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FIA-GT: 24h Spa

Corvette: zum Abschied lautes "Servus"

Die C6.R erringt letzten GT1-Sieg, erstaunliches Audi-Debüt - Ragginger: Gesamtrang 5 & Klassen-Zweiter – gute Leistungen aller Österreicher.

Johannes.Gauglica@motorline.cc

Wetterkrimi, technische Tragödien und die eine oder andere Komödie der Irrungen – Spa-Francorchamps wartete beim 24-Stunden-Rennen wie immer mit dem ganz großen Theater auf.

Die aktuelle GT1-Klasse hatte beim 24-Stunden-Rennen in Spa-Francorchamps ihren letzten Auftritt, ab 2010 wird die Königsklasse der FIA-GT-Serie von anderen, idealerweise etwas kostengünstigeren Fahrzeugen besetzt.

Die Zukunft fährt bereits mit, in Form der nach den 2010er-Regeln gebauten Ford GT und Nissan GT-R. Daneben war noch ein Abgesandter einer möglichen GT-Zukunft dabei: Audi hatte einen R8 LMS am Start, und zwar in der Gruppe G2 für national homologierte Autos. Im Qualifying hielt diese Mannschaft sich noch zurück.

Das Renntempo zeigte dann umso deutlicher, dass dies kein reines GT3-Fahrzeug war. Die Fahrer: Alex Margaritis und Marcel Fässler kommen aus der DTM- und Sportwagenszene, Marc Basseng und Henri Moser sind GT-Freunden bekannt.

Maserati-Show?

In der Frage des Gesamtsieges führte nach allen Prognosen der Weg wieder über Vitaphone und die Maserati MC12. Die mehrfache Meistertruppe hatte sich entsprechend verstärkt, man ging mit drei Fahrzeugen in den Bewerb.

Michael Bartels und Andrea Bertolini ergänzten sich mit Peugeot-Leihgabe Stephane Sarrazin und Xandy Negrao, das Auto Nr. 2 hatte neben Miguel Ramos und Alex Müller auch Pedro Lamy und den Lokalmatador Eric van de Poele am Steuer. Dazu kam der Maserati Nr. 33 mit Alessandro Pier Guidi/Carl Rosenblad/Stephane Lemeret/Vincent Vosse.

Mit Nr. 2 vor Nr. 33 und Nr. 1 waren dann auch die ersten drei Startplätze von den Vitaphone-Autos besetzt.

Corvette hielt mit drei voneinander unabhängigen Autos dagegen: die C6.R mit Nr. 3 wurde von Bert Longin, Maxime Soulet, James Ruffier und dem GM-Werksfahrer Oliver Gavin pilotiert und vom Team SRT eingesetzt.

Die Startnummer 4 unter der Leitung von PK Carsport war mit Mike Hezemans, Anthony Kumpen, Kurt Mollekens und Jos Menten ein echter Benelux-Special. Und der Donnervogel Nr. 8 gehört einem neuen brasilianischen Team, hier fuhren Enrique Bernoldi, Roberto Streit und Xavier Maassen.

Rot-weiß-rot in Spa

Aus heimischer Sicht gab es auch nach der Absage von Karl Wendlinger einiges zu beobachten. Jetalliance Racing war wieder im Spiel, den Aston Martin ließ man diesmal aber in der Garage in Oeynhausen zurück. Den Porsche 997 GT3 des Teams teilten sich Lukas-Lichtner-Hoyer, Vitus Eckert, Ryan Sharp und der in letzter Minute zugestiegene Martin Rich.

Eine Klasse höher bildeten bei Brixia Racing die Porsche-Junioren ausnahmsweise ein gemeinsames Team.

Martin Ragginger und sein deutscher Kollege Marco Holzer warfen sich gemeinsam mit Bryce Miller und Luigi Lucchini in die ewige Schlacht gegen die Roten Brigaden aus Maranello.

