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Formel 1-Testfahrten: Bahrain #1

„Stehen vor einem großen Berg…“

Sebastian Vettel spricht in seiner Medientischrunde ausführlich über die immer noch bestehenden Probleme bei Red Bull Racing und Renault.

Drei Wochen nach dem verpatzten Testauftakt in Jerez de la Frontera lief es für Red Bull Racing auch zu Beginn der zweiten Testwoche alles andere als rund. Weltmeister Sebastian Vettel war für den Auftakttag auf dem Bahrain International Circuit als Fahrer vorgesehen, doch mehr als 14 Runden brachte er mit dem RB10 nicht zustande.

Fast fünf Stunden hatte es gedauert, bis Vettel am Mittwoch erstmals auf die Strecke gehen konnte. Dann war rund 90 Minuten vor der Karierten Flagge schon wieder Feierabend. Ein Brand am RB10 hatte zur Folge, dass Vettel selbst zum Feuerlöscher greifen musste.

In seiner Medienrunde nach dem Testtag spricht Vettel über die Ursache für das Feuer, über die generellen Probleme bei Red Bull Racing derzeit, über die Hoffnung, das Ruder bis zum Saisonauftakt in vier Wochen herumreißen zu können und über den schweren Ski-Unfall von Michael Schumacher.

Sebastian, was ist genau passiert, als es in der Kurve angefangen hat zu qualmen?

Wir hatten ein Problem mit der Bremse. Letzten Endes haben die Hinterräder blockiert und ich konnte leider nichts mehr machen. Gott sei Dank gab es dort ziemlich viel Platz. Es war natürlich alles heiß und dann wurde es unter der Haube ein bisschen zu heiß. Ich habe dann dem Marshal ein bisschen ausgeholfen, den Brand zu löschen. Es ist nicht ideal gelaufen, aber wir hoffen natürlich, dass es morgen besser läuft.

Besteht nach gerade einmal 14 zurückgelegten Runden Anlass zur Hoffnung?

Ja, immer, aber es läuft mit Sicherheit gerade nicht so, wie wir uns das vorstellen. Wir sind heute sehr spät gestartet. Dann kamen wir eigentlich relativ gut rein. Ich hatte ein paar Versuche, die relativ dicht beieinander lagen. Doch dann gab es ein Problem, einen kleinen Brand auf der Strecke. Das war nichts Besorgniserregendes, aber klar: Es hätte nicht passieren sollen. Zum Schluss sind wir dann nochmal in der Boxengasse stehengeblieben. Es läuft noch nicht rund, aber es ist einfach unheimlich komplex und wir tun uns schwer, alles genau zu verstehen. Ich denke, das braucht einfach Zeit. Wenn man einmal irgendwas am Auto erledigen muss, dauert es eben extrem lange. Das macht es so schwierig.

Die Zeit läuft euch nun langsam, aber sicher davon, oder?

Es ist natürlich Zeit, die uns jetzt fehlt. Gott sei Dank haben wir die Tests, um das einigermaßen in den Griff zu bekommen. Ich denke, es ist schon einiges passiert seit dem Test in Jerez, aber klar: Man beseitigt das eine Problem und ruck-zuck gibt es ein neues. Das ist eben so.

Wo steht Red Bull im Moment im direkten Vergleich?

Es ist schwer zu sagen, wo wir im Moment stehen. Ich bin ja bis jetzt kaum zum Fahren gekommen. Das erste Gefühl ist okay, aber wir brauchen natürlich noch mehr Kilometer, um das Auto, seine Zuverlässigkeit und seine generelle Performance einschätzen zu können. Die anderen Teams kann ich schwer beurteilen. Ich weiß nicht, ob sie weniger Probleme haben als wir. Sie fahren zumindest mehr. Wir hoffen, dass wir an den nächsten Tagen mehr Runden drehen.

Eines fällt auf: Du lachst den ganzen Tag. Weißt du irgendwas, was niemand anderer weiß?

