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Den lässt der Winter kalt – Polestar 2

Weit über 500 Kilometer Reichweite gehen sich mit dem Long Range Single Motor auch bei niedrigen Temperaturen und regelmäßigen Autobahnetappen locker aus. Doch es gibt auch Kritik am Sino-Schweden.

Mag. Severin Karl

Grundsätzlich waren Limousinen in Österreich kein Trend der letzten Jahre. Doch mit der Elektromobilität und dem Bedarf nach Windschlüpfigkeit kam die verschmähte Karosserieform – Österreich war immer Kombiland, dann kamen die SUV – still und heimlich auf die Straßen und die Garagen zurück: Model S und Model 3 von Tesla zeugen ebenso davon wie VW ID.7 oder eben der Polestar 2. Mit dem Modelljahr 2024 ändert sich an diesem Umstand nichts: Wer mit dem 405 Liter fassenden Kofferraum nicht zurechtkommt (1.095 Liter sind maximal möglich, wenn die Rücksitzlehnen umgeklappt werden), wird sich nach etwas anderem umsehen. Wobei: Bald kommt der Polestar 4 (526 bis 1.536 Liter), da kann man doch bei der sino-schwedischen Marke bleiben.

Die Marke in Österreich

Eine ziemlich tolle Leistung des Polestar 2 war die bisherige Etablierung der Marke in Österreich – im Alleingang! Den Polestar 1, hier unser Video-Interview mit Sofia Björnesson, der "Mutter des Polestar 1", lassen wir mal beiseite. Beim Wachstum von 2022 auf 2023 hat der 1er sowieso nicht mitgespielt: Der 2er konnte eine Steigerung von 22 Prozent verzeichnen, 717 Fahrzeuge wurden 2023 in Österreich neu zugelassen. "Im Dezember 2023 waren bereits mehr als 1.400 Fahrzeuge" auf den Straßen der Alpenrepublik unterwegs, heißt es vom Importeur. Vom Marktanteil her gehört man natürlich trotzdem zu den Exoten: 0,3 Prozent waren es 2023, so befindet man sich zwischen Subaru (0,18 Prozent MA) und Honda (0,4 Prozent MA) oder Alfa-Romeo (0,43 Prozent MA).
Dass künftig mehr weiter geht, dafür sorgen nicht nur die neuen Modelle, auch neue Polestar Spaces poppen auf: Am 29. Februar etwa wird die Eröffnung in Graz gefeiert.

Ab ins Auto!

Die ständigen Verbesserungen des Polestar 2 haben uns schon immer beeindruckt und auch für das Modelljahr 2024 wurde das Modell ordentlich aufgewertet – eine genaue Aufdröselung der Neuheiten bekommt ihr unter Polestar 2 stark überarbeitet, wir setzen uns einfach rein und starten los.

Die Temperatur bei unseren Fahrten war nicht Elektroauto-freundlich, teils eiskalter Winter begleitete unseren Testzeitraum. Dennoch ließ sich die Lithium-Ionen-Batterie (400V) mit 79 kWh nutzbarer Leistung nicht wirklich beeindrucken. Die WLTP-Reichweite des Long Range Single Motor (LRSM) beträgt 655 Kilometer. Egal, wie wir unterwegs waren, gern in Eile, regelmäßig über die Autobahn pendelnd: 540 bis 560 Kilometer ließen sich mit einer Vollladung zurücklegen. In der City kann der Verbrauch nach WLTP-Angabe (14,8-15,8 kWh auf 100 km) leicht unterboten werden, da liegt er bei etwa 13 kWh. Auf der Autobahn bei Eiseskälte geht es über 20 kWh.

Geladen werden kann flotter als zuvor, am DC-Lader sind es jetzt 205 kW, beim AC-Laden bleibt es bei 11 kW. Also 28 Minuten (DC von 10 bis 80 Prozent) bzw. 8 Stunden (AC) vergehen, bis die nächste Etappen absolviert werden können.

