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The American way

Es war ein Herzschlag-Finish: Ein später Unfall für den Vitaphone-Maserati drehte das Rennen noch um – zum ersten Mal siegt eine Corvette!

Johannes.Gauglica@motorline.cc; Fotos: DPPI/FIA-GT

Chevrolet hatte in Europa ein gutes Rennwochenende zu verzeichnen – neben dem Doppelsieg bei der WTCC in Schweden holte sich in Spa-Francorchamps die Corvette C6.R von Carsport Holland den ersten Gesamtsieg einer Corvette bei einem europäischen 24-Stunden-Rennen. Die Mannschaft rund um die beiden Schweizer Fahrer Marcel Fässler und Jean-Denis Deletraz sowie Mike Hezemans aus Holland und Fabrizio Gollin aus Italien sah schon im Training sehr konkurrenzfähig aus, knapp konnte man dem österreichischen Jetalliance-Team die Pole Position wegschnappen. Nach dem Ausfall dieses starken Gegners – der Aston Martin rollte nach knapp 7 Stunden mit Elektronik-Infarkt aus – hatte zunächst die Corvette-Truppe alle Trümpfe in der Hand.

Hochwasser und Hochspannung

Wolkenbrüche brachten lange Perioden hinter dem Safety Car mit sich, das führte das Feld enger zusammen. Die deutsche Vitaphone-Mannschaft mit dem Maserati MC12, die Sieger des Vorjahres, übernahm letztlich die Kontrolle und arbeitete einen Vorsprung von mehreren Runden heraus. Doch eine Stunde vor Schluss passierte ausgerechnet dem belgischen Routinier Eric van de Poele am Steuer des Vitaphone-Autos ein Missgeschick – er kreiselte in der Stavelot von der Strecke.

Die Corvette-Crew hatte das Rennen nicht aufgegeben und sich sogar zurückgerundet, das stellte sich jetzt als wertvoll heraus. Die Brüder Chevrolet - Firmengründer, selbst Rennfahrer und außerdem geborene Schweizer - hätten ihre Freude gehabt: Schlussfahrer Marcel Fässler setzte sofort nach – und es reichte zum Sieg!

Hoffentlich bleibt es auch dabei; bereits beim letzten Rennen in Oschersleben hat die Vitaphone-Mannschaft durch einen klugen Protest gegen eine Corvette sich den Sieg zurückgeholt, man darf gespannt sein, was den deutschen Teamchefs dieses Mal einfällt. Noch eine wenig sportliche Entscheidung am grünen Tisch wäre nach einem so tollen Rennen aber nicht erstrebenswert.

Philipp Peter: Platz 7

Bester Österreicher des Rennens wurde Philipp Peter im „Gentleman-Express“ mit Marino Franchitti, Ben Aucott und Joe Macari; das übertraf seine Erwartungen: Seine drei Kollegen steigerten sich kontinuierlich und boten eine solide Leistung, am Ende der 24 Stunden war das Quartett im JMB-Maserati auf dem sehr guten 7. Rang zu finden. Peter resümiert: „Bis auf die kleinen technischen Troubles im Qualifying lief eigentlich alles nach Plan, ich war von den Zeiten her bei den Top-Autos dabei, aber auch Marino, Ben und Joe haben einen tollen Job gemacht.“

Zum Drüberstreuen stellte der Wiener einen persönlichen Rekord ein: „Ich bin den bis dato längsten GT-Stint meiner Karriere gefahren, nicht weniger als 2:55 Stunden war ich im Auto!“ - Nun gilt das Hautpaugenmerk wieder den GT-Open, am 25./26. August steht die nächste Runde in Oschersleben auf dem Programm. Gemeinsam mit seinem Teamkollegen Alessandro Bonetti liegt Philipp Peter derzeit auf dem 4. Gesamtrang, es ist also noch alles möglich.

GT2: Lietz auf Platz 2

In der GT2-Klasse gab es nach der Selbstauslöschung der Ferrari wieder Porsche-Festspiele: Alle drei Podestplätze gingne nach Stuttgart. Auf Platz 8 gesamt kam das Trio Emmanuel Collard/Matteo Malucelli/Marc Lieb im Auto von Ebimotors ins Ziel; Collard und Lieb sind Werksfahrer-Kollegen von Richard Lietz. Der Niederösterreicher war nicht weit dahinter zu finden: Platz 9 gesamt, Platz 2 in der Klasse im Auto von IMSA-Performance gemeinsam mit Patrick Long unf Raymond Narac.

Es war das wie erwartet schwere Rennen. Richard Lietz hatte schon im Interview vor dem Rennen angekündigt, es würde ein Sprint über 24 Stunden werden. Bis kurz vor Rennschluss war es auch so. Die Ferrari 430 GT erwiesen sich mit ihren äusserst konkurrenzfähigen Fahrerbesetzungen als starke Gegner. In der Anfangsphase meinte man, bei einem Kurzstreckenrennen dabeizusein, so hart wurde (inklusive Lackaustausch) gefahren. In weiterer Folge waren es die schwierigen Witterungsbedingungen, die den Piloten Probleme bereiteten: In den belgischen Ardennen schüttete es in der Nacht und am Morgen "wie aus Schaffln".

Patrick Long fuhr den Startturn und konnte schon nach 12 Runden die Führung übernehmen. Gegen 18 Uhr 30, Raymond Narac sass gerade am Steuer, der erste Rückschlag: Reifenschaden am rot-weissen Porsche Nummer 76. Der routinierte Franzose bringt das Auto aber heil an die Box und Richard Lietz kämpft sich, bis auf Platz sieben zurückgefallen, als die Nacht über die Ardennen hereinbricht, mühsam wieder an die Spitze heran. Und dann öffnet der Himmel seine Schleusen.

Richard Lietz: "Ich hatte einen extrem schwierigen Turn. Ich war gerade auf Regenreifen, als es wieder einmal abtrocknete. Dann wieder auf Trockenreifen, als es schüttete. Ich bemühte mich sehr, die Regenreifen im Trockenen zu schonen, um nicht noch einen zusätzlichen Boxenstopp zum Reifenwechsel einlegen zu müssen. Mit den Trockenreifen im Regen war mein 997 auf den Geraden natürlich sehr schwierig zu kontrollieren. Aber auch die Konkurrenz hatte ihre Probleme mit der richtigen Reifenwahl."

So konnte sich das österreichisch-amerikanisch-französische Team immer im Spitzenfeld aufhalten und hätte den Langstreckenklassiker durchaus auch gewinnen können, wenn es nicht 3 Reifenschäden erlitten hätte.

Bereits in 20 Tagen sind Lietz & Co. wieder in Spa, für das 1000-Kilometer-Rennen der Le Mans Series.

Rot-weiß-rote Bilanz

Die Plätze 26 und 27, damit Rang 6 und 7 in der Gruppe 3, fuhr das G-Private-Team ein, in diesne Porsche waren eine Handvoll Österreicher an Bord: ex-Downhiller Patrick Ortlieb/Paul Pfefferkorn/Martin Sagmeister mit dem Schweizer Philip Zumstein, und Otto Dragoun/Jörg Peham mit Mikael Forsten (Schweden) und Mathias Schmitter (Deutschland). Einen „Nuller“ gibt es in der Coupe du Roi leider für das Team S.berg racing zu vermelden, keiner der Lamborghini Gallardo GT3 schaffte es diesmal ins Ziel.

Nach dem längsten Rennen der Saison kehrt in der FIA-GT-Serie (und hoffentlich auch bei Jetalliance Racing) wieder Routine ein, weiter geht die Saison Anfang September am Adria Raceway in Italien.

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