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Mazda MX-5 Ice Race 2011

Motorjournalisten auf eiskalter Mission

Wenn Mazda zum MX-5 Ice Race lädt, lässt man sich nicht zwei Mal bitten. Schweden war eine Reise wert, P5 für das Team Austria!

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Shit… Nicht einmal eine Runde gefahren und schon steck ich im Schneewall fest. Noch dazu kurz vor der Ziellinie, Ausreden kann ich mir hier sparen, alle haben es gesehen, ALLE! Zugegeben, dieser Anfang war alles andere als ideal, zum Glück passierte mir das Hoppala im Freien Training.

Dementsprechend vorsichtig gehe ich die folgenden Runden auf dem über vier Kilometer langen Eiskurs auf dem Kallsjön-See an. Der See ist beeindruckende 156 km² groß und bis zu 134 Meter tief. Bei einer Eisstärke zwischen 60 und 80 Zentimetern gibt’s dennoch kein mulmiges Gefühl.

Nervös bin ich trotzdem. Nicht etwa wegen der Tiefe des Sees sondern vielmehr wegen der auf uns wartenden Aufgabe. Mazda hat nicht weniger als 120 Motorjournalisten aus der ganzen Welt nach Schweden geladen, jeweils sechs Fahrer teilen sich einen MX-5. Der mit Spikes, Differenzialsperre und Überrollkäfig ausgestattete japanische Roadster lässt sich spielerisch mit dem Gas steuern, ein echtes Vergnügen, das Heck raushängen zu lassen!

20 Autos, sechs Fahrer pro Team

Das Team Österreich scheint mit den Piloten Christian Kerbler (Kronenzeitung), Alexander Zwickl (Alles Auto), David Staretz (Autorevue), Peter Schönlaub (Sport-Magazin), Timo Völker (Die Presse) ganz gut aufgestellt. Und was mache ich? Schmeiß das Auto in der ersten Runde raus…

Nach drei weiteren Runden geht’s zurück in die Boxengasse, nun dürfen die Kollegen ran. Mazda Austria Pressesprecher und Teamchef Jo Deimel kann sich ein Grinser wegen meines Ausrutschers nicht verkneifen, recht hat er. Zurück im Aufenthaltsraum. Jetzt bleiben mir sicher einige Meldungen der Kollegen nicht erspart.

Doch nichts kommt. So gehe ich in die Offensive. Schwerer Fehler! Hatten die doch gar nichts von meinem Malheur bemerkt… Auch egal, jetzt wissen sie es eben. Kann ja jedem passieren. Tut es aber nicht, ich bleibe der einzige in unserem Team, den der Mazda BT-50 Pickup aus dem Schnee gezogen hat.

Dennoch gibt’s Grund zur Freude. Trotz oder vielleicht sogar wegen meiner nach dem Ausritt zurückhaltenden Fahrweise bin ich die drittschnellste Zeit eingefahren, nur eine Tausendstel hinter Alex Zwickl. Die Bestzeit markiert Christian Kerbler, in souveräner Manier.

Das Team Austria beendet das Training auf dem dritten Platz unter immerhin 20 Teams, gute Voraussetzungen für das Qualifying. Abermals mussten alle Fahrer ein paar Runden drehen, die schnellste von allen wurde für die Startaufstellung herangezogen.

Australia, not Austria

Und da stiehlt just jene Nation allen die Show, die die weiteste Anreise hinter sich hat. Australien. Deren Top-Mann brennt eine 4:41.412 ins schwedische Eis, eine atemberaubende Fabelzeit. Kerbler fährt für unser Team die fünftschnellste Zeit in 4:49.999, Schlusslicht Schweiz kommt über eine 5:07.415 nicht hinaus.

Dabei haben die Eidgenossen einen sehr prominenten Gaststarter, dem vor dem Start von vielen Kontrahenten eine Top-Zeit zugetraut wird. Die Rede ist vom ehemaligen F1-Piloten René Arnoux. Eigentlich Franzose aber mit enger Verbundenheit zur Schweiz. Von Bestzeiten ist Arnoux aber so weit entfernt wie ich von einer fehlerfreien ersten Runde.

Schweizer Gaststarter: René Arnoux

War das wirklich DER René Arnoux? 1979 machte er mit einem herzerfrischenden Duell gegen Gilles Villeneuve nachhaltig auf sich aufmerksam: Video Arnoux vs. Villeneuve, Frankreich 1979, hier in Schweden gelingt das nicht annähernd…

Wie auch immer P5 in der Startaufstellung ist eine gute Ausgangsposition für unser Team. Das Ziel: Ein Platz auf dem Stockerl. Teamchef Jo Deimel ruft zur Teambesprechung. Der Schlüssel zum Erfolg ist ein sauberes Rennen. Ohne jegliche Ausrutscher.

Christian Kerbler hat als schnellster Qualifier die Ehre den Start-Turn zu fahren. Keine leichte Aufgabe, schließlich ist die Sicht im Schneestaub der Vorderleute so gut wie bei einem Regen-GP in der Formel 1…

Zwar geht zunächst eine Position verloren, in Runde drei versenken die zweiplatzierten Russen aber ihren MX-5 im Schnee, Österreich somit wieder auf P5. Die Position kann von den ersten Piloten auch gehalten werden, ehe es dann auch uns erwischt. Miko Revolte (Name von der Redaktion geändert) rutscht nach einer kurzen Unaufmerksamkeit in den Tiefschnee und kommt gesenkten Hauptes von seinem Stint retour.

