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LMS: 1000km Silverstone

Qualifying: Audi schlägt Peugeot

Pole Position und P2 für Audi - LMP2: "The Stig" fährt mit - FLM: Kraihamer auf Platz 4 - GT2: Es wird ein Krimi! - Aston Martin ist auch 2011 dabei.

Johannes.Gauglica@motorline.cc; Fotos: Le Mans Series

Gute Nachrichten am Rande des 1000km-Rennens von Silverstone: Aston Martin bekennt sich weiterhin zum Langstreckensport. Für das neue Reglement ab 2011 werden die Briten, deren Werksprogramm von der Firma Prodrive wahrgenommen wird, einen neuen LMP1-Wagen bauen.

Anders als beim aktuellen Auto, das großteils von Lola kommt, arbeitet Prodrive an einer völligen Eigenkonstruktion. Es wird ein offener Sportwagen sein, mit einem Benzinmotor unbekannter Konfiguration und ohne Hybridsystem. Die Konkurrenz bei Audi arbeitet dem Vernehmen nach ja an einem Auto mit Hybrid-Power unter dem Namen R18.

Die aktuellen Fahrzeuge gehen aber nicht in Pension, denn Aston Martin will die aktuellen Coupés in Kundenhand geben, während Spekulationen in Amerika die Diesel-Renner von Audi als Semi-Werksautos in der nächstjährigen ALMS sehen.

Audi meldete sich im Qualifying für die LMS-Derniere und ILMC-Premiere mit dem R15 TDI, dessen Weiterentwicklung jetzt in den Händen des Teams Joest liegt, eindrucksvoll zurück. Denn im Gegensatz zu früheren Auftritten ist der R15 diesmal auch über die fliegende Runde der französischen Konkurrenz mehr als ebenbürtig.

LMP1: Zwanzig Jahre später

1990 im Formel 3000, 2010 im LMP1: Nach nicht weniger als zwanzig Jahren holte Allan McNish wieder eine Pole Position am Silverstone Circuit. Hätte man dem jungen Formel-Talent aus Schottland damals von Diesel-Rennautos erzählt, er hätte vermutlich schallend gelacht.

Außerdem ist es die erste Pole für das Audi-Team seit fast drei Jahren; mit einer Zeit von 1:43.475 rangierten McNish (im Bild mit Audi-Sportchef Dr. Ullrich) und Tom Kristensen – hier erstmals als Duo unterwegs – auch als einziges Auto unter der 1:44-Barriere. Die erste Reihe ist komplett in Audi-Hand, denn 1:44.012 genügten dem von Porsche „geleasten“ Timo Bernhard für Startplatz 2.

Die Freude im Audi-Camp war somit groß, denn man hat ja gute Chancen auf den LMS-Titel. Einen Punkt für die Pole Position hat man somit schon einmal kassiert. „Wir wissen aber, dass das bei einem Langstreckenrennen nicht ganz so wichtig ist“, wiegelte der Routinier ab, „viel wichtiger ist, dass das Auto unter allen Bedingungen, die wir hier bisher hatten, sehr gut war. Wir können sehr konstante Rundenzeiten fahren, und die Performance stimmt."

Auf Platz 3 klassierte sich bei trockenen Bedingungen – eine erfreuliche Wetterverbesserung nach dem Nieselregen der freien Trainings am Freitag - ein Peugeot, aber eigentlich der falsche. Nic Minassian, nach vielen Jahren bei englischen Teams ein halber Brite, notierte 1:44.489 und war vorsichtig optimistisch:

„In den schnellen Kurven war das Auto flott, aber ich habe etwas zu wenig Grip in den engeren Kurven gehabt. Am Beginn meiner ersten fliegenden Runde habe ich mich gedreht; meinen Reifen hat das nichts gemacht, nur war ich dann mitten im Verkehr. Aber die Balance des Autos ist nicht schlecht, ich bin zuversichtlich fürs Rennen.“

Minassian (Bild) stellt dem neuen Kurs in Silverstone ein gutes Zeugnis aus: „Langsam finde ich Gefallen an den neuen Teilstücken, und die Strecke eignet sich für diese Art von Rennen: Sie ist breiter, das macht das Überrunden einfacher als auf dem alten Kurs.“

Nicolas Lapierre platzierte den „privaten“ 908er von Oreca mit nur 21 Hundersteln Defizit auf Startplatz 4, er teilt sich das Auto mit dem Werkspiloten Stephane Sarrazin. Dass Oreca im Interesse der Titelchancen volle Werksunterstützung genießt, sagt auch Nic Minassian klar und deutlich: „Es liegt im Interesse von Peugeot, hier als ein Team zusammenzuarbeiten.“

Peugeot hat übrigens bekanntgegeben, dass der 908 HDi nächstes Jahr auf keinen Fall mehr an den Start gehen wird; nach vier Jahren und einem Erfolg in Le Mans schicken die Franzosen ihren rüstigen Diesel-Löwen also mit dem Ende des 1000km-Rennens in Zhuhai im November in Alterspension. Vielleicht holt er vorher noch einen, oder sogar zwei Titel?

