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ALMS: 12h Sebring

Frisch aus Florida

Unbedrängt von der Konkurrenz legt Peugeot einen Doppelsieg in Amerika hin - GT: Mühsamer Arbeitstag für Richard Lietz, Ferrari gewinnt.

Johannes Gauglica

Vor dem Rennen gab es eine Klarstellung zu den Sanktionen vom Vortag: Die vermeintlich ausgeschlossenen Teams, darunter das schnellste GT-Auto, einer der Werks-BMW, durften sehr wohl ins Rennen gehen; sie verloren „nur“ ihre Trainingszeiten und mussten sich eim Start am Ende des mit 34 Autos bescheidenen Feldes anstellen.

Emanuele Pirro sorgte in der Anfangsphase für Unterhaltung, der Audi-Pensionist (immer noch im Overall mit den vier Ringen) mischte im Ethanol-befeuerten Lola-Judd von Drayson Racing die Peugeot auf. Über kurz oder lang, und spätestens mit dem britischen Regierungsmitglied Lord Drayson am Steuer, wurde dieses Auto den Peugeot aber nicht mehr gefährlich; ein Lichtmaschinendefekt warf Pirro/Drayson/Cocker dann noch weiter zurück.

Die beiden Diesel-Löwen entschwanden in der Ferne, zunächst mit Alex Wurz & Co. in der Nummer 07 in Führung. Im Mittelteil des Rennens leistete das Schwesterauto 08 (Pedro Lamy/Sébastien Bourdais/Nicolas Minassian) die Führungsarbeit, bevor im letzten Renndrittel 07 wieder voran war. Der Neuzugang Anthony Davidson erwies sich als echte Bereicherung und drehte genau wie der Österreicher superschnelle Runden.

Im Finish lieferten sich die beiden französischen Autos noch ein kleines Duell, Wurz und Bourdais matchten um Sekunden. Eine Kollision des Niederösterreichers mit dem Peugeot-„Erzfeind“ Pirro beim Überrunden war Anlass für Stirnrunzeln im Peugeot-Camp, und womöglich auch bei den Offiziellen.

Die letzten Boxenstops der beiden Peugeot-Teams waren ein spannendes Fernduell: Sebastien Bourdais wollte die Nummer 08 noch rasch vor Wurz' Auto auf die Strecke zurückbringen, das gelang aber nicht. Bourdais legte obendrein auf kalten Reifen noch einen hübschen, aber unnötigen Dreher hin. Dann sprach die Teamleitung - Wurz brachte den 908 als Sieger ins Ziel.

"Teamstrategie hat es bis zum Schluss nicht gegeben", bestätigte Alex Wurz nach der Zieldurchfahrt, "wir mussten Vollgas fahren, es war jede Runde wie im Qualifying. Ich bin wirklich zufrieden, das Auto war phantastisch, wie ein Uhrwerk! Und der Fahrer war auch nicht schlecht..."

Auch Wurz berichtete von einigen Reibereien mit anderen Autos: "Ein paar Herrschaften haben vielleicht etwas zuviel Chili genossen, bevor sie ins Rennauto gestiegen sind."

Als „logische Dritte“ platzierten sich Stefan Mücke/Harold Primat/Adrian Fernandez im Aston Martin, dahinter bereits die schnellsten LMP2: Das Cytosport-Team (Greg Pickett/Klaus Graf/Sascha Maassen) mit dem angejahrten, aber immer noch flotten Porsche RS Spyder brannte der Acura-Werksmannschaft Highcroft Racing (David Brabham/Simon Pagenaud/Marino Franchitti) gleich einige Runden auf den Pelz.

Der Lola-Mazda von Dyson Racing mit Butan im Tank wurde mit riesigem Rückstand gewertet, das waren die einzigen drei Starter in der Klasse…

Positiv: Die neuen LMPC-Autos (in Europa heißen sie Formula Le Mans) erlebten ihre Feuertaufe in einem Langstreckenrennen und erwiesen sich als zuverlässig. Sie sollten also auch in der LMS eine Bereicherung sein.

GT: Nur Ferrari hat kein Pech

Die von ganz hinten gestartete BMW-Werksmannschaft Nr. 90 mit Dirk Müller, Joey Hand und dem dreifachen Tourenwagen-Weltmeister Andy Priaulx machte sich ans Aufholen.

