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Formel 1: Interview

Andretti: Reglement 2017 falscher Weg

Motorsportlegende Mario Andretti glaubt nicht, dass sich die Formel-1-WM mit ihrem neuen Reglement ab 2017 einen Gefallen tun wird.

Vom überarbeiteten Reglement für die Saison 2017 erhofft sich die Formel-1-WM einen Imagewandel: Breitere Autos und Flügel sollen ihr in Kombination mit höheren Kurvengeschwindigkeiten das gewisse Etwas zurückgeben, das sie in den vergangenen beiden Dekaden sukzessive verloren hat. Was für höhere G-Kräfte sorgen wird, steht aber auch in der Kritik: Die Autos werden einfacher zu fahren sein, das Überholen schwieriger.

Mario Andretti gesellt sich zu den Kritikern und glaubt, dass die Formel-1-WM an der falschen Stellschraube dreht. "Mir ist nicht ganz bewusst, warum sie das tut. Wenn sie die Fahrer fragen würde, gäbe es wohl keinen Einzigen, der diese Änderungen gut fände", merkt der Weltmeister von 1978 gegenüber dem Kurier an. "Ich glaube, dass es der falsche Weg ist. Mehr Abtrieb und breitere Reifen ermöglichen eine höhere Kurvengeschwindigkeit, aber wer schneller durch eine Kurve fahren kann, ist schwieriger zu überholen."

Neben den höheren Kurvengeschwindigkeiten ist eine weitere Befürchtung ein wieder größerer Einfluss jener Luftverwirbelungen, die das Hinterherfahren erschweren, indem sie Abtrieb kosten. Schuld daran ist nach wie vor die Tatsache, dass ein Großteil der Downforce an der Vorderachse durch den Frontflügel generiert wird, der auf verwirbelte Luft geradezu allergisch reagiert. Um dem zu begegnen, wurde 2009 der Heckflügel verschmälert, was den Effekt verringert, aber nicht eliminiert hat; zudem waren die optischen Konsequenzen zumindest gewöhnungsbedürftig. 2017 wird er wieder breiter, was diesen "Dirty Air"-Effekt also wieder verstärken wird.

Die FIA-Hoffnung "Mehr Abtrieb gleich mehr Action" sieht Andretti nach hinten losgehen: "Was alle Fahrer wirklich wollen, weil es die Fähigkeiten im Cockpit herausstreicht, ist die Motorleistung. Gebt ihnen 1.000 PS und seht, wer so ein Biest wirklich bändigen kann. Mehr Abtrieb hingegen macht es einfacher, ein Formel-1-Auto zu bewegen." Die Formel-1-Boliden des Jahrgangs 2016 erreichen diese Leistung zwar fast, doch handelt es sich dabei nur um einen theoretischen Maximalwert, wenn Verbrennungs- und Elektromotoren zeitgleich im optimalen Leistungsfenster arbeiten.

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