Kawasaki ZX-6RR – im Test | 29.07.2003
Fahrbericht
Und wie fährt sich eine derart optimierte RR Kawa? Natürlich lebt das grüne Kraftwerk von hohen Drehzahlen. Da sie davon reichlich Reserven hat (14400 U/min – und wenn es darauf ankommt, gibt die Kit-ECU zusätzlich noch 300 her), verfügt die Kit-RR über ein für eine 600er beachtliches Drehzahlband. Zwischen 8000 und 14400 U/min pfeilt das Ding weg wie ein Kampf-Jet am Katapult des Flugzeugträgers. Auch das rennmäßig eng gestufte Getriebe trägt dazu bei, das in allen Lagen reichlich Dampf vorhanden ist.
Die Programmierung der Einspritzung lässt keine Wünsche offen, ruckfrei und spontan hängt der Motor am Gas, die Beschleunigung ist beeindruckend. Völlig lochfrei (siehe Diagramm) durcheilt die Kawa das gesamte Drehzahlband, die Abstimmung dieses Motors ist wirklich gelungen. Wird der Gasgriff beherzt genug gewürgt, hebt das Vorderrad selbst im dritten Gang noch ab.
Beim Fahrwerk lässt sich der Entwicklungsprung, der diese Saison in der 600er Klasse vollzogen wurde, noch deutlicher spüren. Extrem spielerisches Handling (nicht zuletzt auch wegen der - dank Radialbremszangen - auf 280 mm Durchmesser geschrumpften Bremsscheiben) und die gut funktionierende Anti-Hopping-Kupplung (diese sorgt durch leichtes öffnen des Kraftschlusses dafür, dass beim harten Runterschalten am Kurveneingang keine Unruhe vom Hinterrad ins Fahrwerk übertragen wird) eröffnen auch weniger versierten Hobbyracern auf der neuen Kawasaki Linien, die bisher auf Ebene 4C im AKH endeten.
Das Öhlinsfahrwerk harmoniert perfekt mit den Michelin-Gummis, es ist erstaunlich, wie hart und weit man in Schräglage bremsen kann, ohne zu untersteuern. Die Bremse selbst ist über jede Kritik erhaben. Die Ferodo-Sinter-Race-Bremsbeläge verstehen sich mit den Kawasaki-Bremsscheiben bestens. Die Bremse ist thermisch stabil, mit nur einem Finger perfekt dosierbar wirken enorme Bremskräfte ohne die im Rennsport so wichtige Bremsstabilität negativ zu beeinflussen. Auch kurvenausgangs gibt's Grip im Überfluss. Selbst nach 45 Runden zeigen die „Pilot Race“ (Mischung hinten medium, vorne soft) keine Ermüdungserscheinungen, das perfekte Reifenbild beweist, wie gut das Fahrwerk für mechanisch Grip sorgt.
Fazit: Berger Motorsport hat mit vertretbarem Aufwand eine konkurrenzfähige Hobbyrennmaschine auf dem aktuellen Stand der Technik auf die Räder gestellt. Die überschaubaren Kosten, die simple Beherrschbarkeit und das beachtliche Leistungspotential des Motors lassen die giftgrüne RR zu einer sehr effizienten Waffe im Kampf gegen die Stoppuhr und somit zu einer guten Wahl für ambitionierte Hobbyrennfahrer werden.