
DTM: Wolokolamsk | 13.07.2014
Martin siegt im Chaosrennen
Maxime Martin und Mattias Ekström bescheren BMW im zweimal durch Safety Car-Phasen neutralisierten Rennen einen Doppelsieg.
Foto:DTM
Es hat 30 Jahre gedauert: Mit Eric van de Poele hatte die DTM bis zum Sonntagnachmittag zwar einen belgischen Champion, aber keinen Rennsieger aus dem Benelux-Land.
axime Martin, wie sein Landsmann BMW-Pilot, hat das mit seinem ersten Sieg in der Serie auf dem Moscow Raceway vor den Toren der russischen Hauptstand geändert: Der 28-jährige Neuling münzte seine Pole-Position souverän in einen Erfolg um und toppte damit einen doppelten Triumph der Münchener M4-Flotte.
Martin jubelt am ARD-Mikrofon über seinen Debüterfolg im fünften DTM-Rennen: "Ein perfekter Tag. Ich hatte einen super Start, ein gutes Auto und konnte anschließend sofort eine Lücke aufreißen." Bei über 60 Grad Celsius im Cockpit demonstrierte der zur Zeit vielleicht beste GT-Pilot der Welt seine ganze Coolness, obwohl es durchaus Grund zur Beunruhigung gab: "Wegen der Safety-Car-Phase war ich besorgt, weil wir danach auf den harten Reifen unterwegs waren", gibt der Mann aus Uccle zu bedenken. Jedoch bremste auch der langsamere Pneu Martin nicht ein.
Rang zwei ging an den ebenfalls unauffälligen, aber deutlich formverbesserten Bruno Spengler, der das Ziel vor Audi-Speerspitze Mattias Ekström errichte. Der Schwede hatte sich den Pokal mit einem Ausbremsmanöver gegen den mit abbauenden Reifen zurückfallenden Timo Glock (6.) kurz vor Schluss gesichert und die Position anschließend gegen den ebenfalls am Ex-Formel-1-Piloten vorbeigezogenen Marco Wittmann (4.) verteidigt. Der Gesamtführende demonstrierte einmal mehr eine bärenstarke Rennpace und bewies wie die übrige Spitze strategisches Geschick, als es darum ging, zwei Safety-Car-Phasen in die eigene Taktik einzuarbeiten.
Der Fürther in BMW-Diensten lag bei der Überfahrt des Zielstriches nur eine Zehntelsekunde hinter dem dunkelblauen RS 5 DTM. Wittmann (70 Punkte) bleibt in der Meisterschaft zur Halbzeit vorne, sein Audi-Widersacher Ekström (50) verkürzte den Rückstand allerdings auf 20 Zähler und ist neuer Zweiter im Gesamtklassement. Spengler (41) wittert bei der Jagd nach seinem zweiten DTM-Titel als neuer Dritter ebenfalls wieder Morgenluft.
Aus Ingolstädter Sicht erfreulich: Der Schweizer Rookie Nico Müller untermauerte seine ansteigende Formkurve mit Rang fünf und seinem besten DTM-Resultat. Edoardo Mortara (9.) fuhr als dritter Audi-Pilot Punkte ein. Für die Mercedes-Kogge lief es zwar besser als zuletzt auf permanenten Rennstrecken, einen Durchbruch bedeuteten die Ränge sieben und acht für Christian Vietoris und Pascal Wehrlein aber nicht. Der letzte Punkt ging an das brasilianische BMW-Ass Augusto Farfus.
Einen rabenschwarzen Tag erwischte Mike Rockenfeller: Vor der ersten Safety-Car-Phase schaffte es der Champion und Vorjahressieger nicht, seinen Pflichtboxenstopp zu absolvieren und fluchte im Funk. Mit dem Messer zwischen den Zähnen krachte "Rocky" kurz nach Wiederbeginn beim einem übermotivierten Manöver im Kampf um Rang vier in Markenkollege Adrien Tambay, der für beide das vorzeitige Aus für beide Audi-Piloten bedeutete. Ein komplett enttäuschter Rockenfeller blieb für einige Sekunden hinter der Leitplanke liegen, die Hände vor das Gesicht geschlagen.
Anschließend musste er das restliche Rennen mit deutlich gequälter Miene aus dem Infield mitansehen und das Führungsfahrzeug erneut ausrücken. Ernst Moser ärgerte sich am Kommandostand ebenfalls: "Wir haben 'Rocky' noch beruhigt, aber dann dieser Fehler. Schade, denn es war sehr viel drin", erklärt der Phoenix-Teamchef mit Blick auf die nicht optimale Strategie, bei der jedoch eine gehörige Portion Pech mit von der Partie war. "Es wird sicher schwieriger in der Meisterschaft, wenn wir ohne Punkte nach Hause fahren, aber wir geben nicht auf", so Moser weiter.
Ausgelöst hatte die besagte Safety-Car-Phase ausgerechnet Rockenfellers Teamkollege Timo Scheider, der kurz vor Rennhalbzeit auf der Start- und Zielgeraden ohne Vortrieb ausgerollt war und äußerst unglücklich parkte. "Ich war sehr überrascht und wusste nicht, was los war. Dann ist bei mir der Benzinpumpen-Alarm im Display erschienen und der Motor hat sich einfach selbst abgeschaltet", berichtet der Lahnsteiner und bemerkt enttäuscht: "Keine Chance mehr. Wahrscheinlich hat das Problem mit dem Benzin zu tun."
Für die früheren Rennsieger Jamie Green (Aufhängungsschaden nach einer Kollision mit Markenkollege Mortara) und Paul di Resta (Elektronik) war es ein Sonntag zum Vergessen. Das darf auch Witali Petrow von seinem fünften DTM-Rennen behaupten: Beim Heimspiel in Moskau gurkte der Russe trotz der Unterstützung der einheimischen Fans dem Feld einmal mehr hinterher. Immerhin bot die Serie den Besuchern bei Sommerhitze viel Action, auch wenn die unterschiedlichen Reifenmischungen erneut für Verwirrung sorgten.