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Aftershow-Party (2)

Auf der EICMA, der italienischen Motorrad-Leitmesse in Mailand, ist nach Jahren der Hersteller-Abstinenz das Thema Supersport wieder Trumpf.

Thilo Kozik/mid

Nach Yamaha mit der YZF-R1 und Ducati mit der 1299 Panigale zieht Kawasaki mit der Straßenversion der Kompressor-Maschine Ninja H2 ein echtes Ass aus dem Ärmel.

Viel Aufsehen erregt der Leistungssportler durch seinen markant grünen Gitterrohrrahmen und die aerodynamisch optimierte Verkleidung im Stealth-Bomber-Stil, unter der sich eine neue Motorentechnik verbirgt: Der Reihenvierer mit 998 Kubik Hubraum verfügt über eine Kompressoraufladung, die ihn mit maximal 200 Pferdestärken und einem maximalen Drehmoment von 133 Newtonmeter ausstattet.

Um diese Leistung sicher auf die Straße zu bringen, verpasst Kawasaki der H2 das komplette Elektronik-Paket mit mehrstufiger Traktionskontrolle, unterschiedlichen Fahrmodi, Launch Control und sogar einem einstellbaren Motorbremsmoment. Dazu kommen noch ABS, Quickshifter und ein elektronisch gesteuerter Lenkungsdämpfer.

Sportlich treiben's die Grünen aber auch zwei Nummern kleiner: In der Einsteigerklasse kombiniert die Z300 (Bild links) den unverkleideten Roadster-Stil der großen Z-Familie mit den 29 kW/39 PS des Ninja-300-Reihen-Zweizylinders für einen erwachsenen aber unkomplizierten Kurvenspaß. Eine Assist- und Rutschkupplung verringert die Handkräfte am Kupplungshebel und verhindert ein Blockieren des Hinterrads beim Herunterschalten.

Auch der weltgrößte Motorenhersteller Honda hat sich der Supersportlichkeit verschrieben: Mit dem straßenzugelassenen Ableger des MotoGP-Bikes des zweimaligen Weltmeisters Marc Marquez haben die Japaner einen absoluten Publikumsmagneten am Stand.

Die RC213V-S (Bild links) stammt aus der Feder der legendären Honda Rennabteilung HRC und ist notdürftig mit Spiegeln und Beleuchtung für einen Straßeneinsatz legalisiert. Bei dem gezeigten V4-Bike handelt es sich indes noch um einen Prototypen, technische Informationen sind daher Mangelware.

Die stets umlagerte RC213V-S wird allerdings nur in homöopathischen Dosen auf der Straße anzutreffen sein. Dafür sorgen die monothematische Ausrichtung auf die Rennstrecke ebenso wie die edlen Zutaten und der damit verbundene - noch nicht bekannte - Liebhaberpreis.

Auf die zweite Honda-Neuheit haben ihre Fans mehr als geduldig gewartet: Endlich baut Honda den Nachfolger der legendären Africa Twin, hier bezeichnet als "True Adventure Prototype" (Bild rechts). Hierfür waren ein paar Kennzahlen aus dem Lastenheft greifbar: Knapp 200 Kilo Lebendgewicht inklusive abenteuertauglicher Ausrüstung und etwa 100 PS stark waren die Vorgaben.

Die ehemals totgesagte Supersportfraktion wird zusätzlich durch Aprilia reanimiert. Passend zum Gewinn der Superbike-Weltmeisterschaft am vergangenen Wochenende kann auch die neue RSV 4 RR (Bild rechts) leistungsmäßig auftrumpfen: Ihr 65-Grad-V4-Motor bringt es mit einer Vielzahl an Neuerungen zur Optimierung von Gewicht und Luftströmungen auf 201 PS und 133 Newtonmeter Drehmoment.

Zahlreiche Fahrwerksänderungen erlauben dem Fahrer eine variable Motorpositionierung im Rahmen samt Höhenverstellung des Schwingendrehpunkts - wie bei einem echten Rennmotorrad. Damit sinkt das Trockengewicht auf 180 kg. Zur Domestizierung der damit verbundenen Dynamik sind von der Traktionskontrolle bis zum mehrstufig agierenden Race-ABS alle denkbaren Elektronik-Helferlein an Bord. Als besonderes Schmankerl bietet Aprilia optional die Multimedia-Plattform V4-MP-Kit an, bei der die RSV 4 RR mit einem Smartphone kombiniert werden kann.

Zweites Schaustück am Aprilia-Stand ist die Tuono V4 1100, die ihre Überarbeitung über eine schlankere Frontmaske im Stil der RSV 4 mit leichteren LED-Lichtern dokumentiert. Unter der Hülle tut sich ein auf 1 077 Kubikzentimeter aufgestockter V4-Motor hervor, der 129 kW/175 PS Spitzenleistung und ein maximales Drehmoment von 120 Nm produziert.

