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WEC: News

Automatische BoP: Endlich faire Lösung?

Die Autos der GTE-Pro-Klasse werden 2017 automatisch eingestuft: Einzig Daten bilden die Grundlage, „kein Würfelspiel mehr beim Glas Wein“.

Die immer wiederkehrenden Diskussionen um die Einstufungen der GTE-Pro-Fahrzeuge in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) sollen 2017 endlich ein Ende haben. In diesem Jahr wird die Szene mit einem offiziellen WM-Prädikat der FIA ausgestattet sein, daher will man die bisher oft unwürdigen Debatten und Einstufungsspielchen los werden. Ein automatisiertes System soll Abhilfe schaffen. Man bedient sich eines ähnlichen Systems wie in der nordamerikanischen IMSA.

Die künftige automatische Balance-of-Performance soll rein auf Grundlage von Daten in einem automatisierten Prozess festgelegt und nach den Rennen bei Bedarf angepasst werden. "Sie gibt uns ein klares Set von Regeln", freut sich Porsche-GT-Sportchef Frank-Steffen Walliser über die dringend notwendige Anpassung des BoP-Systems. "Es wird nicht mehr so aussehen, als wäre die BoP in einem italienischen Restaurant bei einem Glas Wein ausgewürfelt worden", scherzt der Deutsche.

"Das war zwar auch vorher nicht der Fall, aber man konnte von außen den Eindruck bekommen. Das ist jetzt vorbei. Es wurde viel mit Simulationen gearbeitet, wie es mit verschiedenen BoPs gelaufen wäre. Das Interessanteste dabei war: Wenn die BoP ganz vom Anfang der Saison nicht stimmt, hat man Probleme über einen längeren Zeitraum, weil nicht so schnell reagiert werden kann", sagt Walliser. Umso mehr Arbeit investierten die Beteiligten in die erste Einstufung des Jahres 2017, die bislang nicht öffentlich wurde.

"Wenn man sich vor Augen führt, wie viele Änderungen der Aston Martin 2016 erhalten hat - die hatten ja mehr Änderungen als es Rennen gab. Das ist verrückt und hat mit Motorsport nicht viel zu tun", kritisiert Walliser das bisherige Vorgehen. "Die Anfangs-BoP muss stimmen. Die Simulation hat gezeigt, dass man dann verloren ist. Aus diesem Grunde ist die BoP auch noch nicht draußen. Wir warten noch den Prolog ab. Die Arbeit von FIA, ACO und Co. ist wirklich erheblich."

Nach der Festlegung der ersten BoP des Jahres startet ein automatisierter Prozess. Die Daten der jeweiligen Rennen werden gesammelt, Durchschnittszeiten vom Rechner analysiert, Werte wie Beschleunigungen und Verzögerungen sowie Kurvenspeeds kommen ebenfalls in die Gesamtrechnung. Am Ende spuckt der PC der FIA eine veränderte Einstufung für den folgenden WEC-Lauf aus - oder auch nicht, falls die aktuell gültige Einstufung auf Grundlage der vorhandenen Daten stimmig ist.

Man will sich die leidigen Diskussionen, Klagen und Spielchen der Vergangenheit allesamt ersparen. Das neue System soll helfen, kann aber nur in gut der Hälfte der WEC-Läufe des Jahres wirklich greifen. Für den Start der automatischen BoP braucht es die Daten aus zwei Rennen als Grundlage - also Silverstone und Spa-Francorchamps. Dann kommt Le Mans. "Das war immer ein Einzelfall", sagt Walliser, "denn dort fahren alle mit ganz anderen Aeropaketen."

Klartext: Erst im Sommer am Nürburgring wird man die Auswirkungen sehen. Es sei denn, man entscheidet sich, unabhängig von Aeropaketen schon in Le Mans auf das automatische System zu setzen. Dies ist noch nicht entschieden, gilt aber als unwahrscheinlich, denn der Klassiker in Le Mans ist mit doppelter Punktvergabe zu wichtig. Experimente sind dort nicht gefragt. Zum Rennen in Deutschland ist die Datengrundlage umfassend genug, sodass der automatisierte Prozess wirklich starten kann.

"Normalerweise würde ich sagen, dass es ab spätestens dann keinen Grund mehr für Klagen geben dürfte. Aber warten wir mal die Realität ab", sagt Porsche-GT-Chef Walliser. Im Hintergrund hat das Ringen nicht nachgelassen, denn aus dem Lager von Porsche ist zu hören, dass man mit dem aktuellen Stand nicht zufrieden sei. Der definitive Vorteil des neuen Systems: Ab sofort muss ein Hersteller anhand von Daten eindeutig nachweisen, dass eine BoP unfair sein könnte. Das wird schwierig.

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