Video: Die Higlights des 4-Stunden-Rennens



Die Aktion kostet einige Minuten und wirft uns – was schlimmer war – aus der Runde der führenden Australier. Was solls, shit happens. Hätte jedem passieren können. Und – zugegeben – es nimmt etwas Druck von meinen Schultern. Schließlich war ich es, der bis dato noch keinen sauberen Turn hingelegt hatte…

Dieses Mal klappt aber alles nach Wunsch, auch der Fahrerwechsel geht rasch über die Bühne. Nach zwei Stunden wird der 1. Heat abgewinkt, das Team Austria auf dem 7. Zwischenrang. Sollten die vorderen Teams keine groben Schnitzer machen, würde das Stockerl aber außer Reichweite bleiben.

Stockerl außer Reichweite

Aber verbessern wollen wir uns natürlich dennoch. Beim Restart werden zwar die Zeitrückstände gestrichen, die Rundenrückstände aber mitgenommen. Die Pole haben die Australier inne, die Russen schafften es, trotz des Ausrutschers wieder bis auf P2 nach vorne zu fahren. Und dann waren da noch die Belgier, das gemischte Team „Kroatien, Tschechien & Slowakei“ sowie die Teams UK2 und Italien.

Routinier David Staretz eröffnet den zweiten Heat für das Team Austria, der spanische Startfahrer setzt alles daran, unseren Wikinger-/Troll-MX-5 aus dem Bewerb zu schießen, Staretz hält mutig dagegen und es bleibt bei Kaltverformungen an der Karosserie…

Nun bin abermals ich an der Reihe. Das Wetter traumhaft, die Bedingungen perfekt, der Fahrerwechsel rekordverdächtig schnell. Und dann das. Warum müssen ausgerechnet dann drei Teams in die Boxengasse fahren, wenn ich aus unserer Box raus möchte?

Cool bleiben!

Nur nicht aufregen! Cool bleiben. Fällt in Anbetracht von knapp 30 Grad unter dem Gefrierpunkt eh nicht so schwer. Na fein, nun fährt auch noch eins der drei deutschen Teams genau vor mir wieder auf die Piste. Lang hat es nicht gedauert, bis ich mir den Dalmatiner- - pardon – Schneeleoparden-MX-5 geschnappt hab. Gut so!

Kurz darauf laufe ich auf den Mosquito-MX-5 des gemischten Teams „Finnland, Irland, Rumänien & Serbien“ auf. Jetzt kommt echtes Rennfeeling auf! Stoßstange an Stoßstange geht’s um den Kurs. Kurz vor dem Einbiegen in die Start-/Ziel-Gerade klappt’s dann. Fast. Nebeneinander und quer geht’s auf die längste Gerade des Kurses, endlich, ich bin vorbei an der Kampfgelse.

Nach wenigen Kurven laufe ich auf das italienische Auto auf. Das wiederum hat zwei weitere Boliden direkt vor sich. Na fein, Viererpack. Und ich Vierter… Ich habe alles versucht, aber es war kein Platz um an den Italienern vorbeizugehen. In der breiten 180-Grad-Kurve versuche ich das Dreierpack außen im Drift zu überholen.

Ich bin fast auf gleicher Höher mit dem Italiener. Da kommt er auf die gleiche Idee und ich muss abbremsen um einen Crash zu vermeiden. Jetzt kein Risiko mehr, der Boxenstopp steht an. Ruhig bleiben, das 30 km/h-Limit einhalten und die Gurte für den nächsten Mann lockern. Ich übergebe den MX-5 an Christian Kerbler, unseren schnellsten Mann.

Motorsport-Feeling pur!

Wahnsinn, war das eine geile Fahrt! Überholmanöver und Rad-an-Rad-Kämpfe! Adrenalin hat meinen Körper geflutet, ich bin einfach nur happy! Bei uns läuft weiter alles nach Plan, das Team UK2 fällt nach einem Ausritt zurück, die Italiener liegen nur noch knapp vor uns.

Unserem Schlussfahrer Alex Zwickl gelingt es schließlich, unseren MX-5 auf P5 über die Ziellinie zu manövrieren, ein Ergebnis, mit dem man zufrieden sein kann. Noch dazu, wo das direkt vor uns platzierte Team „Kroatien, Tschechien & Slowakei“ jeden zweiten Fahrerwechsel geschwänzt und dadurch massiv Zeit gespart hat.

Action gibt’s kurz vor der Zielflagge auch ganz vorne noch. Die Australier verzeichnen einen Ausrutscher und müssen sich den Russen geschlagen geben, die Belgier beenden das Rennen auf Rang drei.

P5 für das Team Austria

Der fünfte Platz im 20 Autos starken Feld ist keine Schande, ganz nebenbei sind wir auch bestes deutschsprachiges Team. „Deutschland 3“ auf Rang neun, die Schweiz, „Deutschland 2“ und „Deutschland 1“ gar nur abgeschlagen auf den Plätzen 16 – 18.

Unterm Strich war das Mazda MX-5 Ice Race eine sensationelle Erfahrung für alle Beteiligten und zudem ein bis ins kleinste Detail perfekt organisiertes Event.

Das Ergebnis im Detail

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