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Im Rückspiegel: 80 Jahre Mille Miglia

Faszination Mille Miglia: 1927 – 2007

Die Mille Miglia feiert heuer ihr 80jähriges Jubiläum, Grund genug, das weltberühmte Autorennen etwas genauer unter Lupe zu nehmen.

KR Franz Steinbacher

  • Hier finden Sie Impression aus der Geschichte der Mille Miglia!

    Gemeinsam mit der Carrera Mexicana, den 500 Meilen von Indianapolis, den 24 Stunden von Le Mans und dem Grand Prix von Monte Carlo zählte die Mille Miglia 1927 – 1957 über 3 Jahrzehnte zu den berühmtesten Autorennen.

    Gefahren insgesamt 24 mal, von 1927 bis einschließlich 1957 (1939 u. 1941-1946 nicht ausgetragen), gab es 11 Siege für Alfa Romeo, 8 Mal siegten die roten Renner aus Maranello, 2 Mal (1931 und 1955) gewann Mercedes-Benz und je 1 Mal OM (im Gründungsjahr 1927) und Lancia, mit Rennfahrer-Legende Alberto Ascari im Jahr 1954.

    Ein Sieg bei der Mille Miglia brachte mindestens ebenso viel Popularität, wie ein Europa- oder WM-Titel. In Italien wurden die Mille Miglia-Sieger ohnehin wie Helden verehrt und in den Status von siegreichen Gladiatoren erhoben.

    An sich war die Mille Miglia ein Non-Stop-Straßenrennen für 2-sitzige Rennsportwagen, GT-Wagen und Tourenwagen von Brescia bis Rom und wieder zurück nach Brescia, mit einer Gesamtsteckenlänge von knapp 1000 Meilen, oder 1600 km.

    1955 betrug die Streckenlänge 1.597 km und das Sieger-Duo „Moss/Jenkinson“ bewältigte diese Strecke in exakt 10h 07' 48", was einen Gesamtschnitt von 157,650 km/h ergab.

    Die meteorologischen Aufzeichnungen sprachen damal von klarer Sicht, trockener Fahrbahn und Sonnenschein auf der gesamten Strecke. Ein interessantes Detail am Rande, die Startnummer der Teilnehmer war jeweils so zugeteilt, dass sie mit der Startzeit in Brescia ident war, so war es für die Zuschauer am Streckenrand relativ leicht, den Rennverlauf mit zu verfolgen und festzustellen, ob ihre Favoriten gut oder schlecht im Rennen lagen.

    Die Startzeit für Stirling Moss bei seiner Rekordfahrt im Jahr 1955 war um 7h 22 Minuten und die Startnummer am 300 SLR, mittlerweile zur „Legende“ geworden, war dann eben 722.
    Die Nummer ist übrigens heute noch immer am Fahrzeug und sorgt bei den diversen Oldtimer-Veranstaltungen für Furore.

    Wie entstand die Mille Miglia

    Die „Idee“ eines 1000 Meilen Rennens quer durch Italien, ist mindestens ebenso "grandioso" wie die späteren Rennen selbst. An einem grauen Novembertag des Jahres 1926, lud der italienische Industrielle, Aviatiker, Auto- und Motorboot-Rennfahrer und Film-Pionier, „Franco Mazzotti di Biancinelli“, drei mindestens ebenso begeisterte Motorsport-Freunde in eines, der für sein „Risotto a la Milanese“ so bekanntes, typisches kleines Ristorante, an der „Piazza del Duomo“ in Mailand. Mit von der Partie waren Graf Aymo Maggi, Renzo Castagneto und Giovanni Canestrini.

    Hauptgrund für dieses mittlerweile geschichtsträchtige “Pranzo“, war die Idee für eine völlig neue Motorsportveranstaltung, in oder um Brescia. Der ursprüngliche Gedanke war ein Rennen von Brescia nach Rom. Da aber alle vier Herren in der Brescianer Gesellschaft engagiert waren, wollte man den Erfolg, sprich die Zielankunft, nicht den Freunden in Rom überlassen.

    Franco Mazzotti, soeben von einer Amerika-Reise zurück, und immer noch in Meilen denkend, hatte dann beim Überprüfen der Streckenlänge von Brescia nach Rom (etwa 800 km) die zündende Idee, warum nicht von Brescia nach Rom und zurück nach Brescia fahren. Das war dann auch der Startschuss zur „Coppa della Mille Miglia“... und das im Jahr 1926.