Fernandez „steuerfrei“

Die schnellsten Benziner kamen nicht unter 1:45, das Team Rebellion konnte mit dem Auto Nr. 13 (Andrea Bellichi hinterm Volant) und der insgesamt fünftschnellsten Zeit von 1:45.731 den Werks-Aston Nr. 009 um knapp zwei Zehntel hinter sich halten. Im Schwesterauto 007 hingegen hatte der Mexikaner Adrian Fernandez eine Schrecksekunde, als die Lenksäule sich auflöste – war es Materialschwäche oder womöglich ein „quick fix“ ‚a la British Leyland? Beide Astons werden zu Start des Rennens erwartet.

Noch vor dem Ginetta-Zytek der Brüder Mansell platziert sich der schnellste Wagen der Klasse LMP2. Wie nicht anders erwartet, sind Pole Position und Gesamtsieg für die LPM2-Autos hier kein Thema mehr; nach dem Ausnahmerennen am Hungaroring sind die regulären Kräfteverhältnisse wiederhergestellt.

LMP2: Danny schlägt Stig

Strakka Racing ist wieder ganz vorne, Danny Watts drehte mit dem unaussprechlichen HPD-ARX01c vier Runden, eine davon mit 1:46.961 schnell genug für die Klassen-Pole. Das war auch satte zweieinhalb Sekunden schneller als die Konkurrenz, allen voran Olivier Pla im Ginetta von Quifel-ASM.

Deren Markenkollegen vom Team Bruichladdich (eine schottische Distillerie, spricht sich „Brookladdy“) lieferten eine Überraschung ab und verwiesen das in der LMP2-Meisterschaft führende Team RML auf den Klassen-Startplatz 4.

RML-Pilot Ben Collins genießt derzeit in Großbritannien große mediale Aufmerksamkeit, denn er wurde vor kurzem als „The Stig“ (oder besser: als einer von mehreren Stigs) enttarnt. Damit ist das vermutlich schlechtestgehütete BBC-Geheimnis heraußen. Jetzt darf Collins ungleich gesprächiger sein als in der weltweit beliebten Sendung „Top Gear“, und macht davon ausgiebigen Gebrauch – in Zeitungen, im Fernsehen und in einem Buch.

Die Pole Position der Formula Le Mans wurde zur Beute von Charlie Hollings. Er hielt in einem teaminternen Zweikampf der Autos von Hope PoleVision mit 1:56.968 seinen Teamkollegne Steve Zacchia um nur neun Hundertstel hinter sich. Der Salzburger Dominik Kraihamer drehte im Auto von Boutsen Energy Racing eine Runde von 1:57.850, das genügt für den Klassen-Startplatz 4 und Gesamt-Startplatz 26.

Vielversprechendes GT-Qualifying

Das Fernbleiben des österreichisch genannten Teams Atlas FX bedeutet ein Solorennen für den Larbre-Saleen im Trauerspiel namens GT1; bei den GT2 gab es dagegen eine kleine Sensation. Rob Bell bescherte der Marke Aston Martin einen Grund zum Feiern mit der ersten Trainingsbestzeit für den Vantage V8; seine 2:03.340 war um knapp 16 Hunderstelsekunden schneller als die von Toni Vilander im Ferrari von AF Corse.

Die Abstände in der GT-Klasse waren ungemein knapp, denn wiederum nur 0,144 Sekunden langsamer als der F430 wurde Marc Lieb im Porsche 997 des Teams Felbermayr-Proton gemessen. Lieb und sein österreichischer Teamkollege Richard Lietz sind ja die großen Favoriten auf den GT2-Meistertitel in der Le Mans Series 2010, Vilander/Fisichalle/Alesi im Ferrari sind ihre großen Rivalen.

Nachdem keiner der beiden Teams sich den Extrapunkt für die Pole Position holt, war das Qualifying sozusagen ein Unentschieden. Drei ganze Zähler müssen Lietz/Lieb einfahren, um den Titel zu fixieren.

"Vielleicht wären noch zwei Zehntel drin gewesen“, rapportierte Lieb, „aber für die Pole Position hätte es so oder so nicht gereicht. Es war schwierig, durch die Mischbedingungen in den freien Trainings das richtige Setup zu erarbeiten. Aber für das morgige Rennen sind höhere Temperaturen vorhergesagt, da werden die Karten ohnehin neu gemischt."

Spannend wird das über 1000 Kilometer oder sechs Stunden gehende Rennen jedenfalls: Die schnellsten acht GT2-Autos lagen innerhalb von 0,6 Sekunden, darunter erfreulicherweise auf Platz 7 der Felbermayr-Proton-Porsche Nr. 88. Martin Ragginger legte inmitten stärkster Konkurrenz eine tolle Leistung hin.

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