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Motorsport: Exklusiv

„Es gibt viele große Rennen zu gewinnen“

Teil 2 des ausführlichen Interviews mit dem viel beschäftigten Salzburger Rennfahrer Martin Ragginger: Die Ziele, der Nürburgring und einiges mehr…

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Team Falken Tire, Fach Auto Tech, PCCA, Porsche

Im zweiten Teil des motorline.cc-Interviews mit Martin Ragginger spricht der Salzburger über seine lang- und kurzfristigen Ziele, sein sportliches Training und das legendäre 24 Stunden-Rennen auf dem Nürburgring, wo er heuer mit starken Teamkollegen im Falken Motorsports Porsche ein starkes Ergebnis möchte. Teil 1 des Interviews finden Sie in der Navigation rechts oben.

Noch einmal Stichwort Formelkarriere – die muss man mit 24 nicht zwingend abhaken, aber du hast sie abgehakt?

Ja. Wenn man bedenkt, dass der Sebastian (Vettel, d. Red.) mit 24 oder 25 dreifacher Weltmeister ist – ich würde jetzt erst in die Formel 1 kommen und bis ich dann einmal Weltmeister werde, das dauert auch ein paar Jahre. In der Zeit, in der Sebastian in die Formel 1 gekommen ist – es war zu der Zeit auch mein Ziel, in diese Richtung zu gehen, nur ist es bei mir dann eben in Richtung Tourenwagen, Sportwagen gegangen. Da gab es damals eine Entscheidung – ich habe mich entschieden und ab diesem Zeitpunkt war die Formel 1 für mich vorbei.

Wenn ich jetzt ein Formel 1-Auto fahren würde – das würde mir sicher Spaß machen. Ich weiß nicht, wie lange ich brauchen würde, um auch diese Technik zu verstehen, das ist ein weiterer Schritt, das zu verstehen – also müsste man da viel Zeit investieren.

Zutrauen würde ich es mir – aber abgehakt ist es mehr oder weniger. Denn man ist in Sachen Formel 1 nicht mehr im Gespräch und da ist es dann schwierig. Wenn jetzt ein reicher Österreicher zu mir kommt, mir 20 Millionen Euro gibt und sagt: ‚Ragginger, wir wollen, dass du jetzt bei Marussia fährst!‘, dann würde es wahrscheinlich vielleicht irgendwie funktionieren.

Hast du dir ein Ziel gesteckt? Heißt das Ziel Langstreckenweltmeister?

Sicherlich ist das ein Ziel, klar. Das ist das Gute an dem, was ich mache: Es gibt viele Ziele. Es gibt viele große Rennen zu gewinnen. Spa habe ich gewonnen, Daytona möchte ich noch gewinnen, Nürburgring möchte ich gewinnen, da waren wir knapp davor. Und natürlich Le Mans - das zu gewinnen, ist auch ein Ziel.

Der Timo Bernhard hat gezeigt, wie es geht, wie man das schaffen kann, diese vier Rennen zu gewinnen – das ist natürlich ein großes Ziel. Ich denke, wenn man einige dieser Rennen gewonnen hat, dann ist man auf dem richtigen Weg und hat seine Ziele erfüllt. Und daran arbeite ich im Moment.

Das wichtigste Kapital eines Rennfahrers ist sein Körper – wie sieht dein körperliches Training aus?

Im Prinzip ist das Training auch nicht anders als ich es damals schon gemacht habe, bei Red Bull, da waren wir sehr oft in Thalgau und haben uns dort vorbereitet auf die Saison. Genauso mache ich es jetzt weiter.

Wie viel Stunden am Tag musst du dich quälen?

Das kommt darauf an. Bei mir war es so, dass ich im vorigen Jahr sehr viel unterwegs war ,da hast du sehr viele Flüge. Wenn du jetzt beispielsweise nach Sepang fliegst, landest du und machst ein kleines Programm über die Woche, gehst ein bisschen laufen.

Wenn du zuhause bist, trainierst du ein bisschen über den Tag weg, so wie es andere auch machen. Also etwa zwei bis drei Stunden am Tag – das hängt auch davon ab, was du trainierst.

