
LMS: 1000km Silverstone | 09.09.2010
Entscheidung und Neubeginn in Silverstone
Am 12. September um 12:55 Uhr geht's ins LMS-Finale, gleichzeitig beginnt dort der neue Intercontinental Le Mans Cup - Lietz kämpft um den Titel. UPDATE: Nigel M. fährt doch nicht.
Zum Grande Finale der europäischen Sportwagensaison werfen sich wieder alle Werksteams in die Schlacht. Insgesamt wird mit 47 Startern das zweitgrößte Feld des Jahres erwartet. In der Le Mans Series 2010 werden die Sieger des Jahres gekürt; gleichzeitig startet eine neue internationale Meisterschaft unter der Leitung des ACO: Der Intercontinental Le Mans Cup (ILMC).
Drei Rennen, drei Kontinente: Diese "Mini-WM" umfasst neben dem 1000km-Lauf in Silverstone in der Folge das "Petit Le Mans" über 1000 Meilen in Road Atlanta am 2. Oktober und als kleinen Unsicherheitsfaktor ein neuer 1000km-Rennen im chinesischen Zhuhai am 7. November.
Mit Peugeot und Audi haben die beiden großen Werksteams bereits ihr Engagement bekanntgegeben.
Le Mans Series: Die Entscheidung
Audi Sport unter der Ägide von Dr. Wolfgang Ullrich und Teamchef Manfred Joest trifft am Silverstone Circuit wieder auf Peugeot Sport mit Mastermind Olivier Quesnel; Prodrive-Boss David Richards beordert Aston Martin Racing auf die Bahn.
Das Werksteam von Peugeot wird im ILMC seine Fahrerteams pro Lauf ändern; in England fahren Nic Minassian und Anthony Davidson den einzigen Werks-Peugeot 908 HDi als Unterstützung des Oreca-Autos von Nicolas Lapierre und Stéphane Sarrazin. Denn Oreca führt derzeit in der Wertung der Le Mans Series mit 49 Punkten vor dem privaten Aston-Martin-Team Signature Plus (47).
An 3. Stelle der Gesamtwertung lauert die Nummer 7 von Audi Sport mit 44 Punkten nach den starken Auftritten zu Beginn der Saison in der Vorbereitung auf Le Mans. Das heißt, dass Audi den LMS-Titel noch "mitnehmen" könnte. Zwei R15 TDI plus reisen nach Großbritannien, die Altmeister Allan McNish und Tom Kristensen fahren im Auto Nr. 7, Porsche-Leihgabe Timo Bernhard und Rinaldo Capello das Schwesterauto mit Nr. 8.
Das Schweizer Team Rebellion Racing ist mit den Plätzen 4 (Startnummer 12) und 5 (Startnummer 13) und einem Punktekonto von 43 bzw. 41 Punkten ebenfalls noch in Reichweite auf Plätze am "Gesamt-Stockerl" und womöglich den Gesamtsieg – dabei müsste die die Konkurrenz allerdings mit eigenem Pech mithelfen.
Die Speerspitze von Aston Martin ist also das Team Signature Plus mit den FahrerInnen Vanina Ickx (Bild), Pierre Ragues und Franck Mailleux. Das Werksteam aus Gaydon ist in der LMS-Wertung bereits abgeschlagen, beim Heimspiel wollen Adrian Fernandez/Harold Primat/Andrew Meyrick und Juan Barazi/Sam Hancock das Aston-Image aufpolieren.
Best of British, fast vollzählig
Vor eigenen Fans tritt die Familie Mansell mit ihrem Ginetta-Zytek 09S wieder vollzählig an: Papa Nigel ist zumindest auf der Nennliste, seine Verletzungen vom Crash in Le Mans wieder verheilt. Wird es ein Abgesang für den Exweltmeister? Seine Söhne Greg und Leo, Klassensieger am Hungaroring, werden wohl wieder die Hauptarbeit erledigen.
UPDATE: "Il leone" wird doch nicht in England am Steuer sein, der Onkel Doktor hat's verboten. Mansell sen. wird als "extrem enttäuscht" zitiert und betont: "Ein gutes Resultat in Silverstone ist sehr wichtig für unsere Vorbereitungen auf die nächste Saison und die Suche nach einem Hauptsponsor" - es geht also zumindest mit dem Familienteam der Mansells auch 2011 weiter.
Aus der American Le Mans Series reist das Team von Paul Lord Drayson mit dem Ethanol-Lola an; der Teameigner wird wieder vom Jungtalent Johnny Cocker unterstützt. Um die Top-Platzierung bei den "Nicht-Dieseln" wird diese Crew wohl mitfahren, wenn seine Lordschaft, ehemals Minister im Kabinett von Tony Blair und Gordon Brown, nicht allzu oft vom rechten Weg abkommt.
Auch Drayson und die Werks-Astons werden übrigens bei den weiteren ILMC-Läufen mitmachen.
Sozusagen unter sich sind die Briten auch bei der Entscheidung in der Klasse LMP2; dort liegt mit RML ein Team in Führung, das über die fliegende Runde nicht das schnellste der Saison war, aber mit Zuverlässigkeit überzeugt hat.
