
F1-Test: Barcelona 1 | 25.02.2016
Räikkönen am letzten Testtag in Front
Kimi Räikkönen (Ferrari) setzte zum Abschluss der ersten Testwoche in Spanien die Tagesbestzeit; McLaren drehte exakt drei Runden.
Mit der dritten Bestzeit eines Ferrari-Piloten in vier Tagen endete am Donnerstag auf dem Circuit de Catalunya die erste von zwei Testwochen im Vorfeld der Formel-1-WM 2016. Kimi Räikkönen war dank einer Zeit von 1:23,477 der Tagesschnellste vor Daniil Kvyat (RB Racing; + 0,816 Sekunden) und Alfonso Celis jr. (Force India; + 1,363).
Mercedes konzentrierte sich erneut auf Long Runs und deckte die Karten bei (auf den ersten Blick) mittelmäßigen Runden nicht auf, während McLaren mit Fernando Alonso ein Debakel erlebte. Die Wochenbestzeit (1:22,810) hatte Sebastian Vettel bereits am Dienstag gesetzt. Force-India-Pilot Nico Hülkenberg, der am Donnerstag nicht mehr zum Einsatz kam, war mit seiner Zeit vom Mittwoch (1:23,110) insgesamt Zweitschnellster.
Räikkönen wird mit seinem gelungenen Abschluss auf dem dritten Rang der kombinierten Zeiten geführt. Allerdings war kein Pilot so fleißig wie Lewis Hamilton (343 Runden), dicht gefolgt von seinem Teamkollege Nico Rosberg mit 332. Der neue Mercedes W07 scheint schon jetzt unzerstörbar zu sein.
Für seine schnellste Runde, die er bereits am Vormittag gefahren war, setzte Räikkönen auf die neuen Ultrasoftpneus, der weichsten aller Mischungen. Ferrari führte damit wie schon bei Vettel die Taktik fort, bei der Reifenwahl sukzessive auf weniger haltbare Typen zu gehen. Auch ein Problem mit dem Benzinsystem, das den Finnen am Mittwoch noch ausgebremst hatte, konnte die Scuderia überwinden. Fraglich blieb nur, wieso der Finne am frühen Nachmittag mehrere Stunden lang an der Box stand. Im Vergleich mit seinem Stallgefährten war er 0,667 Sekunden langsamer.
Bei Mercedes war erneut Arbeitsteilung zwischen den Piloten angesagt: Hamilton (9.; + 2,818) spulte am Vormittag starke und konstante Long Runs ab, ehe Rosberg (8.; + 2,735) am Nachmittag die Testarbeit fortsetzte. Da das Team seit Montag wie im Vorfeld angekündigt nur auf den Mediumpneus ausgerückt ist, war der Abstand zur Spitze nur bei oberflächlicher Betrachtung groß. Auch allfällige technische Schwächen am neuen Auto scheinen bereits ausgemerzt zu sein: Insgesamt 185 Runden trotz Durchführung von Hitzetests zeugen von extremer Ausdauer.
Mercedes setzte am Donnerstag zudem einen neuen Frontflügel samt neuer Luftleitbleche unter dem Auto ein, der ein S-Schacht-Design beinhaltet. "Der Frontflügel ist eine Verbesserung", sagte Lewis Hamilton. Die Zuverlässigkeit des W07 nach der ersten Testwoche findet auch er unglaublich und meint: "So etwas habe ich noch nie erlebt. Die Robustheit dieses Autos ist beeindruckend, es fährt und fährt und fährt."
Rosberg will einen formverbesserten "Silberpfeil" ausgemacht haben. "Sicherlich kann man es spüren, es sind kleine Schritte", kommentierte er die Fortschritte. "Ich sage nicht, dass wir die Schnellsten wären, aber wir haben beeindruckende Sachen am Wagen." Er wäre schon jetzt gerne mit weniger Benzin gefahren, wie es für die kommende Testwoche geplant sei, so der Deutsche über die Herangehensweise des Teams.
Zufrieden mit seinem Abschneiden zeigte sich auch der zweitplatzierte Kvyat, der im RB12 als einziger Pilot nebst Räikkönen auf 'ultrasoft' setzte, die Mischung aber nicht auf allen Kursen für die schnellste hält. Mit Kampfansagen hält sich der junge Russe zurück und sagt über das Kräfteverhältnis: "Die Situation scheint im Vergleich zum vergangenen Jahr nicht völlig auf den Kopf gestellt." Sein Fazit zur ersten Testwoche seines Teams lautet schlicht: "Ganz in Ordnung". Stallgefährte Daniel Ricciardo gelang am Dienstag die viertbeste Runde, der RB12 scheint recht zuverlässig.
Verlierer des Tages war erneut McLaren: Der Rennstall dürfte dem Antriebspartner Honda zugeschriebenen Schlamassel nicht entkommen können und spulte nur drei Runden (keine davon wettbewerbsfähig) ab, ehe ein technisches Problem den MP4-31 mit Fernando Alonso am Steuer stoppte. Zunächst war von einem Leck im Kühlsystem die Rede, es handelte sich dabei jedoch um einen schwerwiegenderen Defekt, der das Zerlegen des kompletten Boliden nötig machte. Mit 157 Runden an vier Tagen war die Kilometerleitung, die das Team so dringend bräuchte, beinahe lächerlich. Zum Vergleich: Hamilton schaffte an einem einzigen Tag nur einen Umlauf weniger.
Auch bei Manor lief es nicht rund: Den ersten Unfall des Tages verursachte Neuling Rio Haryanto (11.; + 4,789), der schon am Mittwoch einen Dreher zu verzeichnen hatte. Der Indonesier setzte am Nachmittag sein Auto in Kurve 5 in die Leitplanken, blieb unverletzt, musste aber den Testtag beenden. Für ihn stand am Ende eine Bestzeit von 1:28,266 zu Buche, womit er zwei Sekunden langsamer war als Teamkollege Wehrlein. Davon abgesehen dürfte Manor dank der Mercedes-Aggregate den Rückstand auf den Rest des Feldes aber verkürzt haben.
Rundenzeiten, 4. Testtag:
1. Kimi Räikkönen Ferrari 1:23,477
2. Daniil Kvyat RB Racing + 0,816
3. Alfonso Celis jr. Force India + 1,363
4. Kevin Magnussen Renau lt + 1,786
5. Max Verstappen Toro Rosso + 1,916
6. Felipe Nasr Sauber + 2,576
7. Nico Rosberg Mercedes + 2,710
8. Lewis Hamilton Mercedes + 2,818
9. Felipe Massa Williams + 3,006
10. Esteban Gutiérrez Haas + 4,325
11. Rio Haryanto Manor + 4,789