Aber: Im Formelauto war es so, dass du einen Saisonbeginn und ein Saisonende hattest – da endet die Saison im Oktober oder November und die neue Saison beginnt im Februar oder März – und da bereitet man sich über den Winter vor.

Nur bei mir ist es so, dass ich wirklich das ganze Jahr über Rennen zu bestreiten habe – da schaut man einfach, dass man sein Level hält, dass man sich wohl fühlt im Auto. Und wenn man einmal nicht mehr kann, dann hat man etwas falsch gemacht (lacht).

In der GP2 kommt ein Fahrer nur sehr wenig zum Fahren, es gibt ein kurzes freies Training, ein Qualifying und die beiden Rennen, im Langstreckensport sitzt du viel öfter und länger im Cockpit - hat das bei deiner Entscheidung für den Touren- beziehungsweise Sportwagenbereich eine Rolle gespielt?

Nicht unbedingt. Das ergibt sich mit der Zeit. Klar, in einer Nachwuchsserie ist es immer ein bisschen anders. Wenn man jetzt den Carrera Cup fährt, da hast du auch dein Programm am Wochenende, da kommt man auch nicht viel mehr zum Fahren als in der GP2.

Klar: Wenn man die 24 Stunden von Le Mans fährt, kommt man natürlich viel mehr zum Fahren, da hast du allein im Rennen sechs bis sieben Stints – das ist natürlich wesentlich mehr als an einem normalen Rennwochenende mit freiem Training, Qualifying und zwei Rennen.

Klar: Langstrecke ist schön, man kommt viel zum Fahren, es macht Spaß, man ist das ganze Jahr über ausgelastet, übers Wenigfahren kann man sich nicht beklagen – das ist mit ein Punkt, warum ich das mache, ja.

Auf welche Highlights freust du dich heuer besonders? Beziehungsweise gibt es Rennen, wo du heuer unbedingt noch ‚zuschlagen‘ möchtest?

Naja, interessant werden die 24 Stunden auf dem Nürburgring, wo wir mit einer Top-Besetzung ins Rennen gehen.

Kämpft ihr dort um den Sieg?

Das hängt ein bisschen davon ab, wie schnell unser Paket ist – Porsche und Falken. Falken sind die Reifen. Wir haben jetzt drei Jahre an dem Reifen entwickelt, es sollte dieses Jahr ein Upgrade geben, aus den Tests vom letzten Jahr. Mal schauen, wie sich das alles verhält – das Wichtigste ist einmal, dass wir durchkommen.

Aber auf dem Nürburgring hilft das Durchkommen alleine nicht, da musst du wirklich auf einer guten Pace fahren und auch ohne Fehler, in der Box darf nicht viel passieren, das Tanken muss funktionieren, die Tankzeiten sind sehr lang auf dem Nürburgring, da darf man keine Zeit verlieren. Wenn man all diese Vorgaben erfüllt, steht einem Sieg nichts im Wege. Aber das ist nicht so einfach, denn da kommen 25 andere Teams auch in Frage. Nach dem 24 Stunden-Rennen weiß ich, ob wir unser Ziel erreicht haben.

Der Nürburgring ist das Mekka der Langstreckenszene – wenn man dich in der Nacht aufwecken würde, könntest du den Ring im Geiste fehlerlos durchfahren, also die Kurvenabfolge fehlerlos aufzählen, die Distanzen korrekt angeben?

Wenn man mich aufwecken würde in der Nacht? Wenn man mich aufweckt, bin ich meistens noch ein bisschen müde…(lacht)

Ich meine damit, ob du zum Beispiel hier und jetzt die Kurvenabfolge aufzeichnen könntest – also ob du den Ring komplett einverleibt hast?

Ja, den Nürburgring habe ich zu hundert Prozent drinnen. Was am Nürburgring keiner zu hundert Prozent drinnen hat, sind die Gefahren – was auf einer Rennstrecke passieren kann. Sprich Verkehr. Oder es hat einer Öl verloren und du kommst in der Nacht dort an, oder es hat davor geregnet und du fliegst ab. Das sind Dinge, die kannst du nicht vorhersehen…

Aber wo es links und rechts lang geht – ich glaube, das muss man nach sechs Jahren auf dem Nürburgring schon wissen.

Teil 1 des Interviews finden Sie in der Navigation rechts oben.

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