Deutschland entdeckt den Trabant als Oldtimer | 27.09.2010
Witzfigur
Eigentlich völlig unverständlich: Das mit Abstand schlechteste Auto der Welt erobert die Herzen unserer so autoverständigen Nachbarn...
mid/vie, jg
Ein Trabi steht an einer Kreuzung. Die Ampel wird grün, der Fahrer gibt Gas, doch sein Auto kommt nicht vom Fleck. Warum? Der Mercedes hinter ihm hat die Lüftung eingeschaltet. Solche Kostproben germanischen Humors schossen im Jahr 1990 in nachbarlichen Landen wie Schwammerln aus dem Boden, und wir bekamen sie - weniger wohl als vielmehr übel - durch Kabel-TV & Co. mit.
Seit damals ist man jenseits der Grenze auch der irrigen Meinung, der Trabant sei überall auf der Welt - so auch bei uns - ein Kultauto. Hierzulande wird er wohl eher als störend empfunden.
Der Trabant ist immer noch für viele ein rollender Scherz, Verkehrshindernis, Zweitakt-Stinker. Doch der kleine Wagen mit seiner baumwollverstärkten Duroplast-Karosserie und dem enervierenden "Reng-Deng-Deng"-Sound des 26 PS "starken" Zweitakters erweist sich in seiner Penetranz als erstaunlich zäh.
Es gibt etliche Clubs
"Dieses Auto ist so einfach und billig", schwärmt Thomas Wentker vom nordrhein-westfälischen Trabant-Club Sputnik. Sein Trabant 601 Universal wurde im Jahr 1990 gebaut, es ist einer der letzten. Regelmäßig fährt Wentker mit seiner Familie und den Freunden des Trabi-Clubs auf Tour - natürlich mit dem "Qek Junior" im Schlepptau, einem 300 Kilo leichten Wohnwagen.
Die Mitglieder des Trabant-Club Sputnik kommen aus ganz Nordrhein-Westfalen, aus dem Ruhrgebiet und dem Münsterland, aus Bochum, Düsseldorf oder Ascheberg. Sie fahren zu Trabi-Treffen und versammeln sich gemütlich am Schrauber-Stammtisch.
Clubs wie diesen gibt es in besorgniserregend zunehmender Zahl. Trabant-Fans pochen auf die große Sympathie, die ihnen im Straßenverkehr angeblich entgegenschlägt:
"Der Trabi ist in Oldtimerkreisen angekommen. Früher war er vor allem als Stinker verschrien, doch mittlerweile lassen sich viele Leute in ihren Wagen auf der Autobahn zurückfallen, um begeistert Fotos zu machen", erzählt Thomas Wentker. - Möge er auch möglichst rasch wieder verschwinden!