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Das Genussmittel quattrolegende

Die quattrolegende 2015 im Rückblick: Viel quattro, viel Röhrl, viele Fans, viele Legenden, über 200 quattro, viel Sonne, viel Genuss und sehr viel Schmäh…

Text: Michael Noir Trawniczek
Fotos: Walter Vogler & Leopold Vymlatil/www.weitsicht.cc

„Eigentlich könnte man jetzt ableben“, sagt Ralf Geib knochentrocken. Der Deutsche war einer jener glücklichen Gewinner, die im Rahmen der quattrolegende 2015 eine Fahrt mit Walter Röhrl gewonnen haben. Für ihn waren die zirka drei Minuten hinauf auf die Postalm, an der Seite des Rallye-Großmeisters der „Höhepunkt meines Lebens“.

Der sicher schon die 40 erreicht habende Hardcore-Rallyefan, der zwei Wochen vor seiner Fahrt bei einem Fahrsicherheitstraining mit Harald Demuth - einem weiteren Star der quattrolegende – war, und komplett dem Motorsport verfallen ist, räumt ein: „Man kann es eigentlich gar nicht beschreiben…“ Heftiges Kopfnicken kommt von motorline.cc-Leser und Mitfahrt-Gewinner Michael Stockhammer, auch er durfte (nach Rückzug von Gehrt und damit auch Harald Demuth) bei Röhrl einsteigen und meint: „Das ist einfach nur Wahnsinn. Als wir so schnell vom Fleck fuhren, hatte ich für einen Moment ein bisschen Angst, doch dann habe ich es nur noch genossen.“

Genuss ist auch das Schlüsselwort bei der quattrolegende – kein verbissener Wettbewerb steht im Vordergrund, sondern die liebevolle Pflege eines Kulturguts – und das heißt Audi quattro, schließlich feiert der quattroantrieb heuer sein 35-jähriges Jubiläum. Walter Röhrl sagt: „Man muss nicht immer diesen Wettbewerbsgedanken haben.“

Zugleich gibt er offen zu: „Bei Events wie der quattrolegende fühle ich mich um 30 Jahre jünger.“ Unter der prallen Sonne der Postalm gibt Röhrl, wenn er nicht gerade ins S1-Cockpit „flüchten“ kann, quasi ununterbrochen Autogramme.

Ein Mädchen lässt sich das Röhrl-Autogramm mit dickem Filzstift auf den Arm geben – voller Freude sagt sie: „Und jetzt ab zum Tätowierer!“ Röhrl und sein Filzstift – es gibt eigentlich – nahezu – nichts, was Röhrl nicht zur Unterschrift vorgelegt wird.

Röhrl lacht: „Ja, das ist unglaublich, auf die Jeans, auf das Auto, ja sogar auf den Busen.“ Doch Röhrl genießt es auch, die Menschen zu beglücken: „Es ist schön, wenn man jemandem so einfach eine Freude bereiten kann.“

Dem Veranstalter der quattrolegende stellt er ein gutes Zeugnis aus: "Sankt Gilgen ist ein toller Ort und die Postalm ist eine wirklich gute Location, da kann ich der quattrolegende nur gratulieren."

Und auch ein Walter Röhrl entdeckt bei einem Event wie der quattrolegende noch Dinge, die ihn beeindrucken: „Der Wagen von Nikolay Zlatkov – ihn bewundere ich. Seit Jahren rüstet der seinen quattro auf, findet immer mehr Kraft – und das Tolle ist: Während es zu meiner Zeit beim Beschleunigen den Wagen immer vorne ausgehoben hat, macht das der Zlatkov-quattro nicht mehr.“

Zlatkov & Dutter begeistern mit PS

Ein Publikumsmagnet war auch die „rosa Kampfsau“, ein Audi 90 Turbo quattro von Jürgen Dutter. Der niederösterreichische Tuner zeigte am Start, wie ein solches quattro-Geschoß mit 1258 PS sowie 1200 Nm Drehmoment vom Fleck bewegt wird. Der Wagen war der mit Abstand stärkste bei der quattrolegende 2015, die Fans dankten es ihm mit Standing Ovations.

