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Ästhetisches Italo-Doppel

Ein schickes italienisches Doppel - die Fiat-Modelle 1300 und 1500 - feiert heuer den 50. Geburtstag, Motorline wirft einen Blick in den Rückspiegel.

mid/wa

Ende der 1950er Jahre war Fiat in der oberen Mittelklasse mit sehr gefälligen Sechszylinder-Modellen erfolgreich. Um nun aber auch eine Etage tiefer Position zu beziehen, ist 1961 das Vierzylinder-Duo Fiat 1300 und Fiat 1500 lanciert worden.

Bis auf den Motor identisch erfreuten sich die Modelle großer Beliebtheit. Gleichzeitig hatte sich im Mittelklasse-Segment die "Neue Klasse" von BMW präsentiert, in die die Münchner Marke so große Hoffnungen steckte.

Doch der Automobilmarkt war längst groß genug für beide Hersteller, denn nach dem Boom des Wirtschaftswunders begannen sich die Bundesbürger immer mehr nach dem Status und Raumangebot der Mittelklasse zu sehnen.

Und Raum gab es im harmonisch gezeichneten Fiat ohne Frage, wies er doch deutlich modernere Wege auf als beispielsweise der ähnlich groß auftretende Volkswagen Typ 3 - besser bekannt als 1500er - , der jedoch wegen des Heckmotorprinzips und Heckantrieb mit Einschränkungen im Innen- und Laderaum leben musste.

Fiat 1300 und Fiat 1500 konnten hier mit dem Frontmotor punkten, der zudem nur die Vorderräder antrieb - das sorgte im Inneren für durchaus kommode Verhältnisse, denen auch das gewölbte Dach entgegenkam.

Die äußere Linie besticht bis heute mit ihrer Symmetrie, ragen doch Vorderwagen wie Heckpartie gleich weit über die Fahrgastzelle hinaus. Die zeitgemäß aktuelle Trapezform wurde hier bravourös umgesetzt, auch wenn das leicht über die Heckscheibe ragende Dach auf den ersten Blick stutzig machen konnte.

Gestutzt wurde auch unter der Motorhaube: Die hier zum Einsatz gebrachten Vierzylinder leiteten sich von den bekannten Reihensechsern aus dem Hause Fiat ab. Die kleinere Version schöpfte 60 PS aus 1.295 ccm, während die 1 481 ccm der großen Variante für stramme 75 Pferdestärken gut waren.

Anfang der 1960er Jahre waren dies durchaus ernsthafte Leistungsdaten, die den straff abgestimmten Fiat zu einem sehr flotten Familiewagen machten. Trotz der hinteren Starrachse war die Abstimmung durchaus gelungen - wie auch das neu entwickelte Vierganggetriebe.

Dass Fiat mit dem Vierzylinder-Duo gute Arbeit geleistet hatte, zeigte sich auch in den Absatzzahlen: Bis 1967 liefen rund 600.000 Einheiten vom Band. Zu verdanken war dies auch dem bald beginnenden Ausbau der Modellpalette, die beispielsweise durch eine Kombi-Variante oder die verlängerte Taxi-Version bereichert wurde.

Diese in vergleichsweise geringeren Stückzahlen gebauten, beinahe als Nutzfahrzeuge einzustufenden Versionen sind heute besonders selten. Aber auch die viertürige Standardvariante hat sich nach dem Streusalz-Abusus der 70er Jahren rar gemacht:

Die Verfügbarkeit ist ebenso bescheiden wie die Teilesituation. Wer sich also auf die Suche nach einem erhaltenswerten Fahrzeug macht, der sollte unbedingt auf Vollständigkeit achten, sind doch Chrom- oder Innenraumdetails mitunter schwer zu finden.

Für gute Fahrzeuge in ordentlichem Zustand muss man rund 5.000 Euro kalkulieren - Teileträger gehen hingegen schon mal für ein Zehntel weg, besonders gute Autos hingegen auch für das Doppelte. Dabei liegen die 1500er unabhängig vom Zustand meist einen Tick über den 60-PS-Versionen: Die Mehrleistung macht sich eben auch hier bemerkbar.

Wer jedoch erst einmal einen Fiat 1300 oder Fiat 1500 in der Garage stehen hat, der darf sich nicht nur an der perfekt inszenierten Ästhetik der frühen 60er Jahre erfreuen, sondern auch am guten Raumangebot und dem Gefühl, ein besonderes Auto zu fahren, das auf jedem Oldietreffen eine blitzsaubere Figur macht.

Und vielleicht traut man sich sogar den Ritt über die Alpen zu, wo sich noch manch leidlich rostfreies Exemplar finden lassen dürfte. Dann hat man nicht nur ein stilsicheres Automobil - sondern auch noch eins mit einer ganz eigenen Historie.

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