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WTCC: Brno

Erstmals alle Marken mit neuem Motor

Motorline.cc blickt voraus auf das Tourenwagen-WM-Wochenende in der Tschechischen Republik mit den beiden Sprintrennen in Brno.

In den Sommermonaten geht es Schlag auf Schlag: Nur zwei Wochen nach dem Debüt auf dem Hungaroring versammelt sich das Fahrerlager der WTCC erneut im Osten Europas. Schauplatz für ein traditionell überaus ereignisreiches WM-Wochenende ist die Tschechische Republik. Das Automotodrom Brno ist als Berg- und Talbahn bekannt, die schon seit jeher für spannende und spektakuläre Rennverläufe sorgt.

Davon können sich die Fans der Tourenwagen-WM seit 2006 überzeugen – die WTCC gastiert in dieser Saison also bereits zum sechsten Mal in der Tschechischen Republik. Der Masaryk Circuit erwies sich in der Vergangenheit stets als gutes Pflaster für BMW-Fahrer im Starterfeld: Jörg Müller und Alex Zanardi sind die einzigen Piloten, die einem Sieg in Brno einen weiteren Rennerfolg folgen ließen.

Während Müller in den Jahren 2006 und 2007 erfolgreich war, wusste Zanardi das Publikum 2008 und 2009 zu begeistern. 2011 sind weder der Deutsche noch der Italiener am Start, doch die BMW-Teams gehen dennoch als Favoriten in die beiden WM-Rennen der Tschechische Republik: Der 5,403 Kilometer lange Kurs vor den Toren der zweitgrößten Stadt des Landes spielt den Hecktrieblern in die Karten.

Eine Rennstrecke im Wandel der Zeit

Die Rennstrecke von Brno wurde allerdings nicht immer in ihrer jetzigen Form befahren. Bereits 1930 fanden die ersten Rennen auf einem 29 Kilometer langen Kurs statt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Piste auf 17,8 Kilometer verkürzt, in den 50er Jahren entdeckten die Motorradfahrer den Kurs für sich. Dieser führte zeitweise sogar durch die Innenstadt!

In den 80er Jahren flog die mittlerweile erneut verkürzte Rennstrecke kurzfristig aus dem WM-Kalender der Zweiräder, weil sie die damaligen Sicherheitsanforderungen nicht mehr erfüllte. In Windeseile ließen die Verantwortlichen daher den jetzigen, rund fünf Kilometer langen Rennkurs errichten, der Mensch und Material in insgesamt 14 Kurven und bei bis zu 7,5 Prozent Steigung auf die Probe stellt.

Geschichte und Moderne treffen aufeinander

Das Automotodrom Brno darf also mit Fug und Recht als Naturstrecke bezeichnet werden – und ist darüber hinaus in einer geschichtsträchtigen Region angesiedelt: 1805 trafen unweit von Brno die kaiserlichen Truppen von Napoleon Bonaparte auf die Armeen von Russland und Österreich, was in der Schlacht von Austerlitz mündete, wobei der französische General einen klaren Sieg davontrug.

Heute zählt Brno mit seinen 370.000 Einwohnern zu den größten Städten der Tschechischen Republik und ist unter anderem Standort von zwei Universitäten mit über 50.000 Studierenden. Einige davon werden sich am Wochenende sicherlich auch in den Tribünen des Masarykrings einfinden, wenn die Tourenwagen-WM ihr jährliches Stelldichein gibt – nur zwei Wochen nach der grandiosen Premiere in Ungarn.

Dort waren im Verlauf des Wochenendes über 70.000 Fans an den Kurs geströmt, um die Fahrer der WTCC live in Aktion zu erleben. So viele Zuschauer wird es in Brno vermutlich nicht geben, doch der Event in der Tschechischen Republik ist traditionell gut besucht. In diesem Jahr erleben die Fans auf den Tribünen aller Voraussicht nach ein Debüt: Volvo sollte den neuen 1,6-Liter-Turbomotor an den Start bringen.

Alle Automarken mit neuem Motor unterwegs

Als letzte in der WTCC engagierte Automarke macht der schwedische Konzern damit den Schritt hin zum neuen Reglement des Automobilweltverbandes FIA und rüstet den Volvo C30 von Robert Dahlgren erstmals mit dem neuen Triebwerk aus. Eben dieses wurde in den vergangenen Wochen immer wieder getestet und soll in der Tschechischen Republik erstmals eingesetzt werden.

Eine ähnliche Premiere steht auch Tiago Monteiro und Gabriele Tarquini bevor: Einige Seat-Piloten hatten den neuen 1,6-Liter-Turbomotor bereits in Ungarn im Auto, nun ziehen die Routiniers nach und wechseln ihrerseits in das Auto mit dem neuen Aggregat, den Seat León 1,6T. Einzig Aleksei Dudukalo tritt weiterhin mit dem alten Seat León 2.0 TDI an.

Mit dabei ist auch wieder Marchy Lee. Der chinesische Rennfahrer hatte das Wochenende in Budapest kurzfristig auslassen müssen, weil sein Team zwar einen neuen Sponsor an Land gezogen, das Fahrzeug aber nicht mehr entsprechend umlackieren konnte. Lee und sein vom Engstler-Team betreuter BMW 320 TC werden nun in neuen Farben im Starterfeld der Tourenwagen-WM erwartet.

... und alle jagen Chevrolet

In der Gesamtwertung hat indes Chevrolet nach wie vor die Zügel fest in der Hand. Rob Huff (150 Punkte) führt in der Fahrertabelle souverän vor seinen beiden Teamkollegen Yvan Muller (119) und Alain Menu (104). Erster Verfolger des Chevrolet-Trios ist Tarquini (75) vor Monteiro (74) und Tom Coronel (52). Norbert Michelisz (46) und Michel Nykjaer (43) folgen dahinter.

Chevrolet dominiert auch in der Herstellerwertung: Mit 322 Punkten rangiert das Team klar vor den Seat-Teams (193) und den Mannschaften von BMW (185). Schlusslicht ist nach wie vor Volvo mit 46 Zählern. Wesentlich enger gestaltet sich die Lage bei den Privatfahrern. Dort führt Kristian Poulsen mit 50 Punkten vor Javier Villa (50), Michelisz (45) und Darryl O'Young (40).

Franz Engstler, der einzige Deutsche im Starterfeld der WTCC, rangiert mit 36 Zählern auf Position fünf der Privatiers. Der Routinier aus dem Allgäu hatte sich in Ungarn erstmals in der Saison 2011 einen Klassensieg gesichert. Das Engstler-Team führt auch in der Teamwertung: Mit 82 Zählern rangiert die Mannschaft nach vier Wochenenden vor Proteam (59), Bamboo (53), Sunred (45) und Zengö (40).

Fakten zum Rennwochenende in Brno:

Streckenlänge: 5,403 Kilometer
Renndistanz: Zwei Rennen à 10 Runden

Die Sieger in Brno, 2006-2010:
2006: Jörg Müller (BMW), Rob Huff (Chevrolet)
2007: Félix Porteiro (BMW), Jörg Müller (BMW)
2008: Alex Zanardi (BMW), Gabriele Tarquini (Seat)
2009: Alex Zanardi (BMW), Sergio Hernández (BMW)
2010: Rob Huff (Chevrolet), Andy Priaulx (BMW)

Rundenrekorde:
Qualifying: 2:08,913 — Zanardi (BMW, 2008)
Rennen: 2:10,108 — Porteiro (BMW, 2008)

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