Bei den GT3-Fahrzeugen der Klasse G3 war der in Großbritannien beheimatete Österreicher Niki Lanik im Prospeed-Porsche dabei, der 32. Startplatz versprach vorderhand nichts Gutes.

Und unter österreichischer Nennung startete Full Speed Racing im Saleen S7-R mit einer holländischen Crew.

Nicht nach Drehbuch

Nur acht GT1-Autos waren dabei, deshalb waren für die GT2 und die schnellsten der anderen Klassen Top-10-Plätze jederzeit spruchreif.

Dazu kam für heuer eine wichtige Änderung: anders als in vergangenen Jahren gibt es bei den 24 Stunden von Spa nicht mehr doppelte Punkte. Damit bleibt auch nach diesem Kronjuwel der FIA-GT-Saison der Titelkampf noch offen.

Der erste Ausrutscher im Drehbuch von Vitaphone kam gegen Mitternacht: das Auto Nummer 1 verließ knapp vor Mitternacht die Strecke und wurde von den Leitschienen bei Fagnes hart gestoppt. Die Reparaturen an der Leitschiene dauerten eine Stunde, die am Auto zwei Stunden…

Damit waren Bartels & Co. aus dem Spiel. Ihre Kollegen im Maserati Nr. 33 wurden durch eine Kollision mit einem langsameren Auto bald danach ebenfalls zurückgeworfen.

Aus dem Sechs- wurde ein Dreikampf, der war dafür umso unterhaltsamer. Die beiden Corvette und der Maserati Nr. 2 schenkten einander nichts. In der neunzehnten Stunde gab es dann noch eine Vorentscheidung, nämlich die Absage an Vitaphone!

Am Maserati Nr. 2, mit eineinhalb Minuten Vorsprung in Führung, ging offenbar ohne jede Fremdeinwirkung eine Felge zu Bruch, die Rückkehr an die Box war nicht möglich. Immerhin war die Startnummer 33 wieder am Aufrücken in die Spitzengruppe. Dort ging das Corvette-Duell weiter, die Mannschaft von PK Carsport schien gegen Ende die Oberhand zu haben.

De facto entschieden wurde das Rennen, als SRT sein Auto in der Box parken musste: ein Ölleck konnte nicht in den Griff bekommen werden, erst für die letzten paar Runden ging die C6.R wieder auf die Piste und rutschte im Klassement auf Platz 19 ab.

Mike Hezemans, Anthony Kumpen, Kurt Mollekens und Jos Menten schicken schöne Grüße nach Detroit: zum Abschluss der GT1-Ära geht der Sieg an eine Corvette.

Mit einem Respektabstand von elf Runden holt sich Vitaphone mit der Nr. 33 noch Platz 2 und weitere Punkte für die FIA-GT-Teamwertung.

Und auf dem 3. Gesamtrang, haushoch vor der G2-Konkurrenz, die große Überraschung, nämlich der Audi R8 LMS. Die Konkurrenz kommt ins Grübeln: es geht auch ohne Diesel! Wetten auf einen Einstieg der Ingolstädter in die GT-Weltmeisterschaft 2010 werden bald nicht mehr angenommen...

G2: Podestplatz für Jetalliance

Sie werden sich noch daran gewöhnen: Nach dem dritten Platz in der GT1-Klasse beim Klassiker in Le Mans erreichte das Team aus Niederösterreich erneut einen Platz auf dem Podium.

Lichtner-Hoyer/Eckert/Rich/Sharp holten mit dem Porsche 997 GT3 Cup sensationell Rang 2 hinter dem Audi. Im Gegensatz zu Le Mans blieben Lukas Lichtner-Hoyer & Co. diesmal von gröberen Zwischenfällen verschont.

Die vier Piloten spulten ihre Runden trocken herunter, der Porsche lief wie ein Uhrwerk; mehr als Kleinigkeiten waren nicht zu wechseln. Und auch der Rennverlauf war entsprechend gut: Schon nach den ersten beiden Doppelstints setzte man sich in der Spitzengruppe der G2 fest – und verharrte dort bis ins Ziel. Platz 2 in der Klasse und ein sehr guter 17. Gesamtrang sind der Lohn.

