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ETCC: Salzburgring

Kurze Rennen, lange Weile

Nach den spannenden Rennen 2008 gab der Europacup heuer ein erstaunlich eintöniges Comeback in Salzburg: Doppelsieg für Michael Nykjaer.

Johannes.Gauglica@motorline.cc

Erstaunliches Bild vor dem Start zum ersten Rennen des FIA-Europacups am Salzburgring: Mit Verwunderung blinzelten die Fahrer und Crews den ersten Sonnenstrahlen des Wochenendes entgegen! „Wir sind zuversichtlich, dass es trocken bleibt“, meinte Wolfgang Treml, der noch einige Geschichten vom samstäglichen Training zu erzählen hatte:

„Es war einer dieser Momente, wo man sich auch als Profi fragt, was mach’ ich da eigentlich? Nach der Unterbrechung hat es dermaßen geschüttet, dass ich in der Fünften, Sechsten auf der Geraden Wheelspin gehabt habe.“ - Der Steirer war einer der Verlierer in der gestrigen Quali-Session, weil er den geplanten Angriff mit frischen Reifen dann wetterbedingt nicht mehr durchführen konnte. Er platzierte seinen Honda auf Position 5 der Startaufstellung: „Ich gebe alles!“

Schon im Verlauf der ersten Runde konnte Treml an Michael Rossi vorbeigehen, dessen Seat dann deutlich sichtbar an Geschwindigkeit verlor. Bei der recht sinnlosen Verteidigung siener Position geriet der Franzose mit Ibrahim Okyay aneinander; während der türkische BMW-Pilot weiterfahren konnte. War für Rossi Endstation.

Das war das Aktions-Highlight eines ansonsten überraschend eintönigen 12-Runden-Rennens. An der Spitze hielt James Thompson anfangs enge Tuchfühlung zu Michael Nykjaer, aber der Däne blieb dank Diesel-Power „unberührbar“. Ein kleiner Regenschauer zur Rennmitte sorgte für einige Schlenker und Verbremser, änderte am Stand der Dinge aber nichts:

Nykjaer holte sich den Sieg im ersten ETCC-Lauf vor Thompson und dem Schweden Tomas Engström; Wolfgang Treml wird bei seiner Honda-Premiere feiner Vierter: „Rossi hat vor mir seinen Unfall gehabt, ich hab mich aus der Gschicht’ herausgehalten und dadurch verloren; das habe ich bis in Ziel nicht mehr wettmachen können.“

Bei den S1600 lieferten zwei der drei Starter nach einer Kollision in der ersten Schikane ihre Ford Fiesta mit argen Gebrauchsspuren ab, einer davon allerdings als Sieger. Jens Löhnig zog den Kürzeren und musste nach Boxenhalt dann mit fünf Runden Rückstand das Feld nach hinten absichern; damit gibt es heuer erstmals einen neuen S1600-Sieger in der Person von Carsten Seifert.

Großteils unbemerkt matchten sich die Super-Production-Autos; Vojislav Lekic hatte auch auf trockener Fahrbahn die Nase vor Fabiano Fabiani, im Ziel trennten den Honda und den BMW allerdings nur 3,8 Sekunden. Lekic schaffte auch immerhin den Sprung in die Top 10 gesamt.

Lauf 2: Die Fortsetzung

Nach der Mittagspause setzte sich die Tendenz zur Eintönigkeit leider fort. Wie in der WTCC üblich gab es auch hier im zweiten Lauf einen stehenden Start, und die ersten Acht stellten sich in umgekehrter Reihenfolge auf.

Ausgangs der Schikane war Nykjaer allerdings schon Dritter, und auf der Gegengeraden lag Nykjaer vor Thompson in Führung. Engström und Wolfgang Treml fanden sich alsbald dahinter ein; letzterer hatte als einziger in der Spitzengruppe wirklich zu kämpfen, denn der Franzose Michael Rossi im Benzin-Seat wurde ihm zunehmend gefährlicher.