Das Schwesterauto mit Nr. 92 (Bill Auberlen/Tommy Milner/Dirk Werner) war mitunter auf Abwegen in der Landschaft rund um die Strecke zu sehen, letzten Endes waren die beiden weißen Coupés aus Bayern im Sonnenuntergang auf Podium-Kurs.

Das Gegenteil traf auf die Lokalhelden von Corvette zu. Teamboss Doug Fehan fasste es zuammen: „Sebring ist unser Bermuda-Dreieck. Was immer uns passieren kann, passiert uns hier.“ – Die Pechsträhne in Florida für das überall anders unbezwingbare GM-Werksteam geht weiter.

Die beiden Autos nahmen sich quasi gegenseitig aus dem Bewerb, sie kollidierten in der Boxengasse (!!) und verloren mit signifikanten Beschädigungen viel Zeit, und damit das Rennen. Der amerikanische Staat ist ja heutzutage Mehrheitseigentümer bei GM, also gibt’s am Montag vielleicht einen ergrimmten Anruf aus dem Weißen Haus…

Die „full course yellows“ hielten sich dieses Jahr in Grenzen, das Ende der zweiten Gelbphase kostete allerdings Porsche das Rennen in der GT-Klasse. Unmittelbar vorher wurde der bis dahin führende 911er vom Team Flying Lizard von einem irregelaufenen Rad beschädigt und kam an die Box – und dann kam das Safety-Car auf die Strecke.

Dann sind aber die Boxen während einer Gelbphase geschlossen, deshalb durfte am Auto nichts gearbeitet werden. Die Safety-Car-Crew verwechselte dann die beiden Peugeot und musste den Führenden suchen… - damit verlor die Nr. 45 einige Runden.

Richard Lietz und Co. im Auto Nr. 44 verschwanden, dem Vernehmen nach mit Reifenproblemen, in der Mittelmäßigkeit; am Ende eines unspektakulären Auftrittes kamen sie auf Platz 5 ihrer Klasse, und immerhin Platz 11 insgesamt, ins Ziel.

Damit sagte ein anderes team „mille grazie“: Der Sieg in Sebring geht an den Ferrari 430 von Risi Competizione mit Jaime Melo/Gianmaria Bruni/Pierre Kaffer. Obwohl man sich sogar eine Rempelei mit einem Teamkollegen lieferte, lief es ansonsten für dieses Team wie am Schnürl.

Nicht so für einen anderen Ferrari: Die Nr. 01 brannte zwei Stunden vor Schluss lichterloh und lieferte damit eine der spektakulärsten Szenen in einem an Highlights ansonsten eher armen 12h-Rennen von Sebring.

Mehr Show in Europa?

In Europa geht die LMS-Saison bereits am 11. April mit dem 8-Stunden-Rennen von Le Castellet los, und dort wird sich sicher ein größeres Starterfeld einfinden. Am 15./16. Mai gibt es am Nürburgring im Rahmen der 24 Stunden eine Premiere ganz anderer Art:

Wie David Richards in Sebring hat durchsickern lassen, wird das britische Werk erstmals einen Rapide für einen Renneinsatz vorbereiten.

Ergebnis der 12h von Sebring:

