
GP2: Hockenheim | 15.07.2008
"GP2-Opa" möchte zurück in die Formel 1
Der Führende der GP2-Meisterschaft, Giorgio Pantano, möchte nach Jahren in der "Formel 1-Feederserie" wieder in die "Königsklasse" zurückkehren...
Michael Noir Trawniczek
Fotos: GP2 Media Service
Laut Bernie Ecclestone muss für den jeweiligen GP2-Meister ein Formel 1-Cockpit zur Verfügung stehen. Die bisherigen Champions der noch jungen Serie stiegen tatsächlich allesamt in die Formel 1 auf: 2005 schrieb sich Nico Rosberg als erster GP2-Meister in die Geschichtsbücher ein, danach hießen die Champions Lewis Hamilton und Timo Glock.
Glock gelang über den GP2-Meistertitel ein Comeback in der Formel 1: Bereits im Jahr 2004 durfte er als Testpilot vier Grand Prix für das Jordan-Team bestreiten, konnte sogar zwei WM-Punkte einheimsen. Doch dann war für den Deutschen kein Platz mehr in der Formel 1 - er wechselte in die Champ Car-Serie, wurde dort bester Rookie der Saison 2005, kehrte danach nach Europa zurück, in die GP2-Serie. Als GP2-Meister 2007 kehrte er heuer als Toyota-Einsatzpilot in die Formel 1 zurück.
Giorgio Pantano weist ein ähnliches Schicksal wie Timo Glock auf - denn der Italiener fuhr 2004 ebenfalls bei Jordan seine ersten Formel 1-Rennen. Weil es bei seinen Sponsoren Zahlungsprobleme gab, musste Pantano vier Rennen lang aussetzen - so kam Timo Glock zu seinen vier GP-Einsätzen.
Im Jahr 2005 war für Pantano ebenfalls kein Platz mehr in der "Königsklasse". Der 29-jährige wechselte quasi zurück in die GP2 - denn zuvor hieß die Serie Formel 3000, in dieser wurde Pantano 2002 Vizemeister, 2003 belegte er den dritten Endrang. Bei seiner Rückkehr im Jahr 2005, im Super Nova-Team, wurde er Gesamt-Sechster. Im Jahr darauf, bei Fisichella Motorsports, wurde er Fünfter. Im Vorjahr fuhr er für Campos Racing und belegte den dritten Endrang.
Heuer fährt Pantano erneut für ein anderes Team, für Racing Engineering, eigentlich ein Mittelfeldteam in der GP2-Serie - doch der "GP2-Opa" führt zur Saisonhalbzeit die Serie mit 50 Punkten an, auf Platz zwei rangiert Bruno Senna mit 39 Zählern, dahinter liegen Sébastien Buemi mit 29 sowie Lucas di Grassi mit 24 und Romain Grosjean mit 23 Punkten.
Giorgio Pantano könnte also heuer GP2-Meister werden. Mittlerweile ist Pantano der Pilot mit den meisten Rennen in der F1-"Feederserie". Motorsportfan Michael Z. hat im Forum von Adrivo eine Statistik über sämtliche Formel 2, Formel 3000 und GP2-Rennen angefertigt - in dieser liegt Pantano mit 105 Rennen klar in Führung, dahinter rangieren sein Landsmann Alberto Colombo mit 74 sowie Mike Thackwell mit 68 Rennen.
Erfolgreichster F2/F3000/GP2-Pilot
Und: Pantano ist mittlerweile auch der erfolgreichste F2/F3000/GP2-Pilot. Bei den Rennsiegen führt er mit 14 vor Thackwell mit 13 und Jochen Rindt mit 12 Siegen - freilich muss dabei berücksichtigt werden, dass in der GP2-Serie zwei Rennen an einem Wochenende abgehalten werden. So liegt Pantano auch in der ewigen Punktewertung voran: Pantano hat 309 Zähler eingefahren, dahinter liegen Thackwell (219,5), der Tscheche Tomas Enge (149), Nelson Piquet Jr. (148) und Timo Glock mit 144 Punkten.
Der Titel des besten F2/F3000/GP2-Piloten aller Zeiten genügt Giorgio Pantano jedoch nicht, er möchte wieder zurück in die Formel 1. Um dieses Ziel erreichen zu können, muss er zunächst jedoch in jenem Stil weitermachen, in dem er die Saison 2008 begonnen hat. Am Ende wird abgerechnet - als GP2-Meister wäre das F1-Comeback leichter möglich, ein sicheres Cockpit bedeutet dieser Titel jedoch nicht.
Gegenüber Motorsport Aktuell erklärte Pantano: "Ich weiß sehr wohl, dass ein solches Comeback nicht leicht sein wird. Ich bin Italiener und das ist heutzutage kein Vorteil, denn die interessanten Märkte befinden sich anderswo. Um wirklich zeigen zu können, was ich zu leisten vermag, würde ich schon bei einem Mittelfeldteam unterkommen müssen - beispielsweise bei Red Bull." Offen fügte der mit seinen 29 Jahren noch immer recht junge "GP2-Oldie" hinzu: "Ich bin nur etwas verärgert über die Formel 1, wo zweite Chancen eine wahre Seltenheit sind."
Timo Glock ist die Rückkehr in die Formel 1 gelungen - Giorgio Pantano könnte dieses Kunststück ebenfalls gelingen. Als Ende 2004 kein GP-Cockpit mehr für ihn vorhanden war, hätte sich Pantano auch als F1-Tester in die Warteschleife begeben können - doch der Italiener wollte offenbar lieber in der GP2 Rennen bestreiten. Während andere als Testpiloten an den GP-Wochenenden mit großer Sehnsucht auf die Monitore starren, konnte Pantano wenigstens Rennen bestreiten - zudem sind die GP2-Läufe alles andere als langweilig. Hier wird gefightet, was das Zeug hält.
Am kommenden Wochenende werden auf dem Hockenheimring im Rahmen des F1-GP wieder ein Hauptlauf und ein kurzer Sprint absolviert. Neben den Spitzenpiloten Pantano, Senna, Buemi, Di Grassi und Grosjean werden auch wieder die beiden Österreicher der Serie ins Lenkrad greifen. Andreas Zuber, für Piquet Sports am Start, möchte seinen Punkterückstand minimieren und hofft, dass die Technikprobleme an seinem Boliden der Vergangenheit angehören. Andy Soucek wird im schwarzen Super Nova-Boliden auf Punktejagd gehen.
Meisterschaft
1. PANTANO Giorgio 50 Punkte 2. SENNA Bruno 39 Punkte 3. BUEMI Sébastien 25 Punkte 4. DI GRASSI Lucas 24 Punkte 5. GROSJEAN Romain 23 Punkte ... 8. ZUBER Andreas 19 Punkte ... 22. SOUCEK Andy 1 Punkt