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Klein, aber olé

Seltener als ein Bugatti Royale: Bei der Oldtimer-Rallye Hamburg-Berlin begeisterten sich die Zuschauer an einem Seat 1400 B Commerciale.

mid/ld

Bei der prominent besetzten Oldtimer-Rallye Hamburg-Berlin begeistern sich die Zuschauer an einem Seat 1400 B Commerciale. "Für mich ist das der schönste Wagen der ganzen Rallye", freute sich auch Auto-Bild-Chefredakteur Bernd Wieland beim Anblick des seltenen Fahrzeugs.

In auffälligem Türkisblau fuhr der kleine Spanier mit der Startnummer 59 zwischen den über 180 anderen Fahrzeugen mit. In der bunten Mischung verschiedenster Marken und Modelle, von denen der eine oder andere durchaus siebenstellige Eurobeträge wert ist oder von Schauspielern, Sportlern oder anderen Prominenten bewegt wurde, entpuppte sich der Seat bald als Publikumsliebling.

Der 1400 B Commerciale (Baujahr 1957) wurde von Seat in den letzten Jahren in der Zona Franca bei Barcelona fachgerecht restauriert und kam jetzt erstmals zum Einsatz.

"Wir haben nur ein paar kurze Probefahrten gemacht", erläutert Isidre Lopez, der bei Seat für die Traditionspflege verantwortlich ist. "Dann kam der Wagen in einen Transporter und wurde an den Start der Rallye nach Berlin gebracht. Es gibt wohl nur noch drei Stück davon auf der Welt", so Lopez. Übrigens: Sechs Bugatti Royale sind bekannt.

Die Rarität im Bestzustand war im ersten Leben ein nicht wirklich in Serie gebautes, schlichtes Nutzfahrzeug: Zwei Türen und eine Sitzbank für bis zu drei, dahinter eine umklappbare Sitzbank, die Ladefläche und eine zweiflügelige Tür.

Komfort spielte im Vergleich zum Nutzwert eine absolut untergeordnete Rolle. Dennoch informiert das Cockpit umfassend über die Betriebszustände, die Federung ist nicht zu straff und die Geräuschkulisse verträglich.

Unter der Haube werkt ein 1,4 Liter großer Vierzylindermotor, 58 PS sorgen für muntere Fahrleistungen. 90 km/h sind auf der Landstraße drin. Rund 1.200 Kilogramm Leergewicht bringt das Modell auf die Waage.

Die Lenkradschaltung ermöglicht, dass auf der vorderen Sitzbank auch drei Personen mitfahren und ihre Beine unterbringen können. Die Schalter für die Bedienung sind verstreut angebracht, doch im kleinen Cockpit gut erreichbar.

Wie alle der ab 1950, dem Gründungsjahr der Firma, gebauten Seat, war auch der 1400 zunächst nur für den heimischen Markt vorgesehen. Er basiert technisch auf dem gleichnamigen Modell von Fiat. Ab 1953 rollten die ersten Fahrzeuge der Sociedad Espanola de Auitomoviles de Turismo S.A. (SEAT) - der spanischen Gesellschaft für Automobile - vom Band.

Erst in den 1970er-Jahren begann der Export von Seat-Automobilen, zunächst in die Benelux-Länder und nach Finnland. Daher kennt außerhalb Spaniens praktisch niemand den 1400er.

Anfang der 1980er-Jahre trennten sich die Wege von Fiat und dem Lizenznehmer Seat. Die Spanier entwickelten den ersten Ibiza, der 1984 auf den Markt kam und auch in Deutschland verkauft wurde.

Dabei half, dass Porsche bei der Motorenentwicklung mitwirkte, denn das sorgte für Bekanntheit. Schließlich stieg Volkswagen bei den Spaniern ein, und seit 1991 kommt die technische Basis aus dem deutschen Konzern.

In der 65-jährigen Geschichte der Marke spielt Traditionspflege eine eher kleine Rolle. Vor ein paar Jahren entstand die im alten Werk in der Zona Franca bei Barcelona angesiedelte Abteilung "Coches Historicos", klassische Automobile.

Eine gute Grundlage lieferte der typisch spanische Stolz, denn als sich damals die Trennung von Fiat anbahnte und die Italiener verlangten, alle gesammelten Seat-Fahrzeuge zu zerstören, weigerte man sich. "Wir haben die Fahrzeuge in den entlegensten Winkeln des Werks versteckt", erzählt Lopez, "und als die Aufregung vorbei war, holten wir sie wieder heraus."

Seit ein paar Jahren geht Seat gezielt auf die Suche nach fehlenden Modellen und Varianten, die dann aufgekauft und wieder instand gesetzt werden. So dokumentieren inzwischen rund 260 alte Seat die Firmengeschichte.

Doch ein Museum gibt es noch nicht, die Sammlung ist nicht zugänglich für die Öffentlichkeit. Die Teilnahme von Seat an Oldtimer-Rallyes ist ein kleiner Schritt in die Richtung, Die Seat-Historie bekannter zu machen.

So passte der Auftritt zwischen Hamburg und Berlin gut dazu. Der Publikumsliebling wurde auch zum Liebling von Fahrer und Beifahrer: Fehlerfrei schnurrte er über rund 700 Kilometer Fahrtstrecke bis ins Ziel und landete auf Platz 63 in der Gesamtwertung.

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