Kritik muss sein

Beim Fahren enttäuscht der Polestar 2 nach wie vor nicht. Vor allem, wer von einem SUV umsteigt, es eigentlich aber sportlich mag, wird entzückt sein, wie verbunden man sich mit der Straße fühlt. Die nach wie vor breite Mittelkonsole macht das leicht eingeengte Sportfeeling perfekt. Man fühlt sich gut aufgehoben. Wer das nicht mag, wartet vielleicht eher auf den Polestar 4 – der sollte luftiger sein. Auch hinten gibt es Platzabstriche, der breite hohe Tunnel im Fußraum sorgt mittig dafür, dass sich eine dritte Person im Fond nicht ganz so wohlfühlt – ein Auto für vier sagen wir!

Uns gefällt der Polestar 2, wir mögen ihn. Dennoch gibt es einiges zu kritisieren: Das Cockpit ist zwar hochwertig, aber nicht wirklich luxuriös, die Materialien unseres Testautos sind eher auf „geht so“ Niveau. Da kommen gerade andere Chinamarken auf den Markt, die zeigen, wie es geht. Jammern kann man auch über das fehlende Head-up-Display, das bekommen erst die nächsten Modelle der Marke. Dafür gibt es ein schönes digitales Fahrerdisplay, bei dem man sich großformatig die Navigation anzeigen kann. Warum aber gibt es nicht mehr Auswahl beim Konfigurieren des Displays? Die zweite Ansicht ist die minimale, wo einfach das Navi wegfällt und die Zahlen (Tempo, Reichweite etc.) in den Mittelpunkt rücken. Das war es aber schon. Auch der Hochkant-Touchscreen in der Mitte könnte individuellere Konfigurationen vertragen, denn bei den fixen vier Kacheln sieht man beim Navi keine Karte und wenn das Navi in voller Ansicht zu sehen ist, sieht man wiederum keine Audio-Infos und so weiter. Auch das ändert sich künftig bei Polestar! Für uns ein No-Go, das aber immer wieder in der Autoindustrie eingesetzt wird: Wenn man die Sitzheizung einstellt, wird der ganze Screen schwarz und man sieht nur noch diese Verstellmöglichkeit. Wer hat sich das überlegt?
Und wer am Lenkrad die Lautstärke verstellt, wird am oberen Rand des Touchscreens darüber informiert – kann in dieser Zeit aber nicht in ein anderes Menü wechseln, denn die Shortcuts sind genau dort angeordnet. Das sind wiederum nur Shortcuts zu den Hauptmenüs, also nicht direkt zur Navigation oder den Audiomenüs. Also: Ein bissl durchgehender updaten und die Fahrten im 2er werden noch kundenfreundlicher!

Reichweite verlängern mit One-Pedal-Drive

Beim Fahren verstellen wir gern die dreifach einstellbare Lenkung auf "fest", mit der naturgemäß besten Rückmeldung. Geschmackssache. Der One-Pedal-Drive lässt sich aus- und anstellen oder auch auf eine mittlere Stellung justieren. Mit One Pedal an haben wir über einen längeren Zeitraum eine kleine Steigerung der Reichweite festgestellt, das bringt also tatsächlich etwas im Alltag. Wer sich voll auf die Elektromobilität einlässt, freut sich auf der Jagd nach jedem Kilometerchen.

Und auch wenn der Kofferraum nicht wahnsinnig groß ist: Wie von (Noch-)Mutter Volvo gewöhnt, findet sich eine hochklappbare Unterteilung samt Haken und Gummi-Bandl zum Fixieren. So lässt sich Gepäck trennen und gut verwahren. Vorn gibt es einen Frunk (41 Liter), der easy das AC-Ladekabel aufnimmt und auch eine spezielle Aussparung für das Bordwerkzeug hat.

In Serienausstattung kostet der Polestar 2 LRSM 53.490 Euro in Österreich. Bei uns an Bord war zudem das Plus Paket (4.800 Euro) und das Pilot Paket (2.500 Euro). Plus bringt Harman Kardon Sound, behiztes Lenkrad, vegane WeaveTech-Polsterung, das Panoramaglasdach, die Wärmepumpe und vieles mehr. Bei Pilot sind Pixel-LED-Scheinwerfer mit adaptivem Fernlicht, LED-Nebelscheinwerfer mit Kurvenfunktion, Driver Assistance einschließlich Adaptive Cruise Control und Pilot Assist sowie der Emergency Stop Assist inkludiert.

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