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Formel 1: News

Teams reichen EU-Beschwerde ein

Force India und Sauber prangern die Geldverteilung in der Formel 1 bei der EU-Wettbewerbskommission an; Ecclestone ist nicht besorgt.

Die Formel-1-Teams Force India und Sauber haben bei der EU-Wettbewerbskommission Beschwerde eingereicht. Die beiden Mittelfeldteams sehen sich durch den Formel-1-Eigentümer CVC Capital Partners im Vergleich zu den fünf größten Teams (Ferrari, Red Bull Racing, Mercedes, McLaren und Williams) finanziell benachteiligt.

Das diesbezügliche Statement von Force India lautet: "Um den Führungsstil der Formel 1 zu hinterfragen und aufzuzeigen, dass das System der Geldverteilung in der Formel 1 unfair und rechtswidrig ist, ist Force India eines der zwei Teams, die bei der Europäischen Union Beschwerde eingereicht haben. Aufgrund der laufenden juristischen Auseinandersetzungen wäre es unangebracht, zum jetzigen Zeitpunkt weitere Stellungnahmen abzugeben."

Das verzogene Zahlungsmodell der Formel 1 wurde ursprünglich von Anneliese Dodds, Mitglied des Europäischen Parlaments, angeprangert. Anlass für die von der Britin vorgebrachten Bedenken waren die Pleiten von Caterham und Marussia. Im letztgenannten Fall wurde der endgültige Bankrott verhindert. Das Team tritt in der laufenden Saison 2015 unter der Bezeichnung Manor an.

Dodds hatte ihre Bedenken bei EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager vorgebracht. Diese zeigte sich am Thema zwar interessiert, war ohne formelle Beschwerde aber nicht in der Lage zu handeln. Nun haben sich Force India und Sauber dazu entschlossen, aus der Masse herauszutreten und tatsächlich Beschwerde einzureichen. Dies ist für die beiden Teams durchaus mit einem gewissen Risiko verbunden.

Hauptgrund für die Beschwerde der beiden Teams ist die Art und Weise, wie in der Formel 1 die Einnahmen verteilt werden. So erhalten die fünf privilegierten Teams zusätzlich zum Preisgeld für ihre Platzierung in der Konstrukteurswertung weitere Bonuszahlungen, die sich in Summe auf rund 222 Millionen Euro belaufen.

Auf diese Sonderzahlungen haben sich die fünf Teams im Jahr 2012 vor dem Auslaufen des Concorde Agreements verständigt. So hat Ferrari im vergangenen Jahr eine Premiumzahlung in Höhe von 97 Million US-Dollar erhalten, womit die Scuderia 30 Millionen US-Dollar mehr einstrich, als sie für Platz vier in der Konstrukteurswertung erhielt.

In den bei der EU eingegangenen Dokumenten von Force India und Sauber heißt es nach Informationen von The Times: "Diese unfairen Zusatzzahlungen haben für die unabhängigen Teams einen dauerhaften Nachteil zur Folge, sowohl sportlich als auch wirtschaftlich. Der Sport nimmt direkt Schaden und wird ernsthaft untergraben, indem einige ausgewählte Teams einen dauerhaften Vorteil genießen."

"Die Nutznießer haben deutlich mehr Mittel zur Verfügung, um in Technologie, Forschung und Entwicklung sowie Ausrüstung zu investieren. Dadurch entsteht eine immer größere werdende Performancelücke, die den Ausgang der Weltmeisterschaften gewissermaßen vorausbestimmt. Diese unrechtmäßigen Praktiken schaden dem Sport, seinen Teilnehmern und vielen tausenden Leuten im direkten und indirekten Umfeld der Formel 1. Auch viele Millionen europäischer Fans sind betroffen", heißt es in den Beschwerdedokumenten weiter.

Formel-1-Zampano Bernie Ecclestone erklärte im Juni, dass er sich von der Bedrohung einer Untersuchung durch die EU nicht beeindrucken lasse. Der Brite wies vielmehr darauf hin, dass Teams wie Force India und Sauber keine eigenen Verträge hätten abschließen dürfen, wenn sie derart große Bedenken haben.

In seiner neuesten Stellungnahme äußerst Ecclestone nun aber Verständnis für das von Force India und Sauber an den Tag gelegte Vorgehen: "Wir haben niemanden entmutigt, etwas zu tun. Genauso wenig haben wir jemanden ermutigt, etwas zu tun. Um solche Dinge zu klären, gibt es die Europäische Union. Sie (die Teams; Anm.] müssen es versuchen. Wenn sie damit Erfolg haben, gut. Wenn sie keinen Erfolg haben, verlieren sie auch nichts."

Für den Fall, dass die EU-Untersuchungen einen Schuldspruch für die Formel 1 ergeben, indem ein Machtmissbrauch nachgewiesen wird, kann eine Geldstrafe in Höhe von zehn Prozent des Umsatzes, der im vergangenen Jahr bei umgerechnet rund 1,4 Milliarden Euro lag, erhoben werden. Auch eine Anordnung, die Strukturen zu verändern, ist möglich.

Ecclestone bleibt unbesorgt und nimmt es Force India und Sauber nicht übel, dass sie für eine gerechtere Verteilung der Gelder kämpfen. "Ihre Aussage ist unterm Strich die, dass wir einigen Leuten zu viel Geld geben und anderen zu wenig. Das alles wurde aber vereinbart, während alle wussten, was sie bekommen würden und was passieren würde. Sie alle haben Verträge unterzeichnet, die klar formuliert wurden", argumentiert Ecclestone und fügt hinzu: "Ich glaube, es hat einen Sinneswandel gegeben. Das nehme ich ihnen nicht übel, überhaupt nicht."

"Jemand wird sich der Sache annehmen und dann entscheiden: Entweder sind die von ihnen unterzeichneten Verträge gültig – dann müssen sie zu den Bedingungen stehen; oder aber die Verträge sind nicht gültig – dann müssen sie geändert werden. Aus unserer Sicht ergibt sich dadurch kein Unterschied", bleibt Ecclestone gelassen.

Der Brite bestätigt, dass er von beiden Teams vor dem Einreichen der Beschwerde informiert wurde, wodurch er CVC-Boss Donald Mackenzie auf dem Laufenden halten konnte. "Ich habe ihn gewarnt, dass so etwas passieren könnte. Er sieht es genauso wie ich. Er ist weder enttäuscht noch verärgert", sagt der 84jährige und bekräftigt: "Ich wusste, wann diese Sache bekanntgegeben wird, denn ich wurde von den Leuten, die die Beschwerden eingereicht haben, informiert. Alles okay, kein Drama."

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