1 07 P1 Team Peugeot Total Marc Gené/Alexander Wurz/Anthony Davidson Peugeot 908 HDi FAP 367 Rd.
2 08 P1 Team Peugeot Total Pedro Lamy/Sébastien Bourdais/Nicolas Minassian Peugeot 908 HDi FAP 367 Rd.
-13.817
3 007 P1 Aston Martin Racing Stefan Mücke/Harold Primat/Adrian Fernandez Lola B09/60 Aston Martin 364 Rd.
4 6 P2 Muscle Milk
Team Cytosport Greg Pickett/Klaus Graf/Sascha Maassen Porsche RS Spyder 353 Rd.
5 1 P2 Patrón Highcroft Racing David Brabham/Simon Pagenaud/Marino Franchitti HPD ARX-01c HPD 349 Rd.
6 62 GT2 Risi Competizione Jaime Melo/Gianmaria Bruni/Pierre Kaffer Ferrari 430 GT 331 Rd.
7 92 GT2 BMW Rahal Letterman
Racing Team Bill Auberlen/Tommy Milner/Dirk Werner BMW E92 M3 330 Rd.
8 90 GT2 BMW Rahal Letterman
Racing Team Dirk Müller/Joey Hand/Andy Priaulx BMW E92 M3 330 Rd.
9 45 GT2 Flying Lizard Motorsports Jörg Bergmeister/Patrick Long/Marc Lieb Porsche 911 GT3 RSR 329 Rd.
10 55 LMPC Level 5 Motorsports Scott Tucker/Christophe Bouchut/Mark Wilkins Oreca FLM09 327 Rd.
11 44 GT2 Flying Lizard Motorsports Darren Law/Seth Neiman/Richard Lietz Porsche 911 GT3 RSR 325 Rd.
12 8 P1 Drayson Racing Paul Drayson/Jonny Cocker/Emanuele Pirro Lola B09/60 Judd 324 Rd.
13 02 GT2 Extreme Speed Motorsports Ed Brown/Guy Cosmo/Joao Barbosa Ferrari 430 GT 323 Rd.
14 61 GT2 Risi Competizione Tracy Krohn/Nic Jonsson/Eric van de Poele Ferrari 430 GT 321 Rd.
15 3 GT2 Corvette Racing Jan Magnussen/Johnny O'Connell/Antonio Garcia Chevrolet Corvette ZR1 320 Rd.
16 4 GT2 Corvette Racing Olivier Beretta/Oliver Gavin/Emmanuel Collard Chevrolet Corvette ZR1 320 Rd.
17 99 LMPC Green Earth Team Gunnar Christian Zügel/Gunnar Jeannette/Elton Julian Oreca FLM09 310 Rd.
18 81 GTC Alex Job Racing Juan Gonzalez/Butch Leitzinger/Leh Keen Porsche 911 GT3 Cup 308 Rd.
19 23 GTC Alex Job Racing Bill Sweedler/Romeo Kapudija/Jan-Dirk Lueders Porsche 911 GT3 Cup 305 Rd.
20 80 GTC Alex Job Racing Ricardo Gonzalez/Luis Diaz/Patrick Kelly Porsche 911 GT3 Cup 303 Rd.
21 16 P2 Dyson Racing Team Chris Dyson/Guy Smith/Andy Meyrick Lola B09/86 Mazda 303 Rd.
22 69 GTC WERKS II Racing Robert Rodriguez/Galen Bieker/Cory Friedman Porsche 911 GT3 Cup 302 Rd.
23 40 GT2 Robertson Racing David Robertson/Andrea Robertson/David Murry Doran Design Ford GT MK 7 300 Rd.
24 88 GTC Velox Motorsport Shane Lewis/Jerry Vento/Lawson Aschenbach Porsche 911 GT3 Cup 299 Rd.
25 63 GTC TRG Henri Richard/Duncan Ende/Andy Lally Porsche 911 GT3 Cup 282 Rd.
26 36 LMPC Genoa Racing Andy Wallace/JR Hildebrand/Tom Sutherland Oreca FLM09 281 Rd.
27 32 GTC GMG Racing Bret Curtis/James Sofronas/Andy Pilgrim Porsche 911 GT3 Cup 280 Rd.
28 01 GT2 Extreme Speed Motorsports Scott Sharp/Johannes van Overbeek/Dominik Farnbacher Ferrari 430 GT 271 Rd.
29 17 GT2 Team Falken Tire Bryan Sellers/Wolf Henzler/Patrick Pilet Porsche 911 GT3 RSR 255 Rd.
30 11 LMPC Primetime Race Group Joel Feinberg/Kyle Marcelli/Tom Weikart Oreca FLM09 234 Rd.
32 89 LMPC Intersport Racing Mitch Pagerey/Brian Wong/David Ducote Oreca FLM09 232 Rd.
32 95 LMPC Level 5 Motorsports Scott Tucker/Ryan Hunter-Reay/James Gue Oreca FLM09 224 Rd.
33 75 GT2 Jaguar RSR Paul Gentilozzi/Marc Goossens/Ryan Dalziel Jaguar XKRS 11 Rd.
34 12 P1 Autocon Motorsports Bryan Willman/Tony Burgess/Pierre Ehret Lola B06/10 AER 0 Rd. DNS

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