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Bei der San-Remo-Rallye wird ein Duell Peugeot-Citroen erwartet: die beiden französischen Teams haben die letzten Asphalt-Events klar dominiert.

Bernhard Eder

Die Asphalt-Cowboys reiten wieder

Die letzte Rallye hatte auf der anderen Seite des Globus in Neuseeland stattgefunden, für die nächsten beiden WM-Läufe kehrt der Rallye-Tross wieder nach Europa zurück. Nach sechs Schotter-Events en suite geht´s nun in San Remo und dann auch zwei Wochen darauf bei der Korsika-Rallye auf Asphalt zur Sache.

In den italienischen Seealpen erwartet die Piloten ein Programm, das neben Können auch einiges an Mut erfordert: die 16 Wertungsprüfungen mit insgesamt 386 SP-Kilometern werden großteils auf engen Bergstraßen gefahren, ein Ausritt kann fatale Folgen haben.

Im Vorjahr gab´s einen Peugeot Doppelsieg durch Gilles Panizzi und Francois Delecour, die Löwen zählen auch diesmal zu den Top-Favoriten. Als erster Herausforderer gilt die Citroen-Armada, die bei der letzten Asphalt-Rallye in Katalonien lange Zeit auf Kurs Richtung Sieg steuerte, ehe eine Zeitstrafe Philippe Bugalski auf Rang acht zurückwarf.

Peugeot: Panizzi und Auriol sind Top-Sieganwärter

Im Vorjahr feierte Peugeot in San Remo einen souveränen Doppelsieg, das letzte Asphalt-Event, die Catalunya, ging ebenfalls an die Löwen. Entsprechend motiviert und voller Hoffnungen reist die Peugeot-Mannschaft nach Oberitalien. Die beiden für die Konstrukteurs-Wertung nominierten Franzosen Gilles Panizzi und Didier Auriol gelten beide als absolute Asphalt-Spezialisten.

Der dreifache San-Remo-Sieger Auriol gibt sich zuversichtlich: "Ich mag die Charakteristik der Prüfungen. Die Strecken sind ähnlich wie auf Korsika, doch sie sind schneller und breiter. Wir hatten einen guten Test, ich bin mit dem Handling des Fahrzeugs zufrieden. Allerdings werden wir in Italien mit einem Fünfgang-Getriebe fahren. Ich persönlich hätte lieber sechs Gänge gehabt, damit fühle ich mich besser. Doch das Team glaubt, unser Fünfgang-Getriebe ist zuverlässiger."

Weltmeister Marcus Grönholm, eigentlich ein Schotter-Spezialist, hat die Asphalt-Prüfungen in Italien inzwischen lieb gewonnen. "Ich war dort im vergangenen Jahr sehr schnell", erinnert sich der Finne, der im Vorjahr bei seinem zweiten Italien-Auftritt Rang vier belegte. "Unser Test war sehr erfolgreich. Die 2001er Version des Peugeot 206 WRC ist offenbar ein paar Zehntelsekunden schneller als das alte Auto. Ich habe ein sehr gutes Gefühl", so Grönholm.

Ford: Ist die Asphalt-Schwäche behoben?

Bei der letzten Asphalt-Rallye, der Catalunya, hatte Ford im Kampf um den Sieg nichts mitzureden: Sainz 5., Delecour 6., McRae ausgeschieden. In den letzten Wochen und Monaten hat man versucht, die Asphaltschwäche des Focus zu beheben. Für McRae und Sainz, die beide noch gute Chancen auf den Titel haben, gilt es, kein Terrain auf WM-Leader Mäkinen zu verlieren.

Colin McRae, der die San Remo bereits 1996 und 1997 gewonnen hat: "Ich weiß, dass wir, aber auch Pirelli seit der Catalunya Fortschritte auf Asphalt gemacht haben. Aber die anderen Teams haben sicher auch nicht geschlafen. Der unbekannte Faktor in San Remo ist das Wetter. Wenn es trocken bleibt, gibt es kein Problem. Aber sehr oft ist die Straße nach einer kalten Nacht noch feucht, bei Regen wird viel Schmutz auf die Strecke gespült."

Carlos Sainz war in Italien schon mehrmals auf dem Podium, zum Sieg hat´s noch nie gereicht. "San Remo ist aus meiner Sicht nicht besonders schwierig, die SP´s sind eher langsam. Wir sind, was die WM betrifft, an einem entscheidenden Punkt angelangt: bei den nächsten zwei Asphalt-Rallyes müssen wir unbedingt punkten, die Konkurrenz ist allerdings ziemlich groß."

Subaru: Kann Burns seinen San-Remo-Fluch abschütteln?


Nach seinem Sieg in Neuseeland ist Richard Burns plötzlich wieder ein ernsthafter Titelanwärter: der Engländer liegt auf Rang drei der WM-Wertung, nur neun Punkte hinter den ex-aequo führenden Tommi Mäkinen und Colin McRae. In San Remo ist es für Burns zwar noch nie besonders gelaufen - im Vorjahr musste der Vizeweltmeister aufgeben - nichtsdestotrotz ist er für die kommende Rallye zuversichtlich:

"Wir hatten zuletzt einen guten Test mit den neuesten Pirelli Reifen, das gibt mir - zusammen mit meinem Sieg von Neuseeland - viel Selbstvertrauen. Tommi Mäkinen und Colin McRae sind im Titelkampf harte Rivalen, aber ich liege gerade einmal neun Punkte zurück und werde alles geben."

Petter Solberg gilt auf Asphalt als sehr stark, dementsprechend optimistisch ist der junge Norweger: "Ich kenne dieses Event sehr gut und freue mich schon darauf, weil ich denke, dass ich ein gutes Ergebnis erzielen kann. Die SP´s sind einigermaßen schnell, und mit der Traktion, die das Auto auf Asphalt hat, ergibt das ein tolles Fahrgefühl. Ich habe viel Asphalt-Tests im Subaru absolviert und wäre sehr enttäuscht, wenn ich meinen neunten Platz des Vorjahrs nicht übertreffen kann."

Mitsubishi: Mit neuem Lancer zurück auf die Erfolgsstraße?


Tommi Makinen´s San-Remo-Bilanz der letzten drei Jahre kann sich sehen lassen: Sieg ´98 und ´99, Rang drei im Vorjahr. Für die San Remo 2001 hat Mitsubishi (so hofft man jedenfalls) ein Trumpf-Ass im Ärmel - eine Evolutionsstufe des Lancer 2001WRC. Nach den Enttäuschungen von Finnland und Neuseeland (zwei Nullnummer en suite) hofft man, damit wieder um den Sieg mitfahren zu können - was auch notwenig sein wird, wenn Big Mäk seinen fünften WM-Titel holen will.

Der Finne ist jedenfalls optimistisch: "Ich hatte mit dem neuen Auto vom ersten Kilometer an ein sehr gutes Gefühl. Die Balance ist sehr gut, alles bestens. Wir brauchen in dieser Phase der WM ein Top-Resultat, und ich denke, dass wir eine gute Chance mit diesem Auto haben."

Natürlich baut auch Mäkinen´s Teamkollege Freddy Loix darauf, mit dem neuen, konkurrenzfähigeren WRC endlich wieder in die Punkteränge zu kommen. Das Mitsubishi-Werksteam schickt diesmal übrigens nur zwei Autos ins Rennen.

Hyundai: Was kann Sam-Remo-Spezialist Latti schaffen?

Der Koreaner sind - wie Mitsubishi nur mit zwei Werksautos am Start, Veteran Kenneth Eriksson verzichtet auf das Asphalt-Abenteuer. Neben Alister McRae kommt der Italiener Piero Liatti zum Einsatz, ein Asphalt-Spezialist, der San Remo bereits zweimal gewonnen hat (´95 und ´97, damals ex aequo mit Colin McRae).

Liatti zu seinen Chancen: "Das Auto fühlt sich sehr gut an, ich hoffe wirklich, dass wir ein positives Resultat einfahren können. Immerhin ist das meine Heimrallye, ich bin hier bereits das 11. Mal am Start."

Skoda: Bescheidene Erwartungen

Für das tschechische Skoda-Team wird die San Remo eine schwierige Angelegenheit - Asphalt ist nicht gerade jene Oberfläche, auf der der Octavia seine besten Leistungen bringt. Neben den etatmäßigen Skoda-Piloten Armin Schwarz und Bruno Thiry (erstmals wieder mit Co. Stephane Prevot) kommt diesmal der junge Tscheche Roman Kresta zum Einsatz.

Armin Schwarz zu Skoda´s San-Remo-Chancen: "Es wird nicht einfach für uns. San Remo ist eine typische Asphalt-Rallye, wo es vor allem auf Motor-Performance ankommt. Schwer zu sagen, was für uns drinnen ist. Unsere Tests letzte Woche verliefen positiv, wir haben eine gute Balance und ein gutes Aufhängungs-Set-Up erarbeitet."

Citroen: Bugalski, Puras und Loeb sind Anwärter auf Top-Plätze

Bei der Catalunya hat Citroen das enorme Potential des Xsara auf Asphalt hinlänglich unter Beweis gestellt. Jesus Puras lag zum Zeitpunkt seines technikbedingten Ausfalls an zweier Stelle, Philippe Bugalski verlor nur aufgrund einer Zeitstrafe den möglichen Sieg. Der Franzose strotzt vor der San Remo nur so vor Zuversicht:

"Bei der Catalunya und in Deutschland ist unser Auto hervorragend gelaufen. Wir haben uns sehr gut auf die San-Remo-Rallye vorbereitet, ich glaube, dass ein sehr gutes Resultat für uns drin ist. Wenn ich sagen würde, dass ich nicht um den Sieg mitfahre, müsste ich lügen."

Neben dem alten Fuchs Jesus Puras ist auch der dritte Citroen-Pilot, Sebastien Loeb, stark einzuschätzen. Loeb, der seine Xsara-WRC-Premiere feiert, beendete im Vorjahr die San-Remo-Rallye in einem Toyota WRC an ausgezeichneter zehnter Stelle.

Die Österreicher: Achim Mörtl und Manfred Stohl hoffen auf Top-Resultate

Nachdem in Neuseeland Manfred Stohl die Fahnen Österreichs alleine hoch gehalten hat, bekommt der regierende Gruppe-N-Champ bei der San Remo Gesellschaft von Achim Mörtl. Der Kärntner wird gemeinsam mit Co. Stefan Eichhorner wieder ein Subaru WRC des Allstars-Teams von Prodrive pilotieren. Nach seinem letzten, äußerst positiv verlaufenen Finnland-Einsatz hofft Mörtl, in Italien noch eins drauflegen zu können. Asphalt ist schließlich das Revier des Staatsmeisters von 1999, bei der Catalunya-Rallye im März dieses Jahres belegte Achim den hervorragenden 13. Platz.

Viel vorgenommen hat sich auch Manfred Stohl: in Neuseeland gelang endlich der heißersehnte erste Saisonsieg, jetzt soll´s auch in der Super-1600-WM nach drei Ausfällen endlich mit einem Spitzenresultat klappen. Am Co-Piloten-Sitz des Fiat Punto KitCar nimmt übrigens wieder Peter Müller Platz. Ilka Petrasko ist nach ihrem Beinbruch von Griechenland noch nicht hundertprozentig fit.

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