Neuerdings werden drei verschiedene Motor-Mappings angeboten. Gründlich revidiert wurde ebenfalls das Fahrwerk, bestehend aus Öhlins-Federelementen und dem markentypischen Leichtmetall-Brückenrahmen für 184 Trocken-Kilo. Damit einher geht die Aufwertung der elektronischen Assistenzsysteme ähnlich der beschriebenen RSV 4 RR, auch die Smartphone-Konnektivität wird im Zubehör angeboten.

Wer mehr auf klassisches Motorradfahren steht, wird beim italienischen Traditionshersteller Moto Guzzi fündig. Die Legende aus Mandello del Lario bietet gleich drei Ableger auf Basis der California 1400 an: Die California 1400 Touring S.E. (Bild links) ist durch den Anbau von Scheibe, Koffern, Nebelscheinwerfern und einen großzügige Touring-Sitzbank mit Sissybar gekennzeichnet.

Mit der Audace (Bild links) stellt sich das Musclebike unter den California-Modellen dar. Ein puristischer Einzelsitz mit Fußrasten statt Trittbrettern, formschöne Vielspeichen-Gussräder und ein gerader Dragbar-Lenker sind die Insignien.

Mit der Eldorado stellt sich die luxuriöse Interpretation der legendären 850 vor, die in den späten Sechzigern in den USA sehr populär war. Weißwandreifen, Speichenräder und eine Sitzbank in niedrigen 724 Millimeter Höhe charakterisieren dieses klassische Modell. Alle drei vertrauen dem luftgekühlten, typisch längs laufenden 90-Grad-Vau, der mit 120 Newtonmeter Drehmoment imponiert und über drei Motormodi seinen Charakter wunschgemäß verändert.

Unmittelbar vor der EICMA machte MV Agusta Schlagzeilen durch den Einstieg von AMG, auf der Messe waren es dann eher die Motorräder im atemberaubenden italienischen Design, die für Aufmerksamkeit sorgten. Vor allem die neue Stradale 800 (Bild rechts), die sich konzeptionell nicht eindeutig zuordnen lässt: Fast langbeinig wie eine Enduro, aber kurz und knapp wie ein Streetfighter und dazu noch Packtaschen wie bei einem Tourer.

Das Ganze in atemberaubendem Styling, unter dem der bekannte 798-ccm-MV-Drilling arbeitet, der für 114 kW/155 PS und 78,5 Newtonmeter gut ist. Mit Schaltautomat, vier Motor-Mappings und Bosch-ABS soll das Modell Ende 2015 in Serie gehen.

Die in chinesischem Besitz befindliche italienische Traditionsmarke Benelli hat mit der BN 600 GT (Bild rechts, Mitte) ein neues Landstraßen-Leckerchen für Mittelklasse-Touringfreunde im Programm. Das mit einer ungewöhnlichen Halbverkleidung verzierte Stück kommt mit einem 62 kW/84 PS starken flüssigkeitsgekühlten Reihenvierzylinder. Halt gibt ein Hybridrahmen aus Gitterrohrgeäst mit Leichtmetall-Gussprofilen.

Eine mächtige 50er-Upside-down-Gabel vorn samt formschöner Bananenschwinge hinten mit seitlich montiertem Federbein und frei zur Schau gestelltem Fächerkrümmer komplettiert das Chassis. Ein großzügiger 27-Liter-Tank sorgt für tourentaugliche Reichweiten.

Die wechselvolle Geschichte der ehemals schwedischen Marke Husqvarna hat den norditalienischen Hersteller aktuell dem österreichischen KTM-Imperium zugeschlagen. Neben den dadurch wiedergewonnenen Markenfarben Blau, Weiß und Gelb zeigt das Unternehmen unerwartete Innovationsfreude mit dem Konzept-Bike 401 Svartpilen (Bild rechts, unterstes Bild), schwedisch für "Schwarzer Pfeil".

Dabei hängt ein Einzylinder-Viertaktmotor in einem kompakten Gitterrohrrahmen, hochwertige WP-Federelemente runden das puristische Fahrwerk ab. Mit geradem Lenker, Einzelsitzbank und einem scramblerartigen Schalldämpfer ergibt sich eine aufrechte, natürliche Sitzposition.

Im Schatten des gleißenden Scheinwerferlichts der strahlenden Neumodell-Vorstellungen wies so manch leere Fläche im hinteren Bereich der italienischen Messehallen darauf hin, dass die weltweite Zweirad-Rezession noch nicht überwunden ist. Doch die Vielzahl interessanter Neuheiten auf der EICMA und das Wiedererwachen der japanischen Hersteller mit Ausnahme von Suzuki sind Indikatoren dafür, dass die Wende eingeleitet ist - sehr zur Freude der Motorradenthusiasten.

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