Gerührt meinte er: „Das ist eine Superveranstaltung hier und die Gefühle, wenn die Fans jubeln – die sind einfach unbeschreiblich! Man wird richtig süchtig darauf!“ Auch Dutter hantelte sich langsam vor, fand immer wieder mehr PS – bei der aktuellen „Kampfsau“ wird mit Lachgas für einen relativ kurzen Zeitraum Zusatzpower generiert. Und der Meister ist bereits wieder am Tüfteln: „Ich glaube, dass wir noch weitere 100 PS finden können – man muss einfach immer pushen!“

St. Gilgen wurde „Home of quattro“

Über die zahlreichen Fans begeistert zeigten sich auch die weiteren Stars der quattrolegende: Harald Demuth, Rudi Stohl, Andreas Schulz, Hans Knauss, Reini Sampl oder Christoph Klausner. Letzterer posierte neben der Ortstafel von Sankt Gilgen, wo die quattrolegende heuer zum ersten Mal zu Gast war. Es ist bereits Tradition, dass „Home of quattro“-Kleber auf die jeweiligen Ortstafeln eines quattro-Events geklebt werden. Auch der Bürgermeister der Gemeinde am Wolfgangsee zeigte sich begeistert, zumal die Kleber am Ende des Events stets wieder abgezogen werden.

Harald Demuth sprach beinahe salbungsvoll: „Hier gehöre ich her – wenn mir jemand vor 30 Jahren gesagt hätte, dass um den quattro so ein Kult entstehen wird, dann hätte ich dem gesagt: ‚Du spinnst wohl!‘“ Rudi Stohl nickt: „Es wäre schön, wenn einer der PR-Manager von Audi hier wäre und es selbst miterleben könnte, wie beliebt dieses Auto auch heute noch ist.“

Stars & Promis

Von der quattrolegende förmlich angezogen wurden auch Prominente der Szene: Kult-Filmer Helmut Deimel („Die Evolution des Driftwinkels“, „Röhrls Katze“) etwa mit seinem Begleiter, dem Jungfilmemacher Marc Neugebauer. Deimel erzählte, dass er bei der quattrolegende einen Mann treffen wird, der ihm „eine ganze Kiste voll mit alten Filmaufnahmen“ überreichen wird, und: „Das ist noch das Normal 8-Format, das noch vor Super 8 kam.“ Auch Hermann Neubauer, derzeit der einzige Jungpilot, der Serienstaatsmeister Raimund Baumschlager herausfordern kann, kam am Freitag nach Sankt Gilgen. Beim gemeinsamen Fotoshooting mit Walter Röhrl strahlte der Salzburger: „Es ist schon beeindruckend, neben einer solchen Legende zu stehen.“

Wenn lebende Legenden zusammenkommen, „rennt der Schmäh“, wie man in Österreich sagt. Da erklärt Rudi Stohl: „Wenn ein S1 vorbeiflitzt, wachsen die Bäume noch einen halben Meter.“ Harald Demuth wiederum erzählt von den Dreharbeiten zur deutschen TV-Serie „Cobra 11“, wo er sein Können als Stuntman hinter dem Lenkrad einbrachte: „Solche Fahrer wurden damals ‚Precision Driver“ genannt, doch mit dem English hat man es nicht immer so. Da kam prompt die Durchsage: ‚Einer der Beschissen-Fahrer soll ans Set kommen!‘“

Andre Hagen gewinnt quattrolegende Race

Ganz und gar nicht beschissen, sondern vielmehr präzise musste man beim quattrolegenden Race auf der Postalm fahren. Es galt, zwei möglichst idente Läufe in den Asphalt zu brennen. Am besten taten dies der Deutsche Andre Hagen und seine Copilotin Yvonne Schmitz auf einem Audi S2 Coupe quattro.

Veranstalter Peter Reischl ist mit der zehnten Ausgabe der quattrolegende rundum zufrieden, denn so viele Fans wie an den vergangenen Tagen kamen noch nie zu einer quattrolegende: „Das freut mich natürlich sehr – vielen Dank an alle Teilnehmer, Helfer und natürlich an die quattro-Fans.“

Bevor Walter Röhrl die Abschlussfeier verlässt, um nach Hause zu fahren, spricht er noch einmal zu den Teilnehmern der quattrolegende 2015: „Man bewundert immer meine Geduld im Umgang mit den Fans – wenn Sie jetzt mit mir mitfahren würden, dann würden Sie sehen, wie wenig Geduld ich eigentlich habe.“

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