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Lohner-Porsche: Frühstarter mit Potenzial

Rückblick

Elektroautos gibt es schon seit mehr als 100 Jahren. Auch unter dem Namen Porsche, wobei die Geschichte ein wenig komplizierter und alles andere als geradlinig war.

Manche halten ihn für einen der genialsten Köpfe der Autowelt. Andere sahen in ihm einen genialen Umsetzer von Ideen, die andere vor ihm schon hatten. So oder so ist unbestritten, dass Ferdinand Porsche Zeit seines Lebens ein umtriebiger Techniker war, der sein Lebenswerk aber weder mit Benzinmotoren und nicht einmal dem Automobil startete. So war Elektrizität seine erste große Leidenschaft. Bereits im Jugendalter rüstete der gebürtige Böhme sein Elternhaus 1893 in Eigenregie auf Strombetrieb um. Zu jener Zeit eine äußerst visionäre Aktion, die nicht lange unbemerkt blieb.

K&Kilowatt
Porsche traf mit seinem Talent zu Zeiten der industriellen Revolution auf einen immens fruchtbaren Boden, der ihn schnell in die florierende Hauptstadt des damaligen Vielvölkerstaats trieb. So fand er eine Anstellung als Mechaniker bei der Vereinigten Elektrizitäts-AG Béla Egger in Wien, deren gleichnamiger Gründer maßgeblich an der Entwicklung der Telegrafie beteiligt war und neben der AG auch noch Fabriken für Schwach- und Starkstromgeräte und Glühlampen in Ungarn und Österreich betrieb. Expansion lag in der Luft, und entsprechend stieg der junge Ferdinand in nur vier Jahren zum Leiter der Prüfabteilung auf, wo er sich erstmals mit dem Liebkind jener Zeit befasste: dem Auto.

In der Frühzeit der individuellen Motormobilität sah man gerade in der Elektrizitätsbranche große Chancen auf Erfolg, weswegen sich Egger auf ein Joint Venture mit dem Wiener Kutschenfabrikanten k.u.k. Hofwagenfabrik Ludwig Lohner & Co einließ. Schließlich war der Verbrennungsmotor noch lange nicht sicher oder haltbar. Vor allem aber laut, mühsam und schwer zu bedienen. Hier gab es also gute Chancen, und Porsches Erstlingswerk, der Egger-Lohner C.2 Phaeton von 1898 besaß einen achteckigen Motor mit drei bis fünf PS Leistung und war 25 km/h schnell, was damals als durchaus konkurrenzfähig galt. Porsche hatte an dem Vehikel aber einen Narren gefressen. Deutlich mehr sogar als Béla Egger, der viel lieber interne Prozesse optimieren als neue Geschäftsfelder beackern wollte, weswegen der Techniker nur ein Jahr später komplett zu den Lohner-Werken wechselte, um sich nunmehr ausschließlich mit dem Thema Auto zu beschäftigen.
Der Welten Lohner
Die Lohner Werke hatten nicht grundlos den Titel eines High Tech-Unternehmens zu einer Zeit, als es noch gar keine High Tech-Unternehmen gab. Luxuriöse Kutschen waren ihr Hauptgeschäft, ab 1897 hatte man aber alle notwendigen Lizenzen, um auch motorisierte Vehikel zu bauen. Und da kam ein Mann wie Porsche natürlich gerade recht. Der Lohner-Porsche war aber nicht nur deswegen spannend, weil er das erste Auto war, das auch den Namen Porsche trug. Er nahm viele Entwicklungen vorweg, die zum Teil noch nicht einmal heute en vogue sind: Zwei E-Motoren erwirtschafteten an die 5 PS, was für 37 km/h Spitze reichte. Innovativ war aber die Positionierung: Die Motoren sitzen direkt in den Radnaben für direkte Kraftübertragung. Zur Premiere anlässlich der Weltausstellung 1900 in Paris rückte Ludwig Lohner die Vorzüge seines jüngsten Modells mit einer Argumentation ins rechte Licht, die damals noch reichlich fremd anmuten musste. So werde die Luft schließlich von den „in großer Anzahl auftretenden Benzinmotoren erbarmungslos verdorben“, wobei das Bemerkenswerte daran ist, dass Lohner damit von Problemen der Massenmotorisierung sprach, bevor es dieses Phänomen überhaupt erst gab.

Latein am Ende
Technische Daten? Ein Blei-Akku mit 44 Zellen, 300 Amperestunden und 80 Volt Spannung lieferte nicht nur 500 Kilogramm Gewicht, sondern auch rund 50 Kilometer Reichweite, was zu der Zeit Stand der Möglichkeiten – aber nicht wirklich konkurrenzfähig war. Der Benzinmotor machte schließlich riesige Fortschritte, also musste man bei Lohner auch handeln. Porsches Idee 1900? Gemeinsam mit Lohner-Chefkonstrukteur Otto Grünwald entwarf er den Semper Vivus, was lateinisch „immer lebendig“ bedeutet und die Hybrid-Idee vorweg nimmt: Ein Verbrenner liefert die Energie, die über einen Generator direkt an die Antriebsmotoren gereicht wird.
Damit waren immerhin schon 200 Kilometer möglich, was zwar beeindruckend war, recht schnell aber aufzeigte, warum die Elektromobilität seinerzeit nicht vom Fleck kommen sollte. Die Autos waren an die zwei Tonnen schwer und brutal langsam. Das Risiko, einen elektrischen Schlag abzukriegen, war nicht von der Hand zu wenden, zudem kam der Benziner einfach immer mehr in Mode und konnte bald die K&K-Stromer rasch in allen Bereichen locker ausbremsen. Die Zeit war einfach noch nicht reif, zudem kosteten die Lohner-Porsche ein kleines Vermögen, das Projekt scheiterte also kläglich. Eine eigens gegründete Vertriebsfirma floppte nach wenigen Jahren, und 1906 war es für Ferdinand Porsche höchste Zeit, sich einen neuen Arbeitgeber zu suchen, der seinen Visionen ein neues Zuhause geben sollte. Das fand er in Wr. Neustadt bei Austro Daimler, aber das ist eine andere Geschichte, weit abseits von der Elektrizität.

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