Nein. Mit Sicherheit bin ich nicht zufrieden. Ich glaube, das ganze Team ist nicht zufrieden. Jeder versucht alles zu geben. Das ist keine einfache Aufgabe, aber es gibt keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken.

Nach wie vor ist jeder mit Spaß bei der Arbeit dabei. Auch wenn es im Moment sehr viel zu tun gibt und die Nächte sehr kurz sind, vor allem für die Mechaniker. Wir reden da vielleicht von einer bis maximal drei Stunden. Es gibt einfach im Moment viel zu tun.

Braucht es da Durchhalteparolen oder wissen im Team alle, dass der Weg im Grunde genommen nur bergauf führen kann?

Dadurch, dass eigentlich fast alle die Zeit nicht im Bett verbringen, sondern in der Garage und dort am Auto tüfteln, weiß jeder Bescheid. Da muss man keinen aufklären. Wie gesagt: Der Wille ist absolut da und an der Motivation liegt es nicht. Es ist eben unheimlich schwer, alles genau zu verstehen. Wenn es einfach wäre, dann hätten wir, glaube ich, die Probleme schon längst beseitigt. Im Moment stehen wir aber noch vor einem großen Berg, aber es sind alle zuversichtlich, dass wir hoffentlich rechtzeitig am Gipfel ankommen.

Es war schon im Vorfeld allen klar, dass das 'Packaging' in diesem Jahr eine große Herausforderung sein würde. Man will natürlich das schnellstmögliche Auto haben. Wir wussten, dass es schwierig werden würde, aber natürlich hätten wir nicht mit einem solchen Start ins Testprogramm gerechnet. Doch so ist es nun mal. Wir arbeiten rund um die Uhr, um besser zu werden. Ich glaube, es gibt sowohl auf Seiten von Red Bull als auch auf Seiten von Renault noch einiges zu tun. Wir sind ein Team, das in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich zusammengearbeitet hat. Der Start ist jetzt natürlich nicht der, den wir uns vorgestellt hatten, aber noch ist ein bisschen Zeit. Wir haben clevere Leute in unseren Reihen, denen es hoffentlich gelingt, die Probleme zu lösen.

Nachdem du jahrelang das beste Auto im Feld zur Verfügung hattest: Ist es jetzt ein seltsames Gefühl, vor solchen Problemen zu stehen?

Das Seltsame daran ist, nicht zu wissen, wie gut das Auto eigentlich ist. Vielleicht haben wir ja wieder das beste Auto. Ich weiß es nicht. Eines steht fest: Im Moment haben wir ganz sicher nicht das zuverlässigste Auto. Doch dafür sind Testfahrten ja schließlich da. Hier werden noch keine WM-Punkte vergeben. Eines ist aber auch klar: Die Probleme sind nicht so einfach zu lösen. Freiwillig würden wir ganz bestimmt nicht nur 14 Runden drehen.

Hast schon einen Namen für den RB10 gefunden?

Noch nicht. Das wird wie jedes Jahr erst in Australien soweit sein.

Eine Frage abseits der Tests: Wie hast du die Nachricht vom schweren Ski-Unfall von Michael Schumacher aufgenommen?

Das war natürlich eine sehr, sehr schlimme Nachricht. Anfangs dachten wir alle, dass es einfach nur ein Unfall gewesen wäre. Doch dann wurde die Lage sehr viel ernster. Inzwischen liegt er schon seit geraumer Zeit im Koma. Im Fahrerlager geht es allen gleich. Die Leute, die ihn kannten, so wie ich, wünschen ihm nur das Beste, eine schnelle und stabile Genesung. Wenn man nicht vor Ort ist und nicht mit den Ärzten sprechen kann, dann fällt es sehr schwer, ein Urteil abzugeben. Ich glaube, es ist wichtig, dass wir ihm und seiner Familie jetzt die Ruhe geben, die sie brauchen.

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