    Die Personen hinter der Mille Miglia

    Renzo Castagneto wurde zum Renndirektor ernannt, und das blieb er auch 30 Jahre, bis hin zum bitteren Ende im Jahr 1957, Giovanni Canestrini übernahm als Mitbegründer des bis heute noch legendären „Giro d’ Italia„ und Sportchef der „Gazetta dello Sport“ die gesamte Medienberatung, die finanziellen Agenden übernahmen Graf Aymo Maggi und Franco Mazzotti.

    Bereits wenige Tage nach der zündenden Idee, am 4. Dezember 1926, wurde das gesamte Projekt einschl. der Ausschreibung in der „Gazetta dello Sport“ erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.

    Im Rekordtempo wurde die Strecke vermessen, alle Genehmigungen eingeholt und mit den jeweiligen Präfekten die „Passier-Rechte“ ausgehandelt.
    Am 26. März 1927 war es dann so weit – 77 Starter begaben sich auf die 1.628 km lange Strecke und beachtliche 54 erreichten auch das Ziel in Brescia.

    Es wurde ein grandioser Triple-Heimsieg für die aus Brescia stammende Marke OM. Bis in die heutige Zeit beeindruckend die Zeit des Sieger-Duos Minoja/Morandi – sie benötigten für die 1000 Meilen 21h 42' 48", was einen Gesamtschnitt von 77,238 km/h entsprach. Ein Schnitt den man wahrscheinlich heute gar nicht schaffen würde.

    >Foto OM-Siegerauto 1927 (12)

    Damit war ein Mythos geboren der bis heute, 80 Jahre später, nichts von seiner einstigen Strahlkraft verloren hat. Mittlerweile starten alljährlich 350 der berühmtesten und wertvollsten Rennwagen aus der Zeit von 1927 bis 1957 zu einer imposanten „Oldtimer-Rallye„ und verwandeln die Straßen von Brescia nach Rom und wieder zurück nach Brescia zu einem wohl einzigartigen, gigantischen, rollenden Automobil-Museum.

    Je nach Starterfeld werden hier locker zwischen 100 und 120 Mio. Euro durch die faszinierende Landschaft bewegt. Im Jubiläumsjahr 1997 waren übrigens insgesamt 700 Fahrzeuge am Start.

    Die Mille Miglia Sieger

    1927 – Minoja / Morandi, OM 665 Sport
    1928 – Campari / Ramponi, Alfa Romeo 6C 1500 SS
    1929 - Campari / Ramponi, Alfa Romeo 6C 1750 SS
    1930 – Nuvolari / Guidotti, Alfa Romeo 6C 1750 SS
    1931 – Caracciola / Sebastian, Mercedes-Benz SSKL
    1932 – Borzacchini / Bignami, Alfa Romeo 8C 2300 Spider
    1933 - Nuvolari / Guidotti, Alfa Romeo 8C 2300 Spider
    1934 – Varzi / Bignami, Alfa Romeo 2600 Monza
    1935 – Pintacuda /Della Stufa, Alfa Romeo, TipoB- “P3”
    1936 – Brivio /Ongaro, Alfa Romeo, 2900 A
    1937 – Pintacuda / Mambelli, Alfa Romeo, 2900 A
    1938 – Biondetti / Stefani, Alfa Romeo 2900B, MM
    1939 – nicht ausgetragen
    1940 – von Hanstein / Baumer, BMW 328/Berlinetta Touring (auf einer veränderten Strecke, „Brescia-Cremona-Mantua-Brescia“)
    1941 – 1946 – nicht ausgetragen
    1947 – Romano / Biondetti, Alfa Romeo 8C, 2900 B-Berlinetta
    1948 – Biondetti / Navona, Ferrari 166-S-Coupé (damit ging auch die Ära von Alfa Romeo bei der Mille Miglia endgültig zu Ende)
    1949 – Biondetti / Salani, Ferrari 166 MM Spider
    1950 – Marzotto / Crosara, Ferrari, 195-S-Berlinetta
    1951 – Villoresi / Casani, Ferrari, 340 America, Berlina
    1952 – Bracco / Rolfo, Ferrari, 250S, Berlinetta
    1953 – Marzotto / Crosara, Ferrari, 340 MM-Spider
    1954 – Ascari / ---, Lancia D24-Spider
    1955 – Moss / Jenkinson, Mercedes 300 SLR
    1956 – Castellotti / ---, Ferrari 290 MM
    1957 – Taruffi - / ---, Ferrari 315 S

    Bei wohl keinem großen Rennen, lagen Triumph und Niederlage, Ruhm und Tragik, so nahe beisammen, wie bei der Mille Miglia.

    Kaum eine Mille Miglia bei der neben den glorreichen Siegern, nicht auch von tragischen Helden, mitunter in Führung liegend und kurz vor dem Ziel wegen einer gebrochenen 50 Cent Schraube ausgefallen, zu berichten war.

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