Lukas Lichtner-Hoyer: „Wir haben uns bei diesem Rennen wirklich sehr gut präsentiert. Man darf nicht vergessen, dass unser Auto von der Leistung her zu den schwächsten im Starterfeld gehörte. Aber wir haben erneut bewiesen, dass man mit Kontinuität und Konstanz einiges erreichen kann. Gratulation, das war eine hervorragende Teamleistung – wir sind alle total happy.“

GT2: bestes Resultat für Ragginger

Er ist in der FIA-GT2 der König der Pole Positions, aber im Rennen war - aus Gründen, die nicht bei ihm zu suchen sind – dem Salzburger der Weg zur Siegerehrung bislang verwehrt. Das änderte sich in Spa.

Zunächst einmal gab es ungewohnterweise keine Pole Position: „Denn das Qualifying war völlig verregnet, und wir haben keine freie Runde gehabt.“

Ein Ferrari F430 hatte prompt die Pole Position, nämlich AF Corse mit dem „Dream Team“ Toni Vilander/Gimmi Bruni/Jaime Melo/Luis Perez Companc. Anfangs diktierte der Porsche von IMSA Performance das Geschehen, bis Unfallschaden und Motor-Troubles dieses Team aus der Entscheidung nahmen. Dann hieß es „tutto Ferrari“!

AF Corse machte das Tempo, zuerst mit dem Auto Nr. 51 (Kaffer/Cadei/Russo/Barba Lopez). Sie waren die Langzeit-Leader, fielen aber einem Getriebedefekt zum Opfer. Die Klassen-Polesetter Nr. 50 übernahmen die Führungsrolle und waren gegen Ende nicht mehr ernsthaft gefährdet. Der 4. Gesamtrang spricht Bände für die Pace der schnellsten GT2-Autos.

Die beiden Porsche-Junioren Ragginger und Holzer übernahmen derweil in ihrer Mannschaft die Schwerarbeit und stemmten den Brixia-997er Platz um Platz in die Höhe. Sie konnten am Schluss die Ferrari-Crew nicht mehr beunruhigen, waren aber die schnellsten und zuverlässigsten Verfolger.

Als Resultat bleibt für Martin Ragginger & Co. das bislang beste Resultat der Saison: Platz 2 in der Klasse, Gesamtrang 5!

„Es war ein völlig problemloses Rennen“, berichtet Ragginger, „bis auf eine unglückliche Safety-Car-Phase, in der wir gleich zwei Runden verloren haben. Dieser Rückstand war dann nicht mehr aufzuholen. In den letzten sechs, sieben Stunden haben wir unseren Vorsprung auf den Drittplatzierten ausgebaut und dann sicher nach Hause gefahren.“

Ebenfalls stark unterwegs und in seiner Klasse letztlich am Podium war Niki Lanik mit dem GT3-Porsche von Prospeed Competition: Gesamtrang 12 und Platz 3 in der Gruppe G3 in einem überaus achtbaren Debüt. Der Saleen von Full Speed Racing schaffte leider nur 128 Runden und wurde auf Platz 33 gewertet.

Die Tabellenführenden in der FIA-GT-Serie heißen jetzt Hezemans/Kumpen (33 Zähler), nur einen Punkt vor Bartels/Bertolini, zwischen diesen beiden Teams wird die Entscheidung in der GT1 fallen. Bei den GT2 haben Vilander/Bruni (28 Punkte) die Führung vor Collard/Westbrook (24) übernommen, vier Zähler trennen diese Mannschaften.

Auf Platz 4 taucht Martin Ragginger (18) auf. In der Teamwertung kann man Vitaphone schon leise zur GT1-Trophäe gratulieren, bei den GT2 muss sich AF Corse noch Prospeed Competition vom Leib halten. Weiter geht die FIA-GT am 30. August in Budapest.

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