Edelprivatier Mike Newton und sein brasilianischer Stamm-Co Tommy Erdos gehen mit 65 Zählern in die letzte LMS-Runde, damit haben sie 12 Punkte Vorsprung auf das Team Strakka Racing.
RML muss also ein dunkelgraues Wochenende haben und Strakka jedenfalls maximale Punkte mitnehmen. Ein Gesamtsieg wie beim 1000km-Rennen in Ungarn ist aufgrund der sehr unterschiedlichen Charakteristik des Kurses in Northamptonshire nicht zu erwarten.
GT2: Lietz leads
Bei den GT-Fahrzeugen gibt's wieder ein Gipfeltreffen aller besten europäischen Teams der Klasse; auch für BMW reist wieder eine Abordnung aus Freilassing an. Jörg Müller und Dirk Werner pilotieren einen M3 GT2 unter bewährter Betreuung des Teams Schnitzer.
Keinen Schnitzer sollten sich Richard Lietz, Marc Lieb und das Team Felbermayr-Proton erlauben. Denn sie haben zwar einen großen Punktevorsprung in der Tabelle und müssen nur mehr drei Punkte einfahren, um den Titel zu fixieren; aber auch diese Aufgabe kann mit etwas Pech eine Zitterpartier werden, wie das Finale 2009 gezeigt hat.
Damals war nur ein Pünktchen vonnöten, aber die Technik machte es noch einmal sehr spannend. Das neue Layout des jetzt genau 5,901 Kilometer langen Grand Prix Kurses sollte dem Porsche 911 GT3 RSR jedenfalls entgegenkommen:
"Sowohl die flüssige Streckenführung mit ihren anspruchsvollen Hochgeschwindigkeitskurven als auch das gesamte Umfeld machen mir großen Spaß", meint Richard Lietz, "außerdem haben wir noch mehrere Asse in der Hand: Die große Effizienz des Elfers, die uns erlauben sollte, länger als die Konkurrenz auf der Strecke zu bleiben. Eine großartig eingespielte Mechanikercrew, die in Ungarn nicht unwesentlichen Anteil am Erfolg hatte. Nicht zuletzt haben wir mit Norbert Singer einen genialen Strategen in der Box. Er hat auf alle Rennsituationen eine Antwort, was bei taktischen Entscheidungen gerade im Meisterschaftsfinish ein wesentlicher Vorteil ist."
"Silverstone hat eine tolle Sportwagentradition und die Begeisterung der englischen Fans ist eine zusätzliche Motivation. Zuletzt waren wir im Qualifying nicht so gut wie unsere Rivalen. Wir arbeiten aber hart daran, dass wir das Finale von einem vorderen Startplatz in Angriff nehmen können." - Der Zusatzpunkt für die Pole-Position trug im Vorjahr wesentlich zum Gewinn der Meisterschaft bei.
Das Schwesterauto Nr. 88 mit Martin Ragginger, Romain Dumas und Christian Ried leistet Lietz/Lieb am Weg (hoffentlich) zum Titel Schützenhilfe und wäre sogar selbst noch in zumindest theoretischer Schlagdistanz auf Platz 2 in der Gesamtwertung. Da müsste das Ferrari-Startrio Giancarlo Fisichella (Bild)/Jean Alesi/Toni Vilander im F430 von AF Corse allerdings mit einem Totalaussetzer mithelfen.
Formula Le Mans: Kraihamer sinnt auf Rache
Nachdem beim letzten Rennen in Ungarn ein Getriebeproblem dem Team Boutsen Energy Racing die Suppe versalzte, brennen Dodo Kraihamer & Co. im "Home of British Motor Racing" auf Wiedergutmachung.
Nach dem für das Team enttäuschenden 4. Platz im äußerst mühsamen Rennen am Hungaroring will der 20jährige aus Mattsee bei Salzburg wieder kräftig Gas geben:
"Auf jeden Fall hoffe ich darauf, dass wir am kommenden Wochenende deutlich mehr fahren und weniger stehen als in Ungarn", nimmt er die dort epidemisch aufgetretenen Standfestigkeitsprobleme der FLM-Boliden mit Humor. Nicht weniger als drei Boxenaufenthalte verdarben dem Team von Boutsen Energy Racing und den Fahrern Kraihamer, Nicolas de Crem und Bernhard Delhez dort das Wochenende.
"Mein Ziel lautet wie immer, mein Bestes zu geben", gibt sich Kraihamer von der zu erwartenden großen Kulisse auf der Formel-1-Strecke unbeeindruckt, "ich werde sicherlich nicht an Punkte oder Platzierungen denken, sondern mich ganz auf mich und das Auto fokusieren. Das hat schon in Ungarn gut funktioniert, als ich trotz der permanenten Getriebeprobleme bei meinem Doppelstint bei Dunkelheit die absolut schnellste Rennrunde aller Formula Le Mans gefahren bin."
Die Formula Le Mans als solche ist angesichts der bevostehenden Reglementänderungen für 2011 etwas in der Schwebe; gleichzeitig zeigt der FLM-Hersteller Oreca ein neues Fahrzeug für nächstes Jahr: Den Oreca 03 für die LMP2-Klasse, der dem FLM-Boliden nicht unähnlich schaut.