
ALMS/WEC: News | 11.10.2011
Diesel-LMP werden 2012 weiter gebremst
ACO & FIA verabschieden neue Regeln: Mehr Sicherheit für Prototypen, bessere Sicht für GT-Piloten und noch weniger Leistung für Dieselteams.
In den Führungsetagen von Audi und Peugeot wird man dieser Tage die Köpfe schütteln. Die Diesel-Prototypen der beiden Hersteller werden in der kommenden Saison noch weiter eingebremst. Schon heuer war die Leistung der LMP1-Fahrzeuge von rund 700 PS auf 550 PS reduziert worden. Nun sollen die Werksautos noch einmal um rund 40 PS beschnitten werden, um Benzinern größere Chancen zu bieten.
Im neuen Reglement für die Auftaktsaison der wiederbelebten Langstrecken-Weltmeisterschaft ist festgeschrieben, dass die Restriktoren der Dieselautos verkleinert, der Ladedruck der Turbos um 0,2 Bar gesenkt werden soll. Auf diesem Wege will man den Schub um rund sieben Prozent verringern. Diese Entscheidung von FIA und ACO gründet auf umfassenden Studien und Analysen der diesjährigen Kräfteverhältnisse, heißt es in einer offiziellen Mitteilung.
"Die Analyse der Leistungsfähigkeit der einzelnen Antriebskonzepte, um Chancengleichheit herzustellen, entwickelt sich jedes Jahr weiter", sagt ACO-Sportchef Vincent Beaumesnil. "Wir wollen allen die gleiche Chance ermöglichen. Dabei haben wir die grundsätzliche Leistungsfähigkeit der einzelnen Konzepte in Betracht gezogen." Man habe die Datenaufzeichnungsgeräte der Boliden ausgewertet, zusätzlich die Triebwerkshersteller der Le-Mans-Serien vertraulich um Kerndaten ihrer Motoren gebeten.
Hinzu kam die Analyse der Rundenzeiten der verschiedenen Antriebskonzepte in der laufenden Saison des Intercontinental Le Mans Cup (ILMC). Auf dieser Grundlage wurde die weitere Leistungseinschränkung für die Diesel beschlossen. Die Durchflussmenge beim Tanken wird ab 2012 bei allen gleich sein, die Tanks der Diesel aber um fünf weitere Liter, auf 60 Liter, reduziert.
Auch über die Sicherheit machte sich die Langstreckenkommission vor dem Hintergrund der schweren Unfälle von Allan McNish und Mike Rockenfeller (beide Audi) bei der diesjähigen Auflage der 24 Stunden von Le Mans Gedanken. Das Ergebnis: Alle Prototypen (LMP1, LMP2 und Formula Le Mans) müssen ab 2012 mit der Heckfinne ausgestattet sein, die im Falle eines Drifts die seitliche Bewegung des Fahrzeugs schneller abbremsen soll.
Die Unfälle an der Sarthe 2010 hatten allerdings rein gar nichts mit Drifts oder abhebenden Fahrzeugen zu tun, sondern vielmehr mit Fehleinschätzungen beim Überrunden. In Le Mans wurde deutlich, dass es GT-Piloten in ihrer Einschätzung der Situation aufgrund schlechter Sicht nach hinten oft schwer haben. Dem will man nun entgegenwirken. Alle Fahrzeuge außer LMP1 sollen mit größeren Rückspiegeln samt Nachtmodus ausgestattet werden, die elektrisch verstellbar sind. Alle GTE-Autos sollen eine Kamera nach hinten haben.
Für künftige Hybridfahrzeuge wurden neue Vorgaben gemacht. Die Vorderachse darf ab 2012 erst ab Tempo 120 km/h mit angetrieben werden. Weitere Details zum Umgang mit der Hybridtechnik, beispielsweise spezielle Bremssysteme für solche Fahrzeuge, sollen nach der nächsten Sitzung der FIA-Langstreckenkommission am 21. November folgen.
Das Punktesystem übernimmt man in Grundzügen von der Formel 1 – 25, 18, 15, 12, 10, 8, 6, 4, 2, 1 Punkt(e) –, jedoch mit einigen Zusätzen: Alle Teilnehmer ab Platz zehn erhalten bei Zielankunft ebenfalls einen halben Punkt. Ausnahme ist der Klassiker in Le Mans, wo gleich doppelte WM-Zähler vergeben werden. Die Pole Position wird mit einem Bonuspunkt belohnt. Die Startnummer eins darf in der Langstrecken-WM 2012 derjenige tragen, der die Herstellerwertung im ILMC 2011 gewonnen hat – also Peugeot.