Motorsport: US-News | 03.07.2005
Die Top-News aus dem US-Motorsport
Motorline.cc wirft künftig auch einen Blick auf den US-Motorsport, am Wochenende waren Nascar, GrandAm, IRL und ALMS in Aktion.
Johannes Gauglica
NASCAR Nextel Cup – Pepsi 400, Daytona International Speedway
Der Nextel Cup als beliebtester Zuschauersport in Nordamerika hat die Zuschauer, die Starter, das Geld, und somit keine Sorgen. Sorgen machen müssen sich die zwei Superstars Jeff Gordon und Dale Earnhardt jr.: NASCAR hat ein im Motorsport einzigartiges System, bei dem sich die Fahrer für die meisterschaftsentscheidende “Chase for the Cup” qualifizieren müssen.
Nur Fahrer, die in den Top 10 der Punktewertung sind oder weniger als 400 Punkte Rückstand auf den Führenden haben, sind „spielberechtigt“; die anderen dürfen in den letzten Rennen des Jahres zwar auch mitfahren, können aber die Meisterschaft nicht gewinnen. Vor dem Rennen in Daytona waren Gordon und Earnhardt noch nicht für dieses Playoff qualifiziert.
Gordon löste in Runde 35 mit einem Mißverständnis um einen Boxenstop auch den ersten (aber nicht den einzigen) großen Crash des Rennens aus. Nach starkem Regen war die jet-getrocknete Strecke zwar befahrbar, aber der Rasen im Infield eine einzige stehende Wasserfläche; wer sich dorthin verirrte, wurde zum hilflosen Passagier.
Vorneweg gab Allrounder Tony Stewart eine Meisterklasse: der Meister von 2002 führte 151 der 160 Runden, ließ zweimal bei Restarts die Konkurrenz reichlich alt ausschauen und gewann in souveräner Manier sein erstes Rennen im „World Center of Racing“ vor Jamie McMurray und Daytona-Liebling Earnhardt. Îm Gegensatz zu Earnhardt hat Jeff Gordon mit einem siebenten Platz den „Cut“ offenbar geschafft.
Nächstes Rennen: das USG Sheetrock 400 am Chicagoland Speedway am 10. Juli.
Ergebnis
Gesamtstand
Grand American Road Racing Series – Brumos Porsche 250, Daytona International Speedway
Die Sorgen der GrandAm: im Gegensatz zur American Le Mans Series hat man die Starter, aber nicht die Zuschauer. Im Rahmen des NASCAR-Wochenendes absolvierten die Sportwagen bereits am Donnerstag ein 250-Meilen-„Heizerl“ auf dem Infieldkurs des Daytona-Ovals.
Auch Tony Stewart war unter den Startern, spielte allerdings nach einer schiefegangenen Überrundung keine entscheidende Rolle mehr. Auf der nassen Strecke sorgten Öl und Wrackteile für einige Gelbphasen und damit für ein turbulentes und spannendes Rennen.
Es gibt zwei Klassen: Daytona Prototypes (DP) und GT. Der Kampf der DP-Chassishersteller Crawford und Riley geht weiter, diesmal hatte ein Crawford wieder die Nase vorne. Le-Mans-Veteran Elliott Forbes-Robinson und der beflügelte Butch Leitzinger kämpften sich mit dem Crawford-Pontiac Platz für Platz an die Spitze.
Ein Pontiac feierte auch in der GT-Klasse seine Premiere: einer der beiden neuen GTO.R-Werkswagen mußte auf den Start verzichten, der andere hatte mit dem Kampf um den Sieg (noch) nichts zu tun. Dort gaben die BMW der Prototype Technology Group den Ton an: Justin Marks und Joey Hand gewannen mit ihrem M3 vom 53. und letzten Startplatz (!) vor dem Schwesterauto von Bill Auberlen und Tom Milner.
Nächstes Rennen: das Porsche 250 am 31. Juli am Barber Motorsport Park in Alabama.
Ergebnis
Indy Racing League – Argent Mortgage Indy 300, Kansas Speedway
Auch die IRL hat ihre Sorgen: Chevrolet und Toyota haben ihren Rückzug angekündigt, ab 2007 bliebe nur noch Honda als Motorenlieferant. Die Japaner betreiben jetzt aktiv die Wiedervereinigung von IRL und CART, mit geringem Erfolg. Die Zuschauerzahlen sind immer noch deprimierend, und auch die Starterfelder waren schon voller.
Hinter den IRL-Kulissen toben Interessenskonflikte; ChampCar-Eigentümer Kevin Kalkhoven beliefert über seine Firma Cosworth seine direkten Rivalen mit den Chevy-Motoren, von ALMS-Mastermind Dr. Don Panoz kommen aus der Rennwagenfirma gleichen Namens einige Chassis.
Immerhin gibt es Danica Patrick: das Darling der amerikanischen Motorsportpresse stand für das Rennen der Indy Racing League in Kansas City auf der Pole Position, daneben Rahal-Letterman-Teamkollege Buddy Rice.
Das Rennen war ein Mannschaftsbewerb: 22 Autos nahmen das „Argent Mortgage Indy 300“ auf dem 1,5-Meilen-Oval unter die Räder, und die drei Autos von Andretti-Green-Racing zeigten anfangs eine Lehrbuchlektion im Windschattenfahren. Die Briten Dan Wheldon und Dario Franchitti und der Brasilianer Tony Kanaan wechselten sich in einmütiger Teamwork an der Spitze ab und hielten das Feld auf Distanz.
Die erste Gelbphase gab einem weiteren Teamgeschwader die Gelegenheit, den D-Zug aufzubrechen; Panther Racing mit Tomas Scheckter (Sohn von ex-Weltmeister Jody) und Tomas Enge mischte sich ein. Der Tscheche, der zuletzt in Le Mans mit dem Aston Martin aufgezeigt hat, findet sich auf den Ovalen immer besser zurecht.
Franchitti und Kanaan machten dem Vierfachsieger und Punkteführenden Wheldon loyal die Mauer, aber nur bis kurz vor Schluß: Kanaan attackierte in einem überaus spannenden Finale Wheldon und schnappte sich noch den Sieg, der bis dahin unauffällige Vitor Meira rettete als Dritter noch Punkte für Rahal-Letterman.
Die drei Autos gingen nebeneinander über die Ziellinie, 12 Tausendstel Abstand bedeuten das fünftknappste Finish in der zehnjährigen Meisterschaftsgeschichte.
Weiter geht es am 16. Juli in Nashville.
Ergebnis
Den Bericht der American Le Mans Series (ALMS) in Lime Rock Park finden Sie hier!