
Vor 40 Jahren präsentiert: Mercedes C 111-II | 12.02.2010
Traum im Konjunktiv
Was hätte sein können: Vor vierzig Jahren träumten Mercedes-Fans kurz den Traum von der modernen Renaissance der Flügeltüren.
Stets traditionsbewusst: Das traditionelle Karo der Sitzbezüge im C 111-II zitierte die Sportwagen der Marke, die noch fünfzehn Jahre zuvor auf den Rennpisten der Welt für Furore sorgten – im Jahr 1970 war davon bei Mercedes-Benz keine Rede mehr. Die selbstverordnete Absenz vom Motorsport wurde ur mit einigen Rallye-Projekten nach dem Motto "soll ich oder soll ich nicht" punktuell durchbrochen.
Mit den Versuchsautos C 111 durften sich aber die Techniker, und auch die Stylisten, des Hauses so richtig austoben. Im März 1970 wurde nur 1,12 Meter hohe das Mittelmotor-Coupé C 111-II mit den so heiß ersehnten Flügeltüren am Genfer Autosalon präsentiert.
Wankelmütig
Der Vierscheiben-Wankelmotor nannte sich DB M950 KE409 und war eine Weiterentwicklung der Dreischeiben-Maschine aus dem Vorgänger C 111-I des Jahres 1969. Die Leistung wurde mit bis zu 257 kW angegeben, über ein Fünfgang-Schaltgetriebe ging die Kraft an die Hinterräder.
4,8 Sekunden benötigte der Supersportler in Orange (Geschmack der Siebziger!) auf Tempo 100, die Vmax lag bei 300 km/h – für das Jahr im Jahr 1970 war das atemberaubend schnell. Dazu trug auch der gute cW-Wert von 0,325 bei.
Innovativ war auch die Karosserie aus glasfaserverstärktem Kunststoff, die mit der stählernen Bodengruppe verklebt ist. Erst heute beginnt sich Klebetechnik in der Massenfertigung durchzusetzen.
Abgesagte Revolution
Als Kulminationspunkt der dreijährigen Entwicklungsarbeit ist der C 111-II praktisch serienreif, aber er wandert letztlich wieder ins Depot.
Warum das so war, erklärte im Jahr 2000 Dr. Hans Liebold, der mittlerweile verstorbene Verantwortliche für die Entwicklung des C 111: "Der Wankel-Motor hatte noch nicht die Reife erreicht, dass man ihn hätte nach unseren Maßstäben in Kundenhand geben können."
andere Hersteller wie z.B. NSU oder Mazda sollten noch Jahrzehnte zur Ausräumung der Wankel-spezifischen Schwierigkeiten brauchen; andere – wie z.B. GM, wo die Serienfertigung von Wankel-Modellen praktisch schon beschlossene Sache war – ließen dann doch die Finger von der komplexen Technologie.
Außerdem begannen die Lärm- und Abgasnormen langsam strenger zu werden; das sprach gegen den Kreiskolbenmotor im C 111, der zwar einen zu dieser Zeit üblichen Verbrauch hatte ("im Mittel 20 Liter/100 km“ nannte die Zeitschrift "auto motor und sport“ in ihrer Ausgabe vom 11. April 1970), aber durch hohe Emissionswerte auffiel. Die Ölkrise versetzte dem Vorhaben dann den Todesstoß.
Die Reihe der Versuchsfahrzeuge mit dem Namen C 111 wurde fortgesetzt. Im Jahr 1976 kam der C 111-II nochmals zum Einsatz, als er mit einem Dieselmotor bestückt und zu Weltrekord-Fahrten eingesetzt wurde. Auf Rekordjagd gingen auch die Modelle C 111-III (1977) und C 111-IV (1979). Von einer möglichen Serienfertigung war da aber nicht mehr die Rede.