start – vermutlich die Herbst-Rallye bei Leiben – einiges erwarten lässt. Ein Erfolg, der allen im Team gehört, somit auch Teamkoordinator Klaus Kauer, den Mechanikern Jan Certan und Wolfgang Scheitz und natürlich Beifahrerin Christiana Gerstbauer, die sich bei ihrer ersten Rallye schon nach kurzer Zeit so gut eingearbeitet hatte, daß Andreas Bayer sich voll auf das Fahren konzentrieren konnte. Wie gehabt keine Schwierigkeiten gab es auch mit der Technik des Wagens.

Auch von der Veranstaltung selbst hatte das gesamte Team Bayer durchwegs gute Eindrücke mitgenommen. Daß das Circuit Rijeka den leistungsstarken Wagen in einem Maß entgegengekommen ist, das es nahezu unmöglich machte, auf den nachfolgenden Strecken verlorenen Boden gutzumachen, ist eben ein Teil des Wettbewerbes, und „Race“ steht eben auch für Höchstleistung in technischer Hinsicht.

Das Fahrerlebnis ist in jedem Fall erste Güte, und der festliche Rahmen der Veranstaltung verdient die Bezeichnung „erstklassig“. Hier wäre vor allem die sensationelle Location mit einem ebensolchen Buffet hervorzuheben, wobei generell jedem Teilnehmer und auch dessen Begleitpersonen das sichere Gefühl vermittelt wurde, ein gerne gesehener Gast zu sein.

Damit steht außer Frage, daß sich die Teilnahme für das Team Bayer gelohnt hatte. Mögen sich noch zahlreiche weitere Besitzer von historischen Rallyewagen dem „Race“-Bewerb der Rallye Triest-Wien anschließen!

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