An der Spitze ging es beileibe nicht so knapp zu, der Abstand von 1,4 Sekunden zwischen dem Sieger Michael Nykjaer und dem Zweiten James Thompson täusch eine Spannung vor, die es leider nicht gab. „Da konnte ich leider nichts machen“, meinte Thompson lakonisch nach dem Rennen und ließ deutlich seine Unzufriedenheit mit der Ballast-Regelung im ETCC durchhören:

„Wir haben schon gewusst, dass es auf trockener Strecke schwer wird. Unser Auto ist hier um achtzig Kilo schwerer, als es in der Weltmeisterschaft wäre. Es ist noch selten vorgekommen, dass ein Auto unseres Alters mit mehr Gewicht als die Dieselautos fahren musste; das sage ich bei allem Respekt vor Michael, denn auch mit dem schnellsten Fahrzeug muss man erst einmal gewinnen. Mit dem WTCC-Gewicht hätten wir hier kämpfen können. Ich habe es drei, vier Runden lang probiert. Es wäre ein unvernünftiges Risiko gewesen, hinter Michael herzujagen, mein Ziel ist am Ende des Jahres der Titel.“

Eine deutliche Botschaft Thompsons in Richtung der Sporthoheit; Nykjaer hört all dem augenzwinkernd zu und kündigte an, jetzt womöglich auch nach dem Titel zu greifen: „Ich hoffe, dass wir die letzten Rennen in Franciacorta noch mitnehmen können, es wäre ein gutes Training“ – nur zu Trainingszwecken könnte Michael Nykjaer somit heuer zum insgesamt dritten Mal Europa-Champion werden.

Tomas Engström im eigenen Honda Accord umkreiste im Respektabstand von 10 Sekunden den Salzburgring und war der logische Dritte. „Diese Herren waren mir einfach zu schnell. Ich habe drei Runden mitzuhalten versucht, aber am Ende der dritten Runde waren meine Reifen erledigt“, fasste der in der Meisterschaft jetzt Zweitplatzierte Engström den für ihn mit zwei dritten Plätzen erfolgreichen Arbeitstag zusammen.

Mit der größte Gewinner des Wochenendes war Vojislav Lekic, der mit dem angejahrten Honda Civic gleich beim ersten ETCC-Antritt den Doppelsieg der Super-Production-Klasse holte und sich im Gesamtfeld wirklich achtbar schlagen konnte. Er hatte seinen einzigen Konkurrenten Fabiani sicher im Griff. „Morgen habe ich Geburtstag, das ist das schönste Geschenk für mich“ – Außerdem ist das wohl das erste Mal, dass ein Serbe einen Sieg in einem Rennen mit FIA-Prädikat gewonnen hat.

Echte Action gab es nur um die Führung der S1600er. Jens Löhnig und Carsten Seifert gönnten einander keine Ruhepause. Nach etlichen Führungswechseln behielt Löhnig um nicht ganz zwei Zehntel die Oberhand, aber in der Abrechnung geht der Gesamtsieg an den regierenden S1600-Meister Seifert.

Mit dem hauchknappen Vorsprung von 0,2 Sekunden brachte der Lokalheld Wolfgang Treml den 4. Platz ins Ziel: „Mit diesem Auto bin ich noch nie stehend gestartet; gestern habe ich es einmal geübt, im Nassen – das ist ein bissl ein Unterschied! Heute hab ich es gut erwischt, dann ist aber Okyays BMW vor mir gestanden, ich habe in die Bremsen steigen müssen und wieder fünfzig Meter verloren, die ich bis zum Schluss auf Engström nicht mehr gut gemacht habe. Rossi ist nicht eigentlich schneller geworden, sondern ich habe in den letzten vier Runden mir irgendwo den Auspuff abgebrochen. Wir prügeln die Autos ja durch die Schikane durch. Das hat Leistung gekostet, deshalb ist Rossi auf mich aufgelaufen. Die vorne u nd ich weiter hinten sind immer dieselbe Pace gegangen. Der Start ist in dieser Liga so entscheidend – was man dort verliert, kann man fast nicht mehr aufholen. Ich wär’ natürlich gern aufs Stockerl gefahren.“

Am 17. Oktober geht der ETCC in seine letzte Runde im italienischen Franciacorta. Dort wird auch Wolfgang Treml wieder dabei sein: „Ich werde James Thompson helfen, Europacup-Sieger zu werden. Wir kämpfen weiter!“

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