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Eisen, Staub und Pferdestärken

Die Neuauflage des Erzberg-Rennens war trotz kleinerer organisatorischer Troubles ein sportlicher Erfolg, der Sieg geht nach Vorarlberg.

Johannes.Gauglica@motorline.cc; Fotos: Daniel Fessl

Hier gehts zu den Galerien: Die besten Bilder der Schotter-Challenge!

Vor zwei Jahrzehnten gab es schon einmal ein solches Rennen auf den unbarmherzigen Schotterstraßen im Erzbergwerk, damals mit PS-Riesen wie den Audi Quattro S1 der Rallycrosser Olle Arnesson, Anders Carlsson oder auch Herbert Breiteneder. Hat sich in der Zwischenzeit kein Veranstalter gefunden, oder hat der Eigentümer des Geländes jetzt umgedacht? Jedenfalls boomt mittlerweile am Erzberg nicht nur dank hoher Preise für Roheisen erfreulicherweise wieder der Bergbau selbst, sondern auch der Tourismus und der Sport.

Die Strecke

Das Straßennetz am Erzberg umfasst 100 Kilometer und bietet wirklich alle Möglichkeiten für eine solche Veranstaltung; die No Limits Rallyeschule hat einen 9,4 km langen Kurs gesteckt, der eine Besonderheit aufweist: Im Gegensatz zu den Rennen der 1980er geht es auch wieder bergab. Das Ziel liegt nicht mehr in lichter Höhe, sondern beinahe unmittelbar neben dem Start.

Die schätzungsweise 40 Kurven - gezählt hat sie bis dato niemand – bieten in ihrer Kombination so ziemlich alles, was unter den Begriff „Kurve“ zusammengefasst werden kann, inklusive natürlich einer ganzen Serie prächtiger Serpentinen. Und auch das letzte Bergab-Stück fand bei den anwesenden Aktiven seine Fans. Erstaunlich übrigens, gerade in der Steiermark: Echte Berg-Spezialisten glänzten durch Abwesenheit; vielleicht liegt es am ungewohnten Untergrund?

Der Erzabbau geht auch während des Rennens weiter (nur auf Sprengungen wurde dankenswerterweise verzichtet); wann immer einer der gigantischen, harmlos „Hauly“ genannten Erzkipper die Strecke überqueren muss, wird eine kurze Pause eingelegt. Die Koordination während der Veranstaltung verlief tadellos - auch ein Zeichen des Goodwill seitens der Eigentümer.

Nicht so untadelig sind derzeit noch andere Aspekte: So gab es zum Beispiel zwar ein Bus-Shuttle vom Parkplatz zum Startbereich, aber nicht weiter bergan; und gerade dort oben sind die besten Zuschauerplätze. Also entweder ein Gewaltmarsch in der Gluthitze (mangels Vegetation kein Schatten!), oder der Blick auf die ersten paar Kurven, wo es die Cracks nach der Einstimmung auf die Piste bald ordentlich stauben ließen.

Im ersten der drei Durchgänge staubte es leider so gewaltig, dass schon das vierte Auto auf der Strecke die Zeitnehmung demolierte; fortan herrschte bis zum Ende des Tages Rätselraten, wer denn nun die flottesten Zeiten für sich verbuchen konnte. Hinter den Kulissen wurde emsig gerechnet, das Resultat bestätigte den optischen Eindruck.

„Prinz Eisenerz“ Willi Salzgeber

Aus Vorarlberg war eine starke Abordnung anwesend, allen voran Rallycrosser Willi Salzgeber mit seinem Ford Focus WRC. Er notierte im ersten Lauf einen „Nuller“, in den Durchgängen 2 und 3 war er dann aber jeweils der schnellste. Der neue Streckenrekord steht bei 6:38:00, und der Siegerpokal geht ins Ländle.

Ebenfalls sehr flott unterwegs war sein Landsmann Josef Vögel, der einzige Buggy-Fahrer im Feld. Trotz einer Reparaturpause während Lauf 2 trat der Autocrosser mit seinem Kawasaki-Buggy am Nachmittag noch einmal an und war sogar auf Rekord-Kurs. Eine Strafzeit von 30 Sekunden bedeutete für ihn letztlich Platz 3. Gegen die totale Vorarlberger Dominanz stemmte sich Johann Grabner im Mitsubishi Evo III; die konstant schnelle Darbietung in allen Läufen sicherte ihm den zweiten Rang unter 34 gewerteten Startern, und die Ehrenrettung für die Rallye-Szene.

Die Zukunft

Die Gegebenheiten am Erzberg sind für Veranstaltungen aller Art ideal: Die schönsten Schotterstraßen Europas, eine eine große (natürlich steinige) Ebene für ein geräumiges Fahrerlager (oder beispielsweise auch für Open-Air-Konzerte – eine Bühne wurde gerade aufgebaut), und Räumlichkeiten für Organisatorisches, Kulinarisches und – auch nicht unwichtig – Sanitäres. Und dazu eine atemberaubende Naturkulisse.

Für 2008 stehen Verbesserungen wie zum Beispiel Publikums-Shuttles schon auf der Liste. Dass es weitergeht, dürfen wir erwarten; die Frage ist jetzt, wie. Bleibt die Schotter-Challenge ein Bergrennen? – Dann müsste wohl die Bergab-Passage und die Setzung der teilweise recht engen Schikanen noch einmal überarbeitet werden. Aber das Zeug zum "Euro Pikes Peak" hat der Erzberg allemal.

Oder geht man in Richtung Rallye? – Dann müssten Rallycrosser, Autocrosser und andere jedoch zuhause bleiben. Jedenfalls wird sich 2008 entweder die Rallye- oder die Bergszene über einen neuen, attraktiven Saisonhöhepunkt freuen.

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