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Formel 1: News

Wolff: „Ich lasse mich nicht verbiegen“

Die Saison 2013 aus der Sicht des Mercedes-Motorsportchefs. Toto Wolff über die nächsten drei Jahre und über Dinge die er im Nachhinein anders machen würde.

Vor rund einem Jahr blieb bei Mercedes kaum ein Stein auf dem anderen. Niki Lauda fädelte zunächst den Deal mit Lewis Hamilton für die Saison 2013 ein, dann wurde Michael Schumacher in die Rente geschickt. Schließlich trennte man sich auch noch von Motorsportchef Norbert Haug, dessen Rolle vom Österreicher Toto Wolff übernommen wurde. Lauda selbst fungiert seitdem als Aufsichtsrats-Vorsitzender und bringt sich bei den "Silberpfeilen" mit seinem Netzwerk und seinem Formel-1-Know-how ein.

Wenn man sich die nackten Zahlen vor Augen führt, dann hat sich die Änderung der Marschroute ausgezahlt: Der Rennstall aus Brackley liegt derzeit in der Konstrukteurs-WM auf Platz drei - im Windschatten von Ferrari. Auf Lotus hat man einen sicheren Vorsprung von 61 Punkten. Zum Vergleich: Zur gleichen Zeit war man im Vorjahr nur Fünfter - das viertplatzierte Lotus-Team hatte fast 100 Punkte mehr auf dem Konto, und man lief Gefahr, von Sauber überholt zu werden.

Wolff benötigte Eingewöhnungsphase

Zudem hatte man nicht drei Siege, sondern nur einen Triumph eingefahren. Ganz eklatant fällt der Vergleich bei den Pole-Positions aus: Dieses Jahr hält man bei acht, im Vorjahr erzielte man nur eine Einzige. Die Bilanz spricht also für Motorsportchef Wolff. Doch wie sieht er selbst seine ersten neun Monate in dieser für ihn neuen Funktion? "Mir schwappte einerseits viel Positives entgegen, viele Vorschusslorbeeren, aber andererseits auch viel Ambivalenz", erinnert er sich gegenüber Sport Bild an seine Ausgangssituation. "Darauf musste ich mich erst einstellen."

Im Laufe der Zeit sei ihm bewusst geworden, dass man in dieser Funktion ständig im Scheinwerferlicht steht und jedes Wort auf die Goldwaage gelegt wird. Das hat vor allem die diese Saison deutlich gestiegene Rivalität zwischen Mercedes und Red Bull - Höhepunkt war der umstrittene Reifentest der "Silberpfeile" mit Pirelli - ganz klar gezeigt. Als Wolff meinte, es sei für Mercedes nicht akzeptabel, von einem "Brausehersteller" vorgeführt zu werden, sah er sich mit heftigem Gegenwind aus dem Red-Bull-Racing-Lager konfrontiert.

Heute bereut er die Wortwahl. "Dieses Beispiel ist das, was ich sicher nicht mehr machen würde, auch weil der Respekt, den ich vor Red Bull Racing habe, dadurch total verloren ging", stellt er klar. Dass er extrem vorsichtig sein müsse, sei ihm erst im Laufe der Zeit bewusst geworden: "Am Anfang habe ich versucht, authentisch zu sein und mir nicht den Schnabel verbiegen zu lassen. Das hatte zur Konsequenz, dass ich hinterher manchmal Dinge gelesen habe, die ich so besser nicht gesagt hätte oder die aus dem Zusammenhang gerissen waren."

Wolff will RBR in kommenden drei Jahren besiegen

Als Konsequenz zog er sich etwas aus der Öffentlichkeit zurück, blieb aber seiner grundsätzlichen Herangehensweise treu - die da wäre: "Ich lasse mich nicht verbiegen und bleibe ich selbst. Ich sage, was ich denke, und vertraue den Menschen, mit denen ich zu tun habe." Außerdem trat er mit Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz in direkten Kontakt, um die Missstimmung zu beseitigen: "Ich habe das gegenüber Herrn Mateschitz richtig gestellt und damit abgeschlossen." Dass es zwischen Red Bull Racing und Mercedes "knistert", sieht er allerdings nicht als Problem, denn "zur Formel 1 gehört auch die Kontroverse", und "für den Zuschauer ist das auch gut so".

Bleibt abschließend die Frage, wer in diesem Duell am Ende die Nase vorne haben wird. Wolff ist davon überzeugt, dass sich seine Truppe durchsetzen wird. In drei Jahren wolle er "die Vorschuss-Lorbeeren gerechtfertigt haben und mit Mercedes ein ernst zu nehmender Kandidat für den WM-Titel sein", kündigt er an - um dann nachzulegen: "Nein, eigentlich will ich in drei Jahren den Titel schon in der Tasche haben."

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