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Unabhängiger Retter der Königsklasse

FIA-Präsident Max Mosley präsentiert sich in einem Gespräch als ein von den Herstellern unabhängiger Retter der Privatteams und des Formel 1-Sports.

Michael Noir Trawniczek

FIA-Präsident Max Mosley hat an diesem Wochenende alles unter Dach und Fach gebracht. Er hat Papiere abgesegnet, welche die Zukunft der Formel 1 maßgeblich beeinflussen werden. Das Regelwerk für 2005 und 2006 sowie ein neuer Qualifikationsmodus wurden in den letzten Tagen von der FIA veröffentlicht.

Das bekannte Paket Nummer 2 der FIA-Regelvorschläge bekam den Zuschlag, das durch den Taifun Ma-On erzwungene Not-Qualifying wurde zur Tugend und also zur offiziellen Prozedur für das kommende Jahr erklärt. Wie so oft sind die neuen Regeln zum Teil recht umstritten. Max Mosley muss mit Gegenwind rechnen, doch diese Situation ist dem Briten bekannt.

In einem Gespräch mit der Welt am Sonntag lehnt er sich entspannt zurück und nimmt Stellung zu den neuen Formel 1-Reformen...

Mosley nützt das Gespräch als eine Bühne, auf der er generös als Retter des Sports auftritt. Doch in seiner Funktion als FIA-Präsident rettet Mosley nicht nur gefährdete Motorsportserien, er rettet auch Leben: „Ich habe dazu beigetragen, weltweit Menschenleben nicht nur zu retten, sondern auch präventiv Verkehrsunfälle zu verhindern, oder deren Folgen abzumildern.“

Doch zurück zum Sport, zur Formel 1. Dort habe die FIA „einen sehr konstruktiven Erneuerungsprozess in Bezug auf das Reglement erfolgreich abgeschlossen, der nicht nur Sicherheitsbedenken reduziert, sondern auch in der Folge helfen wird, die immer weiter angestiegenen Kosten einzudämmen. Ein Pluspunkt, der vor allem den Privatteams zugute kommen wird“, sagt Mosley.

Die Privatteams möchte Max Mosley retten – die FIA habe bisher alles getan und werde auch weiterhin alles tun, um „diese Teams zu unterstützen oder dabei behilflich zu sein, dass sie auch in Zukunft an der WM teilnehmen können.“

Mosley präsentiert sich aber auch als vollkommen von den Herstellern unabhängiger, einzig die Gesundheit des Formel 1-Sports im Sinn habender, über den Dingen stehender Motorsportfreund. Er sagt auch: „Im Gegensatz zu den Herstellern kann die Formel 1 sich auf die kleineren unabhängigen Teams verlassen.“

Auch dass einige Hersteller Widerstand gegen die Einführung von 2,4 Liter V8-Zylinder Motoren ab 2006 leisten, wird in dem Gespräch thematisiert. Mosley spricht von der Notwendigkeit der Geschwindigkeitsreduktion, beruft sich auf „die Mehrzahl der Technischen Direktoren aller Formel 1-Teams“.

Nicht erwähnt wird in dem Gespräch aber, dass es nicht (nur) die Reduktion des Hubraums oder der Zylinder ist, welche den Herstellern missfällt - sondern dass es vor allem die völlige Einschränkung der technischen Innovation ist, welche den Automobilwerken ein Dorn im Auge ist. Hub, Bohrung, Materialien,... - sämtliche Details sind vorgeschrieben – das Formel 1-Triebwerk 2006 ist quasi ein Einheitsmotor. Und noch dazu ein brustschwacher. Nicht nur die Werke, auch viele Fans sehen darin eine Gefahr, einen drohenden Verlust für die Formel 1 als Königsklasse des Automobilrennsports. Mosley reduziert seine Stellungnahme auf das Plädieren für PS- und Speed-Reduktion und die Sicherheit.

Dass ein Michael Schumacher sich nach den ersten Tests mit einem dem Regelwerk 2005 entsprechend ausgerüsteten Auto negativ äußerte und einige Piloten gar das Fahrverhalten als „unmöglich“ bezeichneten, wischt Mosley locker vom Tisch: „Formel-1-Rennfahrer mögen grundsätzlich keine Autos, die langsamer sind. Das habe ich erwartet. Aber im nächsten Jahr werden sie sich mit den neuen Autos vertraut machen.“

Max Mosley kennt als FIA-Präsident die stets aufkommenden Gerüchte, wonach die Scuderia Ferrari bei der obersten Motorsportbehörde eine Art Sonderbehandlung erhält. Immer wieder tauchen derart wilde und oft recht abgehobene Spekulationen im Medienwald auf. Es ist so gesehen verwunderlich oder zumindest ein wenig ungeschickt, dass Mosley auf die Frage „Wenn wir von den bedeutenden Herstellern sprechen: Ferrari scheint eine Sonderrolle zuzukommen?“ wie aus der Pistole geschossen sagt: „Sicher.“

Wie sich diese Rolle denn definiere, wird Mosley daraufhin gefragt – der 64jährige erläutert: „Wenn Sie betrachten, was die Formel 1 in den Augen vieler Fans verkörpert und woraus sie unter anderem ihre weltweite Faszination bezieht, dann hat die Scuderia Ferrari daran einen großen Anteil. Das Team ist für viele ein Synonym für den Grand-Prix-Sport.“

Die Fans – sie werden in diesem ausführlichen Gespräch nur einmal erwähnt, im erwähnten Zusammenhang mit Ferrari. Ansonsten dreht sich alles um die Rettung des Sports durch die FIA und Max Mosley sowie das Betonen der Unabhängigkeit gegenüber den Herstellern. Und, natürlich: „Die Formel 1 hat eine große Zukunft. Sie ist noch immer ein einzigartiger, global extrem erfolgreicher Sport.“

In der Navigation rechts finden Sie die neuen Regeln, das neue Qualifying und das neue Reglement auf dem motorline